Das Sexprojekt: Wie ich (mich) auszog, die beste Liebhaberin der Welt zu werden (German Edition)
Zuschauers sieht«, sagt Thomas. Recht hat er. Als ich auf dem Stuhl sitze, merke ich: Daniela hat tolle Beine. Und ich merke auch: Wenn das nicht perfekt sitzt, schämt man sich fremd. Als Daniela nach vollendetem Striptease nur noch mit ihrem Unten-drunter-Tanga vor mir steht, stelle ich fest, dass der so gut wie durchsichtig ist: »Du bist ja nackig!«
Aber sie beruhigt mich: »Du bist ja mein Mann.« Ach so.
Ich resümiere:
Strippende Frauen: 7
Spaßfaktor von 1 bis 10: 8,5
Arschgeweihe: 1 (die Physiotherapeutin)
Snoopy-Tangas: 1 (ich)
Zum Schluss bekommen wir eine Urkunde (golden), eine CD mit den beiden Liedern und: eine ausgedruckte Abfolge der Choreo-grafie, einen Spicker sozusagen. » Intro, Jacke, Drehung, Hut, Krawatte, Bluse, tanzen, Stuhl, Gürtel, Schuhe ... Intro, Jacke, Drehung, Hut, Krawatte, Bluse, tanzen, Stuhl, Gürtel, Schuhe ... « , rezitiere ich leise auf der Heimfahrt in der U-Bahn den ersten Teil der Choreografie vor mich hin.
Bis mich ein Mann anspricht. Er ist nicht unattraktiv und ganz nett, wir unterhalten uns ein bisschen. Er ist über das Wochenende in der Stadt, weil er an einem Kongress teilnimmt. »Ich bin das Wochenende über hier, weil ich an einem Gruppenstripkurs teilnehme«, entgegne ich freundlich. »Schön«, sagt der Mann und spricht kein Wort mehr, bis ich aussteige.
Als ich nach Hause komme, grinst mich L. bis über beide Ohren an. L. hat von meinem Vorhaben leider Wind bekommen. Wir sind in einem Stadium in unserer Beziehung, wo es auffällt, wenn einer von uns mit Reizwäsche drunter aus dem Haus geht und ein paar Stunden wegbleibt. Ich habe L. gesagt, dass ich erst noch üben muss. Zwei Wochen ungefähr, rät der Chippendale. Zum einen stimmt das, bis jetzt falle ich an der Stelle, wo man aus der Hose steigt, immer noch fast auf den Hintern, zum anderen erhöht Warten die Spannung. L. ist aber ziemlich entspannt, nur manchmal summt er leise das Intro von You can leave your hat on .
Das mit dem Üben hat sich als ziemlich kompliziert herausgestellt. L. und ich sind zu ähnlichen Zeiten zu Hause und der einzige Raum, in dem ich genügend Platz habe, ist das Wohnzimmer. Das Problem ist, dass L. keine Lust hat, an seinem Feierabend auf dem Bett zu sitzen und zu warten, bis ich mit Üben fertig bin. Leider. Wir haben uns darauf geeinigt, dass er an zwei Tagen in der Woche abends mit Markus ein Bier trinken geht. Dazu kommt ein Abend Ju-Jutsu-Training, dann habe ich schon an drei Abenden das Wohnzimmer für mich. Da kann ich einen Stuhl aufstellen und zwischen dem Fernseher und diesem aus drei Stämmen geflochtenen Baum von Ikea noch bequem 3 Meter vor dem Stuhl auf und ab gehen. Unglücklicherweise habe ich den blöden Baum während einer Drehung mit gestrecktem Arm umgeschmissen, woraufhin der schöne Übertopf zerbrochen ist. Am Ende meiner Übungsabende bin ich fix und fertig. Allein, bis ich vor jedem Durchgang den ganzen Dessouskrempel wieder angezogen habe, versagt mir schon das Deo. Nach einem solchen Abend treffe ich am nächsten Morgen im Treppenhaus Frau Kollerbauer, eine alleinerziehende Übermutter, die unter uns wohnt. Mit einem Kind an der Hand und einem etwas kleineren auf dem Arm fängt sie mich in der Haustür stehend ab: »Haben Sie wohl auch endlich ein Kind? Das hört sich nämlich so an, abends. « Blöde Gans. »Nein, ich übe Striptease für meinen Mann. Haben Sie neuerdings auch einen? Dann könnte ich Ihnen das zeigen. « Ist doch wahr.
Nach dreimal Üben halte ich es nicht mehr aus. Ich muss das jetzt herzeigen. Der Abend, an dem meine Vorführung startet, ist ein Donnerstag. Am Donnerstag komme ich früher nach Hause und kann mich noch in Schale werfen. Den Snoopy-Tanga habe ich eingetauscht gegen einen schwarzen, seidigen Spitzentanga. Es ist das schönste und teuerste Wäschestück, das ich je besessen habe. Colette von Janet Reger, 48 Euro. Unfassbar, wie viel Geld so wenig Stoff kosten kann. Dafür hat es einen eigenen Vornamen. Ich schminke mich und warte in voller Anzug-Krawatte-Hut-Montur in der Küche auf L. Das Licht im Wohnzimmer ist gedimmt, die CD ist eingelegt und ich überlege einen Moment, ob ich nicht das Rauchen wieder anfangen soll. Intro, Jacke, Drehung, Hut, Krawatte, Bluse, tanzen, Stuhl, Gürtel, Schuhe … ich komme mir vor wie kurz vor einer Lateinprüfung: video, vides, videt, videmus …
Gemäß der klassischen Schwipsmethode und dem Leitsatz Kein Alkohol ist auch keine Lösung habe ich ein gutes Drittel der
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