Das Sexprojekt: Wie ich (mich) auszog, die beste Liebhaberin der Welt zu werden (German Edition)
Mojitos, die hier ganz hervorragend sind.
»Ich kann es nicht fassen, dass L. sich so anstellt«, sage ich und stochere mit dem Strohhalm im Eis herum. Am Nachmittag zuvor war das Paket eines bekannten deutschen Erotikversands angekommen. Während L. abends in der Küche kochte, öffnete ich eine Flasche guten Wein, stellte zwei Gläser auf den Tisch und neben jedes Glas ein Fläschchen Spanish Secrets . L. nippte am Wein und übersah die Fläschchen. Das ist typisch Mann, oder? Es ist kein Fußball, es ist kein Bier, es ist nicht nackt, also ist es unsichtbar.
L. wollte Spanish Secrets nicht probieren. Weil, wie er mir erklärte, diese höchstens homöopathische Menge an Wirkstoff eh nicht wirke, sonst wäre das Secret in Deutschland nicht zugelassen. Und er nehme generell nichts, das im Verhältnis 1 Tropfen zu 25 Schwimmbecken verdünnt sei, da sei er allergisch drauf. Meine prima Idee, dann eben nicht die vorgeschriebene Menge, sondern eine komplette 100-Milliliter-Flasche zu trinken, fand er auch nicht gut. L. ist nämlich unser Sicherheitsbeauftragter und, was seine Gesundheit angeht, ein Schisser. Er hat unter dem Artikel Spanische Fliege 56 im Onlinelexikon Wikipedia folgenden Satz gefunden:
Bei Überdosierungen kann das Zentralnervensystem angegriffen werden. In Extremfällen kommt es innerhalb von zwölf Stunden zum Tod durch Lebervergiftung, Kreislaufkollaps und Nierenversagen. Daher wurde die Spanische Fliege in der Vergangenheit auch als Tötungsgift bei Hinrichtungen und für heimliche Mordanschläge verwendet.
Damit war für L. das Thema erledigt. Der darauffolgende Satz, der davon handelt, dass die in Deutschland erhältlichen Präparate unbedenklich sind, interessierte ihn nicht mehr. Keine Tinktur aus einem Erotikfachhandel mit einem Spanisch im Namen würde die L.’schen Lippen je berühren. Sie berührte dafür Janas und meine Lippen. Wir gingen für unseren Sinnesrausch in die Bar Vermont, weil L. sonst alle paar Minuten nachgesehen hätte, ob wir schon an Nierenversagen gestorben wären. Außerdem bilden die Wörter Bar , Cocktails und Spanish Secrets in meinem Kopf eine logische Kette.
Beim ersten Mojitos tröpfeln wir das Liebeselixier noch hinter vorgehaltener Hand in unsere Gläser. Kurz nach dem zweiten Mojito pulen wir mit meinem Wohnungsschlüssel dieses blöde weiße Plastikding vom Flaschenhals, aus dem immer nur kleine Tröpfchen kommen. Nach dem dritten Mojito geht das spanische Geheimnis auf ex. »Olé!«, ruft Jana und bestellt uns noch einen Cocktail.
Am anderen Ende der gut gefüllten Bar stehen zwei Männer, die immer wieder in unsere Richtung schielen. »Der mit der Hornbrille ist ja niedlich«, Jana beugt sich etwas nach vorne und rutscht fast vom Barhocker. Der mit der Hornbrille und sein Kumpel stehen keine zehn Minuten später scheinbar zufällig neben uns am Tresen. Der mit der Hornbrille sieht wirklich ganz nett aus, ich kann das immer erst aus der Nähe beurteilen, wegen einer klitzekleinen Kurzsichtigkeit, die mich zu Singlezeiten ab und zu in Teufels Küche gebracht hat. Gerade als Jana mir zublinzelt und sich langsam mit ihrem schönsten Blick zu den Jungs umdreht, bleiben die beiden mit ihren Augen an unseren Spanish Secrets -Fläschchen hängen. Und verschwinden. »Das darf doch nicht wahr sein«, Jana setzt ihr empörtes Gesicht auf. Nein, das darf es wirklich nicht. Ist es möglich, dass die Herren sich von zwei kleinen Fläschchen Liebestropfen einschüchtern lassen? Befürchten sie, wir würden uns in männerfressende Sexmonster verwandeln? Sind sie verschreckt von starken Frauen, die sie vielleicht fordern? Fühlen sie sich von der weiblichen Lust bedroht?
»Wahrscheinlich dachten sie, ihr habt einen Knall«, überlegte L. am nächsten Morgen. »Und, nicht dass es mich stören würde, aber warum schläft Jana eigentlich auf unserem Sofa?« Stimmt, das habe ich mit meinem Brummschädel ja völlig vergessen. »Ihr war nach dem vierten Mojito furchtbar schlecht und sie hatte Angst, an Nierenversagen zu sterben, wegen der Tropfen.«
»Die Gefahr ist noch nicht vorüber«, tönt es aus dem Wohnzimmer und meine zerknautschte Freundin erscheint im Türrahmen.
»Dann bereite ich den Damen einen extrastarken Kaffee und vielleicht Eier mit Speck?«, fragt L. Habe ich schon erwähnt, dass ich mit L. das ganz große Los gezogen habe? Jana lässt sich auf einen Küchenstuhl plumpsen. »Das wäre toll « , seufzt Jana. »Du bist mir wie eine Mutter ohne
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