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Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition)

Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition)

Titel: Das Siebte Kind - Das Geschenk der Telminamas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. C. Schmelz
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Hände und Füße schlagartig eiskalt wurden und er fühlte einen eigenartigen Druck auf seinen Ohren. Ein flüchtiger Blick in Areks schneeweißes Gesicht verriet ihm, dass sein Cousin von echter Todesangst ergriffen war.
    „Na, wird’s bald. Ich will euch hier vorne sehen“, befahl der Anführer grob.
    Zittrig stand Sid auf und zog dann Arek hoch. Obwohl er selbst keine Kraft mehr in seinen Beinen spürte, stützte er seinen Cousin, der leicht wankte und so aussah, als ob er jeden Moment zusammenbrechen würde. Die anderen Dorfbewohner wichen noch weiter zurück und machten eine kleine Gasse für sie frei.
    „Keiner von ihnen ist der von euch Gesuchte. Arek hat vier Geschwister und Sid fünf“, hörte Sid die kräftige Stimme des Schmieds.
    „Du bist still, sonst fängst du dir eine Tracht Prügel ein“, schnauzte ihn der mächtige Soldat an und wandte sich an Sid und Arek, die nun vor ihm standen. „Wie ist das? Wie viele Geschwister habt ihr?“
    „ Arek hat eine Schwester und drei Brüder, und ich habe drei Schwestern und zwei Brüder“, antwortete Sid zaghaft. Er versuchte krampfhaft die Panik zu verbergen, die in ihm aufgestiegen war, doch das Zittern in seiner Stimme war nicht zu überhören.
    „Was ist mit dem da? Kann der nicht allein stehen?“, fuhr der schwarzbärtige Riese Sid an.
    „Ihm war vorhin schon nicht gut, Herr. Er hat zu viel getrunken“, antwortete Sid.
    „Lass ihn los“, kommandierte der Anführer.
    Sid zögerte. Er sah noch, wie einer der Soldaten näher trat und mit der Hand ausholte, im nächsten Moment glaubte er, ein eiserner Hammer hätte ihn am Kopf getroffen. Alles war rot und schwarz um ihn herum, nur ein paar kleine helle Funken blitzen vor seinen geschlossenen Augen auf. Er musste auf die Knie gesunken sein, denn eine grobe Faust packte ihn am Kragen und riss ihn hoch. Sids linke Wange glühte, und aus einem langen Riss über seiner Schläfe lief reichlich Blut. Benommen blinzelte er, und als sein Sehvermögen langsam wieder zu ihm zurückkehrte, sah er Arek verschwommen neben sich stehen.
    „Durchsucht die beiden“, hörte er noch den Befehl des Schwarzbartes, dann wurde ihm schon der Mantel heruntergerissen. Grobe Soldatenhände tasteten ihn ab, stießen ihn in die Rippen.
    „Sie haben nichts dabei“, stellte schließlich einer von Lergos‘ Männern fest. „Nur der hier hat einen leeren Brustbeutel“.
    „Wofür brauchst du den Beutel?“, fuhr der Anführer Sid an.
    „Ich wollte Kräuter sammeln. Medizin für eine unserer Kühe. Aber es wächst noch nichts“, murmelte Sid kraftlos.
    Einen Moment starrte ihn der riesige Soldat durchdringend an, dann schien er ihm zu glauben und wandte sich wieder den Dorfbewohnern zu. „Also wie ist das jetzt. Kennt einer von euch einen Jungen, der das siebte Kind ist?“
    Erko räusperte sich unsicher, dann erklärte er heiser: „Früher gab es noch Familien mit so vielen Kindern, aber heute lebt in dieser Gegend keine Frau mehr, die so viele Nachkommen auf die Welt gebracht hat. Dieser Knabe muss in einem anderen Teil dieses Landes leben.“
    „Nun, wenn euch doch noch ein Jüngling einfällt, auf den besagte Eigenschaft zutrifft, dann meldet euch beim König“, erwiderte der schwarzbärtige Riese kalt. „Oder besser fangt dieses Siebte Kind ein. Lergos‘ hat eine hohe Belohnung ausgesetzt.“ Und damit drehte sich der Soldat um und stampfte laut klirrend aus der Wirtsstube. Seine Kameraden folgten ihm wortlos.
    Erst als Lergos‘ Männer aus dem Dorf galoppiert waren, trauten sich die Dorfbewohner wieder miteinander zu sprechen, und ein aufgebrachtes Gemurmel erfüllte die Wirtsstube. Sid stand immer noch wie angewurzelt neben Arek in der Mitte des Raumes und konnte sein Glück kaum fassen. Wie gut, dass er vorhin das kleine Säckchen Salz nicht in seinen Brustbeutel gesteckt hatte. Flüchtig musterte er das erleichterte Gesicht seines Cousins, das soeben wieder etwas Farbe annahm, und er fragte sich, ob Arek vielleicht auch etwas Verbotenes in einem seiner Socken bei sich trug. Aber das ging niemanden etwas an. Je weniger davon wussten, desto besser.
    Besorgt trat jetzt Erina auf ihn zu und drückte ihm ein mit kaltem Wasser getränktes Leintuch an die brennende Stirn.
    „Du kannst froh sein, dass du nur das sechste Kind bist, Sid“, meinte sie mitfühlend.
    „Ja, und wie“, murmelte Sid. 
     
     

Hilgaard
     
     
      A uf dem Heimweg tauchte in Sids brummenden Kopf immer wieder dieser schwarzbärtige

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