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Das siebte Tor

Titel: Das siebte Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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wandte sich Xar an Alfred.
    »Hier begegnen wir uns, Drachenmagier«, sagte
der Fürst des Nexus. »Endlich.«
    Der Sartan starrte ihn aus weit aufgerissenen
Augen an. Er klappte den Mund auf und zu, brachte aber keinen Ton heraus. Xar
glaubte, nie ein stumpfsinnigeres Mienenspiel gesehen zu haben. Doch man durfte
sich von der äußeren Erscheinung nicht täuschen lassen. Dieser Sartan besaß
Macht, außerordentlich große Macht. Daß er den einfältigen Tölpel spielte, war
nichts weiter als Tarnung.
    »Obwohl ich sagen muß, daß ich von dir
enttäuscht bin, Alfred«, fuhr Xar fort. Weshalb den Sartan nicht in dem Glauben
lassen, daß er mit seiner Komödie Erfolg hatte. Der Fürst stieß den reglosen
Lazar mit der Fußspitze an. »Du hättest selber mit ihm fertig werden können.«
    Er beugte sich über Marit. »Du bist nicht schwer
verletzt, Tochter, oder doch?«
    Marit, verstört, benommen, schrak vor ihm
zurück, aber sie stieß gegen die Steinbank und konnte nicht weiter ausweichen.
    Xar umfaßte ihre Arme. Sie zuckte zusammen, aber
er half ihr fürsorglich, aufzustehen, und als sie taumelte, stützte er sie.
    »Die Wunden, die er dir zugefügt hat, brennen.
Ja, Tochter, ich weiß es, denn auch ich habe die eklige Berührung mit den
Untoten gespürt. Irgendein Gift, vermute ich. Aber ich kann dir Erleichterung
verschaffen.«
    Er legte ihr die Hand auf die Stirn. Seine
Fingerspitzen zeichneten die verschlungenen Linien des Mals nach, das er auf
der Ebene von Abri im Labyrinth zerstört hatte. Unter seiner Berührung heilte
die Wunde, und das Sigel war wieder vollständig.
    Marit bemerkte es nicht. Fieberschauer
durchströmten ihren Körper, sie war nur halb bei Bewußtsein. Xar hatte ihre
Schmerzen gelindert, aber nicht ganz zum Verschwinden gebracht.
    »Bald wirst du dich besser fühlen. Setz dich
hierhin«, Xar geleitete Marit zum Fußende von Haplos steinerner Bahre, »und ruh
dich aus. Ich habe mit dem Sartan einige Dinge zu besprechen.«
    »Mein Fürst!« Marit klammerte sich an Xars Hand.
    »Mein Fürst! Das Labyrinth! Die Unseren im
Labyrinth kämpfen um ihr Leben!«
    Xars Züge verhärteten sich. »Ich bin mir dessen
bewußt, Tochter. Du darfst nicht glauben, ich hätte mein Volk im Stich
gelassen. Ich werde zurückkehren, sobald…«
    »Gebieter! Ihr versteht nicht! Die
Drachenschlangen haben die Brandfackel in den Nexus geschleudert. Die Stadt
brennt! Unser Volk… stirbt…«
    Der Schlag traf Xar unvorbereitet. Es konnte
nicht sein. Unmöglich. »Der Nexus in Flammen?«
    Im ersten Moment glaubte er, daß sie log, aber
durch das Sigel waren sie jetzt wieder verbunden, und in ihrem Bewußtsein sah
er die Wahrheit. Er sah den Nexus, die wunderschöne Stadt der weißen Türme, seine Stadt. Auch wenn der Feind sie erbaut hatte – er hatte sich ein Recht auf
sie erworben, mit seinem Blut und mit unendlichen Mühen. Er hatte sie seinem
Volk als neue Heimat gegeben.
    In Marits Augen sah er den Nexus gerötet vom
Feuerschein, geschwärzt von Rauch und Tod.
    »Alles, wofür ich gearbeitet habe – dahin«,
flüsterte er. Der Griff seiner Hand lockerte sich.
    »Gebieter, wenn Ihr zurückkehrt…« Marit
klammerte sich an ihm fest. »Wenn Ihr ins Labyrinth zurückkehrt, gebt Ihr ihnen
neue Hoffnung. Geht zu ihnen, Gebieter. Sie brauchen Euch!«
    Xar zögerte. Erinnerungen…
    Er hatte nicht die Kraft, das Letzte Tor zu
durchschreiten. Er kroch auf dem Bauch zwischen den runenbedeckten
Granitpfeilern hindurch. Eine Blutspur bezeichnete seinen Weg, eine Blutspur,
wie er sie auf seiner ganzen langen Flucht durch das Labyrinth hinterlassen
hatte. Ein Teil des Blutes stammte von ihm, das meiste von seihen Feinden.
    Hinter dem Tor sank er in das weiche, saftige
Gras, rollte sich auf den Rücken und starrte in den überwältigenden
Abendhimmel, ein orgiastisches Farbenspiel aus Rosarot und Purpur, abgesetzt
mit Gold und Orange. Er war frei, in Sicherheit, nichts hinderte ihn daran,
seine Wunden zu heilen und zu schlafen, aber einen Moment lang wollte er alles
fühlen, auch den Schmerz. Dies war der Augenblick seines Triumphs, und wenn er
sich später daran erinnerte, dann an jede Einzelheit.
    An den Schmerz, das Leiden. Den Haß.
    Als er spürte, daß der Blutverlust ihn mehr und
mehr schwächte, stützte er sich auf einen Ellenbogen und hielt Ausschau nach
einem geschützten Platz.
    Und er erblickte zum ersten Mal die von seinen
Feinden erbaute Stadt.
    Sie war

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