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Das siebte Tor

Titel: Das siebte Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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erzählte Alfred weiter. »Um nicht
nachdenken zu müssen, verwandte er all seine Kraft darauf, das Labyrinth zu
besiegen, ihm zu entkommen. Und dann war das Ziel zum Greifen nahe – das letzte
Tor –, aber das Triumphgefühl blieb aus. Vielmehr beschlich ihn Angst. Wenn er
jenes Tor durchschritten hatte, was hielt das Leben noch für ihn bereit?
Nichts.
    Als Haplo im Niemandsland angegriffen wurde,
kämpfte er verbissen. Sein Überlebenswille ist stark.
    Doch nachdem er von den Chaodyn schwer verwundet
worden war, erkannte er seine Chance. Von der Hand der Feinde zu sterben war
ein ehrenhafter Tod. Niemand konnte das bestreiten, und er war von dem
Schuldbewußtsein erlöst, den quälenden Selbstzweifeln und dem Bedauern.
    Ein Teil von Haplo war entschlossen zu sterben,
aber ein anderer Teil weigerte sich, aufzugeben. Unbewußt fand Haplo einen Weg
aus seinem Dilemma. Er erschuf den Hund.«
    Der Vierbeiner, von dem die Rede war, hatte
mittlerweile seine Versuche, die Zweibeiner zum“ Verlassen der Zelle zu
bewegen, aufgegeben. Er ließ sich auf den Bauch fallen, legte den Kopf auf die
Vorderpfoten und betrachtete Alfred von unten herauf mit bekümmerter
Resignation. Was immer jetzt geschah, seine Schuld war es nicht.
    »Er hat den Hund erschaffen?« fragte Marit
ungläubig. »Dann ist er nicht wirklich?«
    »Oh, er ist wirklich.« Alfred lächelte
melancholisch. »So wirklich wie die Seelen der Kenkari in ihrem Aviarium. So
wirklich wie die Schemen der Lazare.«
    »Und nun?« Marit starrte zweifelnd auf das Tier.
»Was ist nun?«
    Alfred zuckte hilflos die Schultern. »Ich bin
mir nicht sicher. Haplo scheint in einer Art Koma zu liegen, ähnlich dem
Stasisschlaf meines Volkes…«
    Der Hund sprang auf. Steifbeinig und mit
gesträubtem Fell spähte er wachsam in den Gang hinaus.
    »Da ist jemand«, meinte Alfred und erhob sich
schwerfällig.
    Marit rührte sich nicht. Ihr Blick wanderte von
Haplo zu dem Tier. »Vielleicht hast du recht. Die Runen auf seiner Haut
leuchten.« Sie schaute Alfred an. »Es muß eine Möglichkeit geben, ihn
zurückzuholen. Nekromantie…«
    Alfred wurde kreidebleich und wich unwillkürlich
einen Schritt zurück. »Nein! Das darfst du nicht von mir verlangen!«
    »Was meinst du mit nein? Nein, ist es
unmöglich? Oder nein, ich werde es nicht tun?«
    »Ich kann nicht…«, begann Alfred unglücklich.
    »Doch, er kann« widersprach eine Stimme aus der
Dunkelheit.
    »… er kann…«, folgte das raunende Echo.
    Der Hund bellte warnend.
    Ein Lazar, ehemals Dynast und Herrscher von Abarrach,
kam in die Zelle geschlurft.
    Marit zog ihr Schwert. »Kleitus.« Ihr Ton war
kühl, doch in ihrer Stimme machte sich ein leichtes Beben bemerkbar. »Was
willst du hier?«
    Der Lazar schenkte ihr keine Beachtung, auch
nicht dem Hund oder dem Toten auf der Steinbank.
    »Das Siebte Tor!« sagte Kleitus, und in den
starren Augen glühte ein unheiliges Leben.
    »… Tor… «, seufzte der Schemen.
    »Ich… ich weiß nicht, wovon du redest«, sagte
Alfred schwach. Auf seiner hohen Stirn glänzte Schweiß.
    »Doch, du weißt es. Du bist ein Sartan. Tritt
ein in das Siebte Tor, und du wirst einen Weg finden, deinen Freund zu retten.«
    Die blutige Hand des Lazars deutete auf Haplo.
»Du kannst ihn ins Leben zurückholen.«
    »Stimmt das?« Marit wandte sich an Alfred.
    Alles verschwamm vor seinen Augen, die
Zellenwände schienen näherzurücken. Die Schwärze wuchs, dehnte sich aus,
öffnete sich zu einem ungeheuren Rachen, um ihn zu verschlingen.
    »Nicht in Ohnmacht fallen, verdammt!« sagte eine
Stimme.
    Eine vertraute Stimme. Haplos Stimme!
    Alfred riß die Augen auf. Die Schwärze flutete
zurück. Er schaute sich suchend um und fand die feuchten Augen des Hundes
unverwandt auf sein Gesicht gerichtet.
    »Gütiger Sartan!« Er mußte schlucken.
    »Glaub dem Lazar nicht. Er will dich in die
Falle locken«, sprach Haplos Stimme weiter, und sie hatte ihren Ursprung in
Alfred selbst, in seinem Kopf oder vielleicht dem immateriellen Teil seiner
selbst, den man die Seele nennt.
    »Es ist eine Falle«, wiederholte Alfred laut,
ohne recht zu begreifen, was er da sagte.
    »Geh nicht zum Siebten Tor. Laß dich von dem
Lazar nicht beschwatzen. Und auch von sonst niemandem. Geh nicht!«
    »Nein, ich gehe nicht.« Alfred hatte das Gefühl,
daß er sich anhörte wie der Schemen des Lazars. Zu Marit gewandt, fügte er
hinzu: »Es tut mir leid…«
    »Entschuldige dich

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