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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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darfst du besuchen, ja?«
    Urisk wand die mageren Hände und schaute demütig zu Tenan auf. »Man musste doch etwas zu essen haben«, entschuldigte er sich.
    »Es gibt in dieser Jahreszeit genügend Früchte im Wald. Erzähl mir bloß nicht, dass du nicht weißt, wie man sich in der Natur ernährt.«
    »Der Sturm ...«
    »Du bist ein Waldgeist«, fiel Tenan ihm ins Wort. »Ein Fairin kann auch einen Sturm wie den letzten überleben. Außerdem ist das Unwetter schon längst wieder abgeklungen.« Er schüttelte den Kopf. »Seltsam. Normalerweise hält sich dein Volk weit entfernt von den Behausungen der Menschen auf und meidet sie nach Möglichkeit. Was treibt dich in die Nähe von Esgalin?«
    Als Urisk merkte, dass Tenan nicht lockerließ, brach er in Schluchzen aus – eine Spur zu theatralisch, wie Tenan fand. Aber sein Erstaunen wuchs, als er vernahm, was der Waldgeist berichtete.
    »Furchtbare Dinge sind geschehen«, greinte er. »Menschliche Dörfer meidet man nur gern, das ist wahr. Aber sie versprachen einem auch den einzigen Schutz. Nach all dem Morden und Stechen an den Küsten, dem Foltern und Weinen der letzten Tage ...«
    Tenan runzelte die Stirn. Wovon sprach der Fairin? Morden und Stechen? In der Umgebung Esgalins war es friedlich wie eh und je.
    Die Tür zum Speicher quietschte, als Osyn herunterkam. Ächzend wankte er mit ein paar Kisten in die Stube. »Haben wir Besuch? Ich habe Stimmen gehört ...« Polternd fielen die Kisten zu Boden, als er den Fairin erblickte. »Urisk!« Überrascht trat er einen Schritt näher. »Was machst du denn hier?«
    »Ihr kennt euch?« Tenan schaute verdutzt vom einen zum anderen.
    Der Fairin warf sich winselnd auf den Boden. »Wie gut, den großen Zauberer gesund und munter zu sehen! Man hatte schon große Bedenken, den weisen und mächtigen Osyn hier nicht mehr lebend zu finden. Die dunklen Krieger sprachen von schimmernden Kristallen und düsteren Mächten, von Verderben und Tod und dass alle sterben sollen, die sich dem Todesfürsten entgegenstellen!«
    »Was redest du da?« Osyn runzelte die Stirn.
    Doch Urisk ließ sich in seinem Redefluss nicht aufhalten. »Wie sehr man um den weisen, guten Osyn fürchtete, kann kaum gesagt werden! Und man fürchtete auch um den armen Urisk, jawohl, sehr sogar! In größter Gefahr bewegte er sich.«
    Tenan verstand überhaupt nichts mehr. »Großer Zauberer? Dunkle Krieger? Größte Gefahr? Wovon redest du?«
    »Das wird uns Urisk sicher gleich in aller Ruhe erzählen«, meinte Osyn und wies seinen Studenten und den Fairin an, sich zu setzen, doch Urisk plapperte in seiner Erregung ohne Unterbrechung weiter. Osyn hob beruhigend die Hände und unterbrach seinen Redeschwall. »Wie ich dich kenne, bist du hungrig und wirst von meinem Honig kaum satt geworden sein.«
    Er holte aus der Vorratskammer Brot und Butter, außerdem einen Topf mit Honig und stellte alles vor Urisk auf den schweren Eichentisch.
    »Nun iss dich erst einmal satt und dann erzähl der Reihe nach.«
    Der Fairin ließ sich nicht zweimal bitten. Als hätte er seit Tagen nichts zu essen bekommen, stürzte er sich auf die Speisen und verschlang sie hastig.
    »Woher kennt ihr euch?«, fragte Tenan neugierig. Er konnte sich nicht vorstellen, bei welcher Gelegenheit Osyn ein so seltsames Wesen wie Urisk kennengelernt hatte.
    »Das ist eine lange Geschichte«, meinte sein Meister. »Ich bin vor deiner Geburt viel in Algarad herumgekommen. Auf einer meiner Reisen habe ich Urisk getroffen, und seitdem sind wir – sagen wir – gute Bekannte.«
    »Freunde!«, schnaufte Urisk, während er hastig ein Stück Brot mit einer dicken Schicht Butter und Honig in seinen Mund stopfte. Dabei verstreute er Brotkrumen auf Tisch und Boden und schmatzte genüsslich.
    Tenan wandte sich angewidert ab und schaute Osyn an. »Warum nennt er Euch einen großen Zauberer?«
    »Weil er’s ist«, sagte Urisk mit vollem Mund.
    Osyn zwinkerte verschmitzt. »Nun ja, der gute Fairin hat damals von meiner bescheidenen Kunst so einiges mitbekommen.«
    »Kann man wohl sagen, Herr! Viel Feuer und Licht damals, und die dunklen Krieger auf der Flucht ...«
    »Schon gut, mein Freund«, unterbrach ihn Osyn. »Wir wollen die alten Zeiten ruhen lassen.«
    Tenan hatte wieder das Gefühl, dass sein alter Meister etwas vor ihm verbarg und nichts aus seiner Vergangenheit preisgeben wollte. Er nahm sich vor, Urisk zu einem späteren Zeitpunkt dazu zu befragen. Der geschwätzige Fairin würde ihm sicher mehr

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