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Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Das Siegel der Finsternis - Algarad 1

Titel: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Reichard
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Schmiedehämmer auf den Amboss krachten die Schläge auf Tenan ein. Er wehrte sich verzweifelt, musste aber schnell erkennen, dass es etwas anderes war, gegen Amris zu bestehen, als gegen einen ausgebildeten Krieger Achests. Im Angesicht des drohenden Todes musste er über seine Anmaßung, Naivität und Selbstüberschätzung fast lachen.
    »Tenan, pass auf!«, drangen die Warnrufe Chasts an sein Ohr. »Er treibt dich in eine torokka !«
    Tenan wusste nicht, was eine torokka war, und es war ihm im Augenblick auch völlig gleichgültig. Er hatte genug damit zu tun, sich seiner Haut zu wehren. Der Krieger knurrte wie ein Wolf, als er sein Schwert beidhändig über den Kopf schwang und auf ihn herabsausen ließ. Tenan fing den Schlag im letzten Moment ab. Seine Arme erzitterten, sein Schwert bebte. Der Druck der beiden Klingen, die sich gegeneinanderpressten, war enorm. Der Gredow stieß Tenan verächtlich knurrend zurück.
    »An deinem Stand musst du noch arbeiten!«, rief Chast, der neben ihm auftauchte.
    Für einen kurzen Augenblick ließ sich der Gredow von dem neuen Gegner ablenken. Tenan nutzte die Unaufmerksamkeit des anderen und trieb sein Schwert bis zum Heft in eine Blöße des Kriegers, direkt unter der Achsel. Dann riss er es heraus. Der Gredow wankte, einen erstaunten Ausdruck auf dem Gesicht,und tastete ungläubig nach der hässlichen Wunde. Dann blickte er wieder auf Chast, während das Leben ihn mit jedem Schlag seines schwächer werdenden Herzens verließ. In einem Schwall schwarzen Blutes brach der Krieger schließlich zusammen. Der Aufprall seines Körpers ließ die Planken zittern.
    Entsetzt starrte Tenan auf das tote Ungetüm. Gleichzeitig erfüllte ihn eine wilde Befriedigung über dessen grausamen Tod. »Ich danke dir!« Keuchend wischte er sich den Schweiß von der Stirn. An seiner Kleidung und den Händen klebte das Blut des Erschlagenen.
    Chast sah ihn mit einer Mischung aus Tadel und Unglauben an. »Nennst du das Schwertkampf? Wo hast du nur diese verkorkste Technik gelernt?«
    Tenan verkniff sich eine hitzige Erwiderung. Die Gredows an Bord waren besiegt, aber schon machte sich auf der Acheron ein neuer Entertrupp bereit. Schon füllten sich die seitlichen Laufstege am Rumpf von neuem, Armbrüste wurden in Stellung gebracht.
    Über dem Heck der Dakany hoben und senkten sich die Rammsporne in dunkler Drohung, der Fracher verlor weiter an Geschwindigkeit.
    Und eine neue Gefahr war im Anzug.
    »Felsen voraus! Noch sechzig Yard entfernt!«, erscholl der Ruf der Bugwache.
    Tenan zuckte zusammen. Felsen? Er stand für einen kurzen Augenblick verwirrt da. Was für Felsen?
    »Du weißt, was zu tun ist«, knurrte Harrid dem Steuermann zu, während er sein blutiges Schwert an der Leiche eines getöteten Gredows abwischte. »Auf die Posten!«, brüllte er dann. »Wir haben es noch nicht überstanden!«
    Tenan sah, wie vor dem Bug der Dakany für einen kurzenAugenblick eine Reihe spitzzackiger Felsen aus den Wellen auftauchten, die sogleich wieder in weiß schäumender Brandung versanken. Das Riff war zwischen den Wellenbergen nicht gut zu erkennen. Allzu leicht konnte man es selbst vom Deck der Dakany aus übersehen. Doch die steuerte mit voller Geschwindigkeit darauf zu! Ihn verließ aller Mut. Aber weder Harrid noch den Rest der Mannschaft schien die Nachricht in Panik zu versetzen. Im Gegenteil: Der Kapitän hatte anscheinend nur darauf gewartet.
    »Gleich haben wir sie!« Harrid ballte die Faust. »Setzt die seitlichen Arthsegel!«
    Mit Erstaunen beobachtete Tenan, wie sich einige Matrosen daranmachten, mit Seilwinden und Flaschenzügen Holzmasten auszufahren, die so geschickt in die Seiten der Bordwände eingelassen worden waren, dass man sie für einen Teil der Rumpfverkleidung hielt. Quietschend richteten sie sich nach außen. Es dauerte nicht lange, und schon ragten sie zu beiden Seiten des Rumpfs weit über die Bordwand hinaus wie hölzerne Flügel. Dann lösten die Matrosen die Taue der Segel. Mit einem Ruck bekam die Dakany auf einmal wieder Schub – mit dem sie nur noch schneller auf die Felsen zuraste! Tenan verkrampfte sich unwillkürlich. Gleich musste das Schiff auf das Hindernis auflaufen und zerschellen. Heiseres Brüllen und Schreien hinter ihm ließ ihn herumwirbeln. Inzwischen hatten die Gredows weitere Enterhaken an Bord geworfen und schwangen sich aus den Wehrgängen des Dronth-Brechers hinüber.
    Tenan sah sich gehetzt nach einem Bogen um und entdeckte einen in der Hand eines

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