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Das Siegel der Macht

Das Siegel der Macht

Titel: Das Siegel der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Dettwiler
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Bleibe für Wendila schaffen.« Sie besann sich und fügte lächelnd bei: »Sicher spottet Ihr über mich, aber ich will es Euch trotzdem verraten. Aus dem Krankenhaus von Gandersheim habe ich ein neugeborenes Mädchen mitgenommen als mein Patenkind.«
    Alexius fiel ein Stein vom Herzen. Erleichtert sagte er: »Seid Ihr immer noch gegen das Heiraten?«
    Plötzlich knisterte es zwischen ihnen. Sie musste sich zwingen, seinem Blick standzuhalten. Aus den Augen des jungen Griechen strömte ein Gefühl in sie über, das Elana fast schwindlig machte.
    »Wollt Ihr nicht antworten, Elana?«
    Der Klang ihres Namens in seinem Mund. Sie wich der Stimme und den Augen aus, spürte, wie ihr Gesicht heiß wurde, die Lippen sich öffneten. »Weshalb interessiert Euch das?«, fragte sie leise.
    »Du weißt es genau.« Nun war es heraus. Zwischen ihnen gab es keine Grenzen mehr. Auch sie musste es fühlen. Ein tiefes Verständnis und Vertrautsein, als ob sie schon immer zusammengehört hätten.
    Alexius stand langsam auf und stellte sich hinter sie. »Du, Elana …«, flüsterte er. Als sie den Kopf drehte, berührte er mit dem Kinn ihre Schläfe. Nochmals wiederholte er leise ihren Namen, das berauschende Du. Er nahm sie bei den Händen und zog sie von der Sitzbank, stellte sich dicht vor sie. Ohne ihren Körper zu berühren.
    Jeder Blick in seine leuchtenden Augen machte ihre Atemzüge schwerer. »Zwei Eisenstücke, die sich gegenseitig anziehen«, flüsterte sie.
    Alexius berührte Elanas Stirn, liebkoste mit dem Finger die kleine Nase, die Augen. Wie sanftes Kitzeln spürte sie seine Lippen auf ihrem Haar.
    Die junge Frau wollte sich ihm entziehen, aber sie konnte sich nicht bewegen. Das Feuer war stärker. Sie umschlang ihn mit beiden Armen. Leidenschaftlich suchte sie seinen Mund, verlor sich in seinen Küssen.
    »Bist du immer noch gegen das Heiraten?«, fragte Alexius.
    Elana spazierte zum Fenster, nahm Abstand. Plötzlich fühlte sie eine unerklärliche Wut in sich aufsteigen. »Ja, ich will meine eigene Herrin bleiben.« Trotzig ging sie an ihm vorbei in den oberen Stock und schloss sich in ihrer Kammer ein.
    Alexius musste vier Tage auf Gerbert warten. Der Gelehrte hatte nach Ottos Genesung beschlossen, den Kirchenbau auf der Tiberinsel voranzutreiben. Er war flussabwärts in die alte Hafenstadt der Römer gereist, um seltene Baumaterialien auszuwählen. Vor allem Marmor und Porphyr, die Kaiser Hadrian einst aus Afrika und Kleinasien nach Ostia hatte kommen lassen.
    Als Alexius am fünften Morgen mit Gerold zur Tiberinsel ritt, hatte er eine schmerzliche Vorahnung. Gerberts lachenden Augen gelang es nur halb, die Spannung zu dämpfen.
    »Komm, schau dir die Reliefs an.« Der Gelehrte zog Alexius mit sich in die Künstlerwerkstätte. Eine Arbeit nach der andern wurde bewundert: Rosetten, Blätter und Tauben, wie Gerbert sie an den Säulenkapitellen in Ravenna gesehen hatte. »Und jetzt musst du die Kirche des heiligen Adalbert sehen«, kündigte Gerbert strahlend an. »Sie ist fast vollendet.«
    Die für römische Verhältnisse kleine Kirche hob sich schneeweiß vom blauen Himmel ab. Es gab noch keine Türen, nur steinerne Bögen. Das Gotteshaus war durch antike Säulen in ein Mittel- und zwei Seitenschiffe unterteilt. Gerbert dirigierte Alexius nach vorn, wo beim Altar eine Porphyrwanne mit Löwenköpfen stand. In die Chorstufen war ein kostbarer Brunnen eingefügt. Kleine, aus antiken Marmorstücken gearbeitete Halbsäulen bildeten den Kranz.
    »Geh jetzt, Alexius. Ich muss noch einige Anweisungen erteilen. Heute Abend speisen wir zusammen in der Pfalz.« Gerbert wollte sich einem Steinmetz zuwenden und lächelte. Plötzlich stutzte er alarmiert. Der Gesichtsausdruck des jungen Griechen sprach Bände.
    »Die Kirche kann warten, komm!« Gerbert zog Alexius hinunter zum Fluss, auf eine Bank. »Denkst du immer noch an Carolus?«
    »Nein, ich muss Euch etwas Wichtiges mitteilen«, sprudelte der Missus erleichtert hervor.
    »Warum hast du das nicht sofort gesagt?«
    »Ihr wart tagelang weg. Und jetzt wollt Ihr mir nicht zuhören. Ich glaube, Euch interessiert gar nicht, wem der Graf von Tusculum in Rom zu Hilfe eilen wollte.«
    »Ehrlich gesagt, nicht mehr sehr. Wer immer einen Gegenpapst auf den Thron setzen wollte, muss darauf verzichten. Otto lebt, und Gregors kirchliche Macht ist stärker denn je.«
    »Es war Gregor«, sagte Alexius ohne Umschweife.
    Gerbert sprang von der Steinbank auf. »Was war Gregor?«
    »Der Graf

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