Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
vor seinem massakrierten Körper
niederließ.
Seine
weitaufgerissenen Augen starrten sie an. Seine Lippen bebten, als wolle er ihr
irgendetwas sagen, doch er brachte kein Wort aus sich heraus, zu schwach war
er, denn er würde schon bald seinen letzten Atemzug machen, dass wurde ihr
schmerzlich bewusst.
Ihre
Hände glitten über seine noch warme Haut. Sie war gebräunt und im Kontrast zu
ihrer eher bleichen Haut, schien es, als sei nicht er, sondern sie die
Sterbende.
Sie
flehte ihn an, bettelte, er solle bei ihr bleiben, doch jegliches Klagen blieb
unerhört.
Er
blinzelte noch einige Male, ehe er regungslos in ihre glasigen Augen blickte
und aufhörte zu schnaufen.
Die
Moiren hatten seinen Faden zerschnitten und seine Seele an Hades übergeben,
diese Ungerechtigkeit würde sie niemals vergessen.
Erst
jetzt erlangte das kleine Mädchen ihre Stimme wieder und schrie. Sie schrie so
laut sie konnte. Hass, Trauer, Wut, die Gefühle überwältigten sie und ließen
sie eine Marionette ihrer Emotionen werden.
Sie
nahm einen kleinen Tonkrug, der bei dem Überfall unversehrt blieb und
schleuderte ihn an die gegenüberliegende Wand. Er zersprang mit lautem Klirren
und verteilte sich im gesamten Raum.
Das
kleine Mädchen rang nach Luft, sah sich um und blickte auf das schimmernde
Metall in Timaios‘ Bauch. Durch das Aufflackern der Fackeln, leuchtete die
Klinge auf und schien sie in diesem Moment sogar provozierend anzulächeln. Die
feinen Gravuren wurden nun erst richtig sichtbar und zogen das geistig abwesende
Mädchen in ihren Bann.
Getötet
mit der eigenen Waffe – Ironie des Schicksals.
Wieder
vernahm sie das dumpfe Läuten, diesmal näher, ein darauffolgender schriller
Schrei drohte ihr das Gehör zu zerreißen und zwang sie dazu, sich die Ohren zu
zuhalten.
Das
Bild vor ihren Augen verschwamm. Sie versuchte die Klinge zu fixieren und
beobachtete das unruhige Flackern der Fackel, die sich hinter ihr an der
Eingangstür befand, doch die Gravuren waren nicht das einzige, was sie im
schimmernden Metall erblickte. Wieder hörte sie die krächzende Stimme, die ihr
einen Schauer über den Rücken jagte.
„Du
bist die Nächste!“
Als
sie genauer die lodernde Fackel betrachtete, erschienen sie ihr erneut.
Das
giftige Gelb lähmte ihren kompletten Körper und schnürte ihr den Atem ab. Die
schlitzartigen schwarzen Pupillen starrten sie an und schienen sie in sich
verschlingen zu wollen.
Mit
einem Mal klang die Stimme fast schon verführerisch im Vergleich zu dem
anhaltenden schrillen Schrei, der sie in den Wahnsinn trieb.
Schweißgebadet
schreckte Serena aus dem Schlaf und blickte umher. Reflexartig sah sie zum
Fenster, durch das das helle Licht des Mondes hereindrang.
Da
war er wieder - Die schwarze Erscheinung, welch eine Überraschung.
Zitternd
griff Serena nach dem Feuerstein auf dem kleinen Nebentisch, den sie benötigte,
um die bereits erloschene Kerze wieder zu entfachen, doch sie schaffte es nicht
diese sofort zu entzünden.
Als
endlich ein Funken übersprang und die kleine Kerze einen schwachen Lichtstrahl
in die Dunkelheit warf, sprang sie auf und richtete die schwache Leuchtquelle zum
Fenster, doch erspähen konnte sie nichts.
Nervös
blickte Serena umher, blinzelte in die Finsternis, doch außer ihr schien hier
niemand zu sein.
Luftringend
sank sie wieder aufs Bett zurück und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Für
einen Moment schloss sie die Augen, aus Angst, die gelben Augen, die sie nun immer
öfter in ihren Träumen heimsuchten, würden ihr auch in die Realität folgen,
riss sie diese jedoch sofort wieder auf und versuchte einen klaren Gedanken zu
fassen.
Es
war alles nur ein Traum, wollte sie sich selbst einreden.
Die Augen, die Stimme. Und was war mit der schwarzen Gestalt – ebenfalls nur
ein Traum?
Aufgeregt
schüttelte Serena den Kopf und wankte zum Fenster. Der Mond stand am höchsten
Punkt, sie konnte also nicht allzu lange geschlafen haben, doch lange genug,
dass ihre Vergangenheit sie bis aufs Mark erschütterte, schon wieder.
Es
war, als würden die Alpträume, die sie Nacht für Nacht heimsuchten mit jedem
Tag, den sie hier verbrachte, schlimmer werden. Ihr eigener Verstand vergiftete
ihre Gedanken und warf sie dem Wahnsinn stückchenweise zum Fraß vor.
Nur
der stechende Schmerz in ihren Handgelenken versicherte ihr, dass sie nicht
mehr in Morpheus‘ Fängen war und konnte sie somit etwas beruhigen.
Sie
betrachtete die abklingenden Blutergüsse an
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