Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
Mund kamen. Ich kann sie
nicht verstehen, geschweige denn sie noch einmal zusammenfügen. Sie werden doch
spüren, dass etwas an mir anders ist ...“ „Nein werden sie nicht!“, fuhr Zeus
ihr plötzlich mit lauter Stimme dazwischen.
Er
kam auf sie zu und hielt ihr zierliches Gesicht zwischen seinen großen braunen
Händen.
Der
Kontrast zu ihrer eher blassen Haut wurde stärker und ließ sie kränklich
wirken.
Als
sie in seine großen braunen Augen blickte und die Zuversicht sah, die er ihr
vermitteln wollte, legte sich ihre Stirn in tiefe misstrauische Falten.
„Du
hast eine so starke Seele, dass deine wahre Herkunft niemand in Frage stellen
würde Serena! Im Gegenteil, es war auffälliger, dass ein Dienstmädchen mit
solch einer Aura, die sich in Athen durch Schnelligkeit und Geschicklichkeit
mehrmals bewiesen hatte und selbst den gefürchteten Athener Hauptmann
niederstreckte, auf dem Olymp aufhielt. Außerdem wird einer von uns immer in
deiner Nähe sein. Du wirst den übrigen Göttern also nicht alleine gegenüber
treten.“
Serena
atmete tief durch und blickte wieder zu Hera, die sie für einen Moment schon
ganz vergessen hatte. Ihre kalten blauen Augen klebten an ihr. Ihr Gesicht war
ausdruckslos und verunsicherte die junge Halbgöttin zunehmend.
„Meine
Mutter war eine Sterbliche, wie wollt ihr ihnen das erklären?“, fuhr Serena nun
mit sichtlichen Zweifeln fort und zog sich zurück.
Athene
blickte kurz zu ihrem Vater und ging dann zu Serena. Sie schien von Zeus‘ Plan
ebenso wenig zu halten wie ihre Halbschwester, denn im Endeffekt standen ihr
auf solch ein Vergehen, ewig währende Qualen im Tartaros bevor, sollte dieser
Plan nach hinten los gehen und die Götter hinter dieses Spielchen kommen. Der
schnelle Tod wäre ihr in solch einem Fall um einiges lieber.
„Callisto
und Timaios werden auch weiterhin ein Teil deines Lebens sein …“, flüsterte
Athene nun leise und legte ihren Arm um Serenas Taille. „… doch für sie bist du
eine Tochter Heras.“
Das
Unbehagen, das Serena plötzlich spürte, konnte man förmlich greifen. Sie, die
Tochter der Hera? Unmöglich. Nur der Anstand war es, der sie daran hinderte,
laut los zu lachen, doch eine andere Reaktion fiel ihr auf eine solch absurde Idee
nicht ein.
Zögernd
sah Serena auf und riskierte einen kurzen Blick, den sie ihrer Stiefmutter
zuwarf.
Noch
immer war ihr Gesicht ausdruckslos. Keine Regung ihrer Augenbrauen, nicht
einmal ein leichtes Zucken, als würde es sie nicht einmal überraschen.
Die
Halbgöttin schüttelte den Kopf und sah abwechseln zwischen ihrer Schwester und
ihrem Vater hin und her.
„Ich
glaube nicht, dass es richtig ist, sie da einfach …“
„Es
war meine Idee!“, fuhr eine herrische Stimme ihr plötzlich ins Wort.
Serena
zuckte zusammen und sah zögernd auf. Es war Hera, die langsam auf sie zu
schlenderte und nun der Unterhaltung beiwohnte.
„Ich
habe mich aus freien Stücken dazu entschieden. Du bist nun ein Teil dieser
Familie!“
Die
Göttin blieb vor ihr stehen und musterte sie mit finsteren Blicken, die die
junge Halbgöttin gewaltig einschüchterten, doch dann, ganz plötzlich, wichen
die tiefen Falten und den zusammengekniffenen Augen einem leichten Lächeln -
Sie lächelte.
Noch
immer konnte Serena nicht glauben, dass die Frau, die die ganze Zeit versucht
hatte, sie los zu werden, sie nun anlächelte und als ihre Tochter ausgeben
wollte, doch schlafende Hunde sollte man nicht wecken.
Möglicherweise
war dies nur die Ruhe vor dem Sturm oder in Heras Fall - ein Hurrikan.
Sie
wandte sich wieder ihrem Vater zu, der mit einer goldenen Kette auf sie zukam,
die er um ihren Hals legte. Serena brauchte nicht lange zu überlegen, um zu
erahnen, dass es sich hierbei um das Medaillon des Olymps handelte.
Eine
schwere Kette aus purem Gold, das mit dem Wappen des Olymps versehen war. Von Hephaistos,
dem Gott der Schmiedekunst, wurden nach der Entstehung der neuen Welt nur zwölf
Stück angefertigt. Diese waren für die großen Gottheiten, die zwölf olympischen
Götter, bestimmt, doch von Athene hatte sie bereits während den ersten Tage
erfahren, dass Ares, der zornige Kriegsgott, seines seit Jahrhunderten nicht
mehr trägt, nachdem er sich aufgrund seiner blutigen Abschlachtlust mit Zeus
und den anderen Göttern zerstritten hatte. Es musste sich hierbei also um Ares‘
Medaillon handeln.
Mit
dieser Kette an ihrem Hals würde sicherlich keiner an dieser Geschichte
zweifeln, doch für Serena bedeutete
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