Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
wurde.
Als
sie hinabsah, bemerkte sie, dass sie einige Stockwerke über ihrem alten Zimmer
war. Sie hatte nun eine bessere Aussicht, konnte sogar über die Baumwipfel
hinwegsehen und hatte den gesamten Festplatz im Blick, doch lange konnte sie
nicht gegen die Macht des Hypnos ankämpfen.
Die
Schmerzen in ihren Handgelenken hatten sie wieder eingeholt und die Strapazen
der letzten Tage zerrten an ihren Kräften. Sie ließ sich wieder ins Bett fallen
und starrte zur Decke.
Sie
wälzte sich im Laken und dachte an den kleinen Lisias, der sich wahrscheinlich
in den Schlaf gehungert hatte. Ein paar Äpfel waren nicht viel, doch sie würden
ihn am Leben halten, bis ihr etwas Besseres einfiel und schnell kam ihr auch
eine Idee.
Pegasos .
Der
Einfall kam ihr prompt als sie an das entspannende Bad zurückdachte und das
plätschernde Wasser, das aus einer kleinen Marmorstatue am Wannenrand
entsprang.
Ein
geflügeltes Pferd .
Große
gefiederte Flügel, kräftige lange Beine, ein Körper, der sie ohne Probleme
tragen konnte. Wahrscheinlich sogar ihre einzige Möglichkeit Lisias wiederzusehen
und das Schwert, das sie bei der unvorhersehbaren Flucht in der alten Schmiede
von Timaios zurücklassen musste, wiederzubekommen. Der Gedanke schmerzte ihr
sehr.
Sie
griff an ihren Hals und blickte auf das verblichene Medaillon hinab.
Sie
sollte alles hinter sich lassen und einen Neuanfang wagen, doch wollte sie das
überhaupt?
Nichts
hatte sie sich in all den Jahren mehr gewünscht als eine richtige Familie und
nun, da sie die Chance bekam, endlich eine zu haben, sollte sie dafür einen
hohen Preis zahlen.
Eine
ganze Weile beschäftigte sie diese Frage noch, bis Morpheus sie in seine Gewalt
brachte und in eine Welt entführte, in der es für sie kein Entkommen gab.
Unruhig
pochte das Herz in ihrer Brust. Für einen kurzen Moment schien es sogar
auszusetzen als das kleine Mädchen ihren Atem anhielt und der Umgebung
lauschte.
Sie
wartete darauf, dass das Bett hochgeworfen und in Trümmern geschlagen werden würde,
dass eine unheimliche Fratze aus dem Nichts auftauchte und sie zu einem
angsterfüllten Aufschrei zwingen würde, doch nichts.
Die
Hände fest um das Medaillon um ihren Hals geschlossen, erwachte sie aus ihrer
Schockstarre und drehte ihren Kopf langsam zur Seite.
Der
Fremde war weg.
Ein
großer Schrank, der einst neben ihrer Tür stand, lag in Trümmern auf dem Boden
und der Inhalt war im gesamten Zimmer verteilt.
Ihr
Körper zitterte, obwohl es recht warm war.
Noch
eine Weile verharrte sie in dieser unbequemen Position unter dem Bett, bis sie
sicherstellen konnte, dass der Eindringling wirklich weg war und kroch dann
unter der Deckung hervor.
Sie
fühlte sich wackelig auf den Beinen, als sie langsam auf den hellerleuchteten
Gang zu lief.
Ihr
Herz schlug ihr bis zum Hals, ihre Lippen zitterten und ihre leisen Worte
gingen in ihrem Schluchzen kläglich unter.
Vorsichtig
spähte sie um die Ecken, doch niemand war zu sehen.
„Mama
… Papa …?“ Nichts. Ihre Rufe wurden lauter, doch wieder nichts.
Wieder
drangen Schreie aus der Nähe zu ihr herüber und ließen das kleine Mädchen
ängstlich zusammenzucken. Ein weiterer Schrei, gefolgt von einem dumpfen Läuten
ereilte sie.
Sie
biss sich auf die Lippen und zog sich an der Wand entlang in Richtung Küche.
Von dort hörte sie die letzten Lebenszeichen ihrer Eltern und dort hoffte sie
auch diese zu finden.
Als
sie dann langsam in den Raum blickte, erstarrten ihre goldbraunen Augen und ihr
Atem geriet ins Stocken.
Sie
wollte weinen, schreien, doch ihr gelähmter Körper hinderte sie daran. Zu
entsetzt war sie über den Anblick, der sich ihr da bot. Überall war Blut, an
den Wänden, an den Möbeln, auf dem Boden, an der anthrazitfarbenen Klinge,
deren Griff aus dem Bauch ihres Vaters ragte. Ihre Mutter lag nur wenige
Schritte von ihm entfernt. Ihr langes braunes Haar klebte an ihrem blutüberströmten
Gesicht. Ihre dunklen Augen waren zur Decke gerichtet.
Seelenruhig
lag sie da, als wartete sie geduldig auf etwas, doch Serena war alt genug, um
zu wissen, dass sie ihre Augen von alleine nicht mehr schließen würde. Sie war
tot, doch Timaios regte sich, er röchelte und spuckte Blut.
Bei
dem Anblick ihrer toten Mutter hatte sie seinen unruhig hebenden Brustkorb erst
nicht bemerkt, doch nun tat sie es und es zerriss ihr das Herz.
Die
ersten glasigen Perlen traten aus ihren erröteten Augen und suchten sich den
Weg über ihre Wangen als sie sich wimmernd
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