Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
das härter als Stahl, kälter als Eis,
wertvoller als Gold und tödlicher als Gift war. Viele Menschen waren gestorben,
weil sie sich von ihrer Habgier haben leiten lassen und in den Olymp eindrangen,
auf der Suche nach einem Klumpen dieses wertvollen bläulich schimmernden Erzes,
doch sie wussten nicht, dass eine Berührung des kalten Gesteins zum sofortigen
Tod führen würde.
Wir
glaubten, dieses Erz sei der Schlüssel, der perfekte Schutz und nannten es Oreichalkos. Also schmiedete Hephaistos auf Befehl von Zeus hin aus diesem Erz das Siegel,
das als unüberwindbar galt. Er hatte uns gewarnt, Hephaistos, er ahnte, dass
die daraus entstehenden Kräfte weit über unsere Vorstellungskraft gingen, dass
wir sie niemals bändigen könnten und er behielt Recht. Das kalte Erz vereinigte
sich mit dem Feuer, machte es sich zu Eigen, entzog ihm die Wärme und färbte es
schließlich blau. Kein anderer Gott hat je wieder das Innere des Berges
betreten, der den Zugang zum Tartaros verbirgt, nachdem wir gesehen hatten, wie
grausam entstellt Hephaistos war, dabei hatte er noch Glück, durch diese Kraft
nicht das Leben verloren zu haben. Man verstieß ihn vom Olymp, weil die Götter
Angst vor ihm hatten und glaubten, die Kalte Flamme habe ihn verflucht. Nun
wacht er tief im Berg über das Siegel, doch die vergangenen Ereignisse hatten
ihn als Gott gebrochen.“
Serena
senkte gedankenversunken ihre Blicke. Sie erinnerte sich wage das Wort Oreichalkos schon einmal gehört zu haben und dann fiel es ihr wieder ein.
„Mein
Vater hatte von diesem Oreichalkos geschwärmt. Er sagte immer, dass ein
Schwert aus diesem Erz mehr wert wäre, als sämtliche Goldbarren dieser Welt,
nun weiß ich auch weshalb …“, säuselte sie leise in die Stille hinein und sah
Helios benommen an. Dieser zögerte einen Augenblick und nickte dann leicht, während
er vorsichtig über ihre auf der seidenen Decke liegende Hand strich. Seine
smaragdgrünen Augen leuchteten dabei im fahlen Licht des Mondes wie kleine
Sterne auf die junge Halbgöttin hinab.
„Die Kalte Flamme brachte viel Unheil über uns Götter und über die
Sterblichen. Hephaistos‘ Entstellung war nur der Anfang. Ares, der Gott des
Krieges, stellte sich gegen den Olymp und gegen seinen eigenen Vater. Er wollte
mit Hilfe dieser ungeheuerlichen Macht die Sterblichen in Angst und Schrecken versetzen.
Wir brauchen ihre Gebete, ihren Glauben, denn ohne sie können wir nicht
existieren, doch Ares wollte sie negativ beeinflussen, sich wie Hades auch, von
ihrer Wut, von ihrer Angst und ihrem Hass nähren. Auch einige andere Götter
kamen auf die absurde Idee, sich von Gier leiten zu lassen und diese Flamme für
ihre Zwecke benutzen zu wollen. Sie hat eine Bedrohung für die ganze Welt
dargestellt, denn die Macht Leben zu nehmen, bedeutet auch die Macht, Leben zu
verändern … doch nun, da sie weg ist, ist der Tartaros sicher versiegelt und
keiner der in diesem Bund involvierten Götter würde zulassen, dass das Siegel
gebrochen wird. Du brauchst dir also keine Sorgen zu machen“, lächelte er
leicht und strich die Decke glatt.
Der
Sonnengott würgte das Thema prompt ab. Er hatte schon zu viel gesagt, doch das
schien er erst jetzt wirklich realisiert zu haben. Zeus würde ihn für dieses
Vergehen exekutieren, würde er davon erfahren.
Sie
nickte zitternd, doch er wusste, dass dieser Gedanke sie nicht so schnell los
lassen würde.
„Du
musst jetzt schlafen …“, murmelte er leise, doch Serena schüttelte aufgeregt
den Kopf. Schlafen war das Letzte was sie jetzt wollte. Sie würde wohlmöglich
wieder so etwas Seltsames träumen, vielleicht sogar noch etwas Schlimmeres und
lieber blieb sie wach, als gefangen in ihrer eigenen Traumwelt zu sein.
Vorsichtig
strich er ihr einige Strähnen aus dem noch immer blassen Gesicht und ließ seine
Blicke durch den Raum wandern. Am Traumfänger blieben sie schließlich hängen. Die
grauen Hippogreifenfedern drehten sich um die eigene Achse und schienen in der
sanften Brise, die hereinwehte, zu tanzen. Er war machtlos bei solch seltsamen
Träumen, denn schließlich waren es keine furchteinflößenden Alpträume, doch ein
weiterer Alptraum ihrer Vergangenheit könnte ihre Persönlichkeit in ihrem
derzeitigen Zustand brechen. Sie würde nie wieder die alte sein, geplagt von
Angstzuständen und das von morgens bis abends, ein ganzes Leben lang. Also
musste er sich die Frage stellen, was schlimmer war.
Als
er sich wieder ihr zuwandte, blickte er in die
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