Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
solche Aura
besitzen kann, wie es deine ist Serena. Du sprichst die göttliche Sprache,
obwohl du sie an sich nicht einmal verstehst, geschweige denn lesen könntest. Dann
deine Augen, sie verändern sich wenn du wütend bist, deine eisige
Körpertemperatur und dein kühles Erscheinungsbild. Egal wie sehr ich mich
konzentriere, meine Kräfte, die dir in irgendeiner Weise Schaden zufügen
könnten, haben auf dich keinerlei Wirkung, all das ist das Siegel … ich meine das
Feuer in dir! Wahrscheinlich hat auch deine Selbstheilungsfähigkeit etwas damit
zu tun …“, erklärte er und wandte sich Serena zu, die jedoch kopfschüttelnd
ihre Blicke abwandte.
„Ja,
bis auf eine …“, flüsterte sie leise und formte ihre Augen zu schmalen
Schlitzen, in denen die Wut brodelte. Sie schien für diesen Moment völlig
vergessen zu haben, was sie im Traum erlebt und welche Auswirkung diese Erkenntnis
auf ihre Zukunft hatte, denn sie erinnerte sich, dass sie nicht ganz freiwillig
eingeschlafen war und dass sie, ohne das Zutun von Helios, diesen Traum auch
nicht erlebt hätte.
Ertappt
wandte er sich wieder von ihr ab und schien der bevorstehenden
Auseinandersetzung aus dem Weg gehen zu wollen, doch früher oder später würde
sie ihn dafür zur Rechenschaft ziehen. Sie wollte nicht, dass er seine
Fähigkeiten auf sie anwendete, sie zum Schlafen zwang und somit ihren freien
Willen brach, auch wenn er der Meinung war, dass dies das Beste für sie sei.
„Das
würde bedeuten, dass Serena eine furchtbare Kraft in sich trägt, aber auch ...“
„...
dass irgendetwas schrecklich schief gelaufen sein musste!“, säuselte Helios
leise und fuhr seiner Schwester gedankenverloren ins Wort.
Serena
blickte fragend zu ihm auf. Ihre verschwitzten Finger vergruben sich in ihrem
Gewand und ihre Fingernägel waren komplett heruntergekaut, das hatte sie schon
lange nicht mehr getan.
„Was
soll das bedeuten?“
„Die
Moiren haben das Siegel vor vielen Jahren an sich gerissen, weil sie es in der
Gegenwart der Götter nicht als sicher ansahen und dennoch bist du im Besitz
dieser zerstörerischen Macht? Wenn es wirklich so sein sollte, würde das bedeuten,
dass den Schicksalsschwestern ein Fehler unterlaufen sein muss und glaub mir,
diesen Monstern passieren keine Fehler …“
„Aber
Helios, wenn ich es dir doch sage, ich habe sie gesehen, sie …“
Er
schüttelte hektisch den Kopf und wandte sich von ihr ab. Er konnte, nein, er wollte
ihr einfach nicht glauben, dass das wahre Siegel des Olymps, die Kalte
Flamme , nach all den Jahrtausenden, in der er sie bei den Moiren sicher verwahrt
glaubte, im Körper eines kleinen Mädchens wiedererwacht war und die junge
Halbgöttin wusste, dass sie ihn niemals von dieser Tatsache überzeugen konnte.
Er
hatte kein weiteres Wort mehr an sie gerichtet. Den ganzen Tag saß er
schweigend auf seinem goldenen Stuhl im Thronsaal, simulierte vor sich hin und
wirkte längst nicht mehr wie ein gefasster Herrscher. Nicht einmal seine Schwester
konnte ihn erreichen und mit Vernunft auf ihn einreden. Es war zu viel für ihn.
Er hatte sie hergeholt, um sie als halbgöttliche Tochter des Zeus zu schützen,
doch er wusste nicht, dass er sich somit die atemberaubendste und gleichzeitig
gefährlichste Macht in den Palast holte, die jemals existiert hatte. Er hätte
sie rausschmeißen, sie mit irgendeiner Begründung zum Olymp schicken können, wo
sie jetzt, in dieser Situation, ihren sicheren Tod finden würde, doch
stattdessen machte er … nichts.
Sein
Schweigen war für die junge Halbgöttin noch viel schlimmer als ein Bann vom
Sonnenpalast.
Ein
Abgesandter des Königshauses von Rhodos war am späten Nachmittag gekommen und berichtete
dem Gott, den er allem Anschein nach für den Herrscher der Polis hielt, über
neue Vorkommnisse in und um die Stadt herum, auch, dass vor wenigen Nächten erneut
ein Übergriff auf ein kleines Dorf in Küstennähe stattfand. Die Häuser hatte
man geplündert und niedergebrannt. Die Bewohner hatte man im Schlaf überrascht
und auf bestialische Art und Weise abgeschlachtet, wie immer. Unter ihnen war auch
ein Halbgott, ein Sohn des Poseidon. Er war gerade mal 2 Jahre alt …
Helios
wandte seinen Kopf leicht zur Seite, doch ansehen konnte oder wollte er Serena
nicht, die wie angewurzelt mit einem Tonkrug in ihren Händen neben ihm stand.
Er hatte Mühe nicht die Fassung zu verlieren, doch die Worte des Abgesandten
hatten ihn bis in seine Grundfesten erschüttert.
Sie
war
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