Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
seine angespannte Haltung, dass er genau wusste, dass
sie wieder schlecht geträumt hatte.
„Du
hast den Traumfänger zerstört!“, entfuhr es ihm leise, doch Serena schüttelte
abwehrend den Kopf. Wie konnte er ihr so etwas vorwerfen? Es war ein Geschenk
und selbst wenn sie dieses noch immer sehr ausgefallen fand, hatte es ihr
dennoch geholfen, die vergangenen Nächte ohne Alpträume zu verbringen, doch
noch ehe sie sich verteidigen konnte, zeigte Helios auf ihre linke Hand, die
auf dem Bett ruhte. Fest geschlossen entdeckten sie die Überreste einer der grauen
Hippogreifenfedern und einzelne Mähnenhaare darin. Für Serena gab es nur eine
logische Erklärung: Sie musste es heruntergerissen haben, während sie in diesem
Alptraum gefangen war. Dies versuchte sie auch Helios glaubhaft zu machen, da
er nun, da sie sein Geschenk zerstört hatte, sehr betroffen wirkte, doch jegliche
Erklärung half nichts, denn er schüttelte abweisend den Kopf.
„Das
ist unmöglich. Das würde heißen, du hättest geträumt, noch ehe der Traumfänger
zerstört wurde!“
„Aber
das würde bedeuten …“ Helios nickte zögerlich, erhob sich und sah sich akribig
genau im Zimmer um, finden konnte er jedoch nichts.
Serena
schlang sich die seidene Decke um den Körper und erhob sich zitternd aus dem
Bett. In diesem Moment vergaß sie völlig den Traum, denn es war Helios‘
seltsames Verhalten, das ihr Angst machte. Er suchte, was genau wusste sie
selbst nicht, vielleicht eine Öffnung im Boden, irgendein Anhaltspunkt auf
fremdes Eindringen, denn eins wussten beide genau: Jemand musste den
Traumfänger zerstört haben, sodass Serena wieder eine Gefangene ihrer Alpträume
wurde und sie war sich sicher, dass sie selbst es nicht war.
Ihr
Rücken an die kalte Wand hinter sich gepresst, sah sie zu, wie Helios das ganze
Zimmer auseinander nahm und sich immer weiter aus dem Lichtkegel entfernte, bis
sich nur noch die schwarzen Umrisse seiner Statur von der hellen Wand abhoben.
Eine
finstere Gestalt in der Dunkelheit, die sie mit Angst erfüllte.
„Du
bist es!“, flüsterte Serena in die Dunkelheit und starrte dabei völlig ins
Leere.
Das
Poltern und Rascheln erstarb abrupt. Sie erkannte, wie Helios sich zu ihr
umdrehte, unsicher, ob er wirklich etwas von ihr vernommen hatte. Das
Kerzenlicht brachte seine grünen Augen zum Leuchten.
„Du
bist der schwarze Schatten!“, entfuhr es ihr mit zitternder Stimme und
versuchte gefasst zu wirken, als er aus der Dunkelheit direkt auf sie zu
schritt und vor ihr stehenblieb. Eine erklärende Antwort hatte er nicht parat,
das wurde ihr sofort klar, als er seine Hände in die Hüfte stemmte, und er ein
tiefes Schnaufen verlauten ließ.
„Du
warst nachts in meinem Zimmer, wenn ich erwacht bin. Deinetwegen habe ich fast
an meinem Verstand gezweifelt, vor dir hat Athene mich gewarnt!“
„Nein,
Athene wusste, dass ich das bin. Ihre Warnung an dich war lediglich ein
vernünftiger Versuch ihrerseits, zu verhindern, dass du nachts auf eigene Faust
den Olymp verlässt. Das hat ja aber nicht ganz funktioniert …“, grinste er
schelmisch, rieb sich die Hände und klopfte den Dreck aus seinem Gewand.
„Sie
wusste Bescheid und hat dennoch versucht mir Angst zu machen?“
„Ja,
sie hat mich schließlich gebeten dich im Auge zu behalten. Und glaub mir, die
Geschichte mit dem schwarzen Schatten, der nachts im Olymp sein Unwesen treibt,
um kleine Halbgötter zu fressen war nur einer der Lügen, die dir die Olympier
aufgetischt haben, um dich zu kontrollieren. Athene ging es vorsätzlich noch um
deine Sicherheit …“
„Du
wurdest also nicht nur von meinem Vater, sondern auch von meiner Schwester auf
mich angesetzt …“, knurrte sie angefressen und verschränkte abweisend ihre
Arme.
„Ich
habe nach dem Rechten gesehen wenn Gefahr bestand. Keine Sorge, ich habe dir
nicht von morgens bis abends im Nacken gesessen.“
„Du
hast dafür gesorgt, dass ich nach einem Alptraum beinahe an einem
Herzstillstand gestorben wäre!“
„Nein,
ich habe lediglich dafür gesorgt, dass du aufwachst!“
Serena
sah ihn fragend an. Seine Augen glänzten im Schein des Lichtes grüner als
zuvor. „Aus den Fängen des Morpheus zu kommen ist schwieriger als du denkst,
vor allem wenn man so tief in seiner Traumwelt festsitzt wie du. Ich war nur
solange da, bis ich dich endlich aus seinen Klauen befreien konnte, länger
nicht.“
Ihre
Blicke fielen auf das Bett, auf dem noch immer die Bruchstücke des
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