Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
nie so eine hatte, doch sie
bemerkte, dass sie den Neuankömmling falsch eingeschätzt hatte. Sie schien
wirklich nicht hier zu sein um ihr alles wegnehmen zu wollen, das verrieten ihr
nicht ihre Worte und nicht ihre Gestik - Nein.
Eine
kleine Träne hatte genügt um die Wahrheit zu offenbaren. Eine kleine Träne, als
Offenbarung, die aus den gequälten roten Augen ihrer Stieftochter entstammt -
Aus dem Spiegel einer zerbrechlichen Seele.
Der schwarze Schatten
Die
eisigen Augen Heras verfolgten die junge Halbgöttin auch noch in der Nacht, als
sie sich ruhelos im Laken wälzte. Sie war sofort in ihr Zimmer geflüchtet und
hatte sich dort verbarrikadiert.
Ihr
Kopf war inzwischen wieder klar, doch noch immer konnte sie sich nicht erklären,
was sie dazu veranlasst hatte, Hera entgegen zu treten und ihre Gefühle zu
offenbaren.
Sie
dachte sicherlich, Serena wäre naiv und versuchte mit Geschichten aus der
Vergangenheit das Gemüt der Göttin zu beschwichtigen, doch die Halbgöttin hatte
nie vor, ihr davon zu erzählen. Es war ihr herausgerutscht, ein Versehen, wie
sie sich selbst beteuerte.
Wohlmöglich
hatte Hera ihren Vater bereits von ihrem Ungehorsam berichtet und er würde sich
eine angemessene Bestrafung einfallen lassen. Ewig konnte er diesen Krieg
schließlich auch nicht ertragen. Vielleicht war es für sie sogar wirklich
besser zu gehen. Dieser Ort war wundervoll, keine Frage, doch wie sollte sie
ihn in all seiner Schönheit genießen, wenn ihr dies nicht vergönnt war? Sie
sollte wieder nach Athen, dorthin, wo sie gebraucht wurde, doch wollte sie
überhaupt noch zurück?
Sie
war inzwischen mehrere Wochen nicht mehr dort gewesen, wohlmöglich war es ein
ganz anderer Ort geworden. Vielleicht war das, was sie an diesem Ort gedanklich
festhielt auch gar nicht mehr da, denn von Cybele hatte sie nun, Tage später,
noch immer kein Lebenszeichen vernommen und allmählich zweifelte sie daran,
dass sie jemals eine Nachricht erhalten würde.
Müde
drehte sie sich zum Fenster um und blickte hinaus.
Das
Licht des Mondes blieb ihr in dieser Nacht verwehrt und so erschien der Himmel
dunkel und kalt. Ein unheimliches Gefühl durchfuhr ihren Körper und ließ sie
zusammenkauern.
Sie
war schläfrig, denn Morpheus versuchte sie in seine Fänge zu bekommen, doch
Serena weigerte sich strickt in solch einer Nacht ein Auge zu zumachen. Sie
würde wieder nur schlecht träumen, von einer Nacht, die sie noch immer heimsuchte.
Dumpf
drang das tiefe Läuten zu ihr herüber. Einmal, zweimal, eine eiserne Stille und
schließlich mehrmals hinter einander, sodass das kleine Mädchen sie nicht
einmal mehr zählen konnte.
Noch
immer harrte sie unter dem Bett aus, spürte das weiße Nachthemd an ihrem
verschwitzten Körper kleben und hörte die Schreie der sterbenden Menschen in
der Ferne versiegen.
Ihre
großen dunklen Augen waren starr geradeaus gerichtet. Voller Angst dem nahenden
Tode entgegen blickend, gab es nichts mehr, was sie noch retten konnte.
Und
plötzlich, wie aus dem Nichts, tauchten vor ihr diese großen grauen Augen auf.
Unheimlich und starr blickten sie auf sie hinab und versetzten ihren Körper in
unkontrollierbare Zuckungen. Sie wollte schreien, doch ihr Mund blieb stumm und
so war sie deren undurchdringlichen Blicken hilflos ausgeliefert. In ihren
Augen spiegelte sich das blanke Entsetzen, einer drohenden Gefahr nichts
entgegensetzen zu können.
Das
leise Zischen, das in ihren Ohren wiederhallte, fesselte ihren Körper und
schnürte ihr die Luft ab. Es waren Worte, unklare Worte, die sie nicht
verstand. Egal wie sehr sie sich zu konzentrieren versuchte, hallten diese nur
wie durch einen langen Tunnel zu ihr herüber und überlagerten sich durch das
dumpfe Echo. Es drohte, ihr die Ohren zu zerreißen. Immer lauter und schriller
erfasste sie das Stimmengewirr, bis es abrupt erstarb und sie in
furchterregende Stille hüllte. Nur das Klopfen ihres Herzens, das ihr bis zum
Hals schlug, konnte sie noch wahrnehmen und der starre Blick der grauen Augen,
die noch immer über ihr schwebten, doch dann kamen sie näher.
Der
Atem des kleinen Mädchens ging immer hektischer, denn sie konnte sich vor
Schreck noch immer nicht rühren und sah das unausweichliche Ende direkt auf sie
zukommen.
Plötzlich,
nur wenige Zentimeter von ihr entfernt, wich das grau einem giftigen gelb.
Es
waren die Augen einer Schlange, kurz bevor sie ihre langen scharfen Zähne in
ihr Opfer schlug. Und das Opfer war in diesem Fall sie,
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