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Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)

Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)

Titel: Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romana R. K.
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schwarzen Kutte nun endgültig und legte sie neben sich. Ihr Körper darunter
schien ausgemergelt und bleich. Nur ein paar dünne Leinenfetzen dienten ihr als
Kleidung und schützten sie bei dieser Witterung. Einige Strähnen ihrer langen
dunkelbraunen Haare fielen ihr ins Gesicht und ließen den Kontrast zu ihrer bleichen
Haut noch stärker werden, doch trotz ihrer kläglichen Gestalt war sie es, die
die Wachen seit Monaten auf Trab hielt, den Bewohnern den Verstand raubte und
das sonst eher ruhige Erscheinungsbild der Polis aus dem Gleichgewicht brachte.
    Eine
Weile saß die junge Frau einfach nur da. Ihre Blicke verträumt im Bann der
langsam tänzelnden Flamme, schien sie sich zu sammeln, ehe sie in den
Leinensack griff und einen roten Apfel herausnahm. In den zaghaften Händen festgeklammert,
biss sie mit geschlossenen Augen in das saftige Obst und ließ sich den
Geschmack auf der Zunge zergehen. Ein leiser Seufzer durchdrang die kurze
Stille zwischen dem einen fallenden Regentropfen zum nächsten, ehe sie sich an
einem weiteren Apfel vergriff und die Reste hinter sich in den Dreck warf, doch
da blieben sie nicht lange. Einige Ratten, die in der Dunkelheit lauerten,
kamen aus ihren Löchern gekrochen, rissen die Apfelreste an sich und verschwanden
mit ihnen wieder im Schwarz des Untergrundes. Für die junge Frau schien dies
allerdings zum Alltag zu gehören, ebenso wie auf den Straßen von Athen zu
leben, am Tage in der Hitze der Sonne zu schwitzen und in den kalten Nächten zu
frieren, eingemummelt in Rinder- und Ziegenfellen, die von Parasiten wahrscheinlich
nur so wimmelten, auf dem nassen Erdboden einer alten heruntergekommenen
Schmiede zu liegen, die ihre besten Tage bereits hinter sich hatte und wie ein
wackeliges Kartenhaus einzustürzen drohte, ein Leben in Armut und Kriminalität
zu führen und jeden Tag, den die Götter ihr schenkten, um ihre Gesundheit,
Essen sowie Trinken kämpfen zu müssen und darum, nicht hinter den Eisengittern
der Kerker zu enden, wenn sie von den Wachen erwischt werden würde, doch soweit
sollte es nicht kommen. Nicht heute, nicht morgen und auch nicht in der
Zukunft. Sie würde ihnen immer wieder durch die Finger schlüpfen. Wenn sie
glaubten, sie hätten sie bereits in ihrer Gewalt, würde sie einen neuen Schlupfwinkel
finden und nichts weiter als eine Staubwolke der Verwirrung zurücklassen, doch
nicht etwa, weil die Athener Wachen unfähig waren, nur weil sie bereits viele Jahre
damit verbracht hatte, die Patrouillen zu beobachten. Sie konnte genau sagen,
wann sie um welche Ecke kamen, wie lange sie vom Palast bis zum Marktplatz
brauchten mit welcher Taktik sie vorgingen und sogar welche Waffen sie bei sich
haben würden. Sie hatte viel Zeit geopfert, sich in den Kopf ihrer Verfolger zu
versetzen, doch es machte sich mit jedem vollen Sack Nahrung bezahlt.
    Als
sie schließlich auch einen dritten Apfel verspeist hatte, hielt sie kurz inne
und lauschte ihrer Umgebung. Nur das leise Plätschern der Regentropfen und das
entfernte Bellen eines aufgescheuchten Hundes drang in ihre Ohren. Die Wachen
hatten sich also von der Schmiede entfernt.
    Ohne
eine weitere Sekunde zu zögern, erhob sich die zierliche Gestalt und schlich
fast schon zu den Fellen auf dem Boden. Sie schob sie zur Seite und holte einen
kleinen braunen Ledersack hervor. Er sah nicht besser aus als das was sie
anhatte, ebenso abgegriffen und von Löchern zerfressen, doch für sie schien
interessanter, was sich in dem Sack befand.
    Sie
griff hinein und zog einen hellen Satinstoff heraus. Es war ein langes
ärmelloses Gewand mit goldenen Symbolen darauf. Anders als alles, was sich in
diesem Gemäuer befand, war es allerdings neuwertig und aufwendig per Hand
verarbeitet worden. Zweifellos hatte sie dieses auf die gleiche Weise erstanden
wie die Äpfel.
    Eilig
zog sich die junge Frau das Gewand über den Kopf und zupfte es schließlich an
ihrem Körper zurecht. Ihre zarten Hände fuhren durch ihr langes braunes Haar
und banden es am Hinterkopf schließlich mit einem schwarzen Seidenband zu einem
Zopf zusammen.
    Mit
dem angesammelten Regenwasser aus dem Kessel wusch sie sich den Dreck vom
Körper. Ein blasses, aber dennoch anmutiges Gesicht mit einer schmalen Nase und
geschwungenen rosafarbenen Lippen kam unter dem ganzen Schmutz zum Vorschein.
Nun ließ nichts mehr erahnen, dass hinter der neuen Fassade eine arme junge
Frau steckte, die tagtäglich dafür sorgte, dass ganz Athen den Atem anhielt.
Aus der vermummten

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