Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
denn sie erinnerte sich daran, dass sie eigentlich nicht hier
sein durfte, dass es Halbgötter, die in den Kreisen der Götter als wertlose
Sterbliche angesehen wurden, strengstens verboten war, auf dem Olymp zu leben.
Nur die wenigen Bediensteten hatten ein Anrecht hier zu sein, doch ihres
Gleichen war verhasst. Sie waren unreines Blut in den Augen jener, die das
reinlich göttliche Geschlecht mit allem was sie hatten verteidigen wollten.
Es
war also nur eine Frage der Zeit, bis jemand versuchen würde, sie aus dem Weg
zu räumen. Aber wer sollte sie loswerden wollen? Wer hatte etwas von ihrem
Verschwinden, außer … Hera?
„Weißt
du wer es ist?“, fuhr Serena dann mit angehaltenem Atem fort, doch sie konnte
sich die Antwort bereits denken. Das Kopfschütteln der Göttin bestätigte ihre
Ahnung nur und ließ sie wieder grübeln. Zugleich kam ihr die Erinnerung an
letzte Nacht in den Sinn. Diese Erscheinung, die sie jedoch für eine Einbildung
hielt. War sie nun vielleicht doch Realität? War in der Nacht jemand unbemerkt
in ihr Gemach eingedrungen und hatte sie beobachtet? Wenn ja, was wäre, wenn es
nicht das erste Mal gewesen war? Was wäre, wenn der Fremde sie des Öfteren beobachtet
hatte, wenn sie sich von Alpträumen geplagt in ihrem Bett wälzte und was wäre,
wenn dieser auch wieder kommen und es nicht beim harmlosen Beobachten
bleiben würde?
Bei
diesem Gedankengang bekam Serena eine Gänsehaut. Wie konnte ein Fremdling unbemerkt
in ihr Zimmer eindringen ohne, dass Athene oder Zeus es sofort mitbekamen und
reagieren konnten?
Ein
kalter Schauer durchfuhr ihren Körper, als sie glaubte, die Antwort zu wissen.
Kein Sterblicher konnte einfach so auf den Olymp gelangen. Der Garten der Hera
würde seine Gefangenen niemals frei geben und das Eindringen eines nicht
olympischen Gottes wäre den Olympiern aufgefallen, es sei denn, es war kein
Fremder …
Sie
wusste es. Serena hatte gleich geahnt, dass etwas Seltsames vor sich ging. Innerlich
klopfte sie sich selbstzufrieden auf die Schulter, als hätte sie eine
schwierige Aufgabe gelöst, dass möglicherweise ihr Leben auf dem Spiel stand,
ließ sie völlig außer Acht.
Sie
grübelte darüber nach, wer dieser geheimnisvolle Schatten sein könnte, jedoch
erschien ihr das Feld der Verdächtigen größer als sie zuvor angenommen hatte.
Athene und sogar ihr Vater würden davon ausgehen, dass Demeter dahinter steckte
und dass diese dem Herrn der Unterwelt einen Hinweis gegeben haben könnte, doch
Serena dachte hierbei mehr an jene, die ihr auf dem Olymp bislang begegnet
waren. Poseidon hatte eine seltsam zynische Art ihr gegenüber an den Tag gelegt
und er hatte sie mit seinen Blicken regelrecht verschlungen, vielleicht war
dies der Grund, weshalb sie ihn nicht mehr zu Gesicht bekam, da Zeus kein
weiteres Aufeinandertreffen duldete, doch dann war da noch er …
Helios ,
schoss es ihr durch den Kopf und ein aufgeregtes Zucken spannte ihren Körper
an.
Sie
versuchte ihre Gefühle nicht auf ihr äußeres Erscheinungsbild übergreifen zu
lassen, um Athene keinen Ansporn zu geben, sich noch größere Sorgen zu machen.
Er,
Helios, war ein gerngesehener Gast bei Zeus, doch seine mittlerweile täglichen
Aufenthalte waren für sie mehr als fragwürdig, aber trotz ihrer Zweifel konnte
sie sich nicht erklären, was er von ihrem Verschwinden hatte, es sei denn, es
gab einen Drahtzieher und er erledigte nur die Drecksarbeit. Unweigerlich
dachte sie wieder an ihre erboste Stiefmutter. Wie sehr musste sie die
Halbgöttin nun hassen, da sie die Göttin bloßgestellt und ihre Autorität missachtet
hatte?
„Serena,
ich möchte nicht, dass dir irgendetwas zustößt, das könnte ich mir nie
verzeihen!“, sprach Athene plötzlich auf sie ein und hielt ihre Hände in ihren.
Noch immer waren sie kalt und verschwitzt, was Serena fragend zu ihr aufblicken
ließ. Sie konnte sich nicht erinnern, die Göttin jemals so verzweifelt gesehen
zu haben wie nun.
„Bitte
versprich mir, dass du dich von nun an, an unsere Regeln hältst Serena, bitte!“
Ihre Stimme klang fast schon erdrückend, was Serena nur noch nervöser werden
ließ. Sie nickte hektisch und schluckte einige Male schwer, als Athene
luftringend von ihr abließ. Was war in sie gefahren? Wovor hatte sie solch eine
Angst? War es wirklich nur dieser mysteriöse Herumtreiber oder war da doch noch
mehr?
Wieder
blickte Athene zögernd auf die Halbgöttin hinab. Sie schien mit sich selbst zu
ringen, als sie Luft holte und wieder
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