Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
damit. Sie hatte ihr ausdrücklich befohlen, nicht zum Dienst zu erscheinen
und auch nicht ihr Gemach zu verlassen, da es am heutigen Abend zu gefährlich
sei, ein Befehl, dem sie nur zu gerne nachkam, doch allmählich wurde sie
unruhig.
Ihre
Hände in ihrem Schoß vergraben, blickte sie langsam auf und sah aus dem Fenster
vor sich.
Die
Sonne war längst hinter den Bäumen verschwunden und der Himmel verlor seine
Farben, die einem tristen schwarz gewichen waren.
Sie
war nicht gekommen.
Enttäuscht
schüttelte Serena den Kopf und erhob sich. Wie lange sie gewartet hatte wusste
sie nicht genau, doch Athene war nicht gekommen, hatte sie nicht geholt, ebenso
wie Timaios sie damals nicht unter dem Bett hervorgeholt hatte als alles
vorüber war. Ernüchterung machte sich in ihr breit.
Wohlmöglich
hatte es sich die Göttin der Weisheit anders überlegt und noch einmal über die
Bestrafung ihres Vaters nachgedacht.
Ihre
Hände auf dem kühlen Marmor der Fensterbank ruhend, sah sie auf den Festplatz
hinab. Und obwohl die umstehenden Fackeln den großen Platz in einen warmen
Schimmer tauchten, waren es nicht diese, die ihn schlussendlich erhellten.
Er
war wieder da. Der Gott, der seit Wochen immer öfter auf dem Olymp auftauchte.
Seine goldene Quadriga stand auf dem Festplatz, gespannt an die vier feurigen
Rösser, die voller Erhabenheit den gesamten Festplatz erleuchteten.
Nachdenklich
blickte sie auf die majestätischen Wesen hinab und hatte den vorherigen
Gedanken schon ganz vergessen, doch dafür hatte sie längst ein neuer gepackt.
Einer, der drohte, schon nach wenigen Stunden alle Vorsetze, die Serena sich
selbst gesetzt hatte, hinzuschmeißen und sich erneut gegen den Willen der
Götter zu stellen. Noch ehe sie diesen Gedanken zu Ende führen konnte,
verspürte sie den Drang, diesen zu erleben.
Sie
verließ ihr Gemach und wanderte zielstrebig durch die Gänge des hellerleuchteten
Olymps, völlig gleichgültig, dass sie irgendeinem Gott begegnen könnte.
Athene
hatte es ihr versichert. Sie hatte es ihr versprochen und nun hatte sie es
gebrochen, warum sollte sie sich also an ihre Versprechen oder Abmachungen
halten? Das Versprechen eines Gottes war rein gar nichts wert.
Immer
schneller lief die junge Halbgöttin die Treppen hinab in das untere Geschoss, doch
anders als sonst, hielt sie dieses Mal nicht auf halbem Wege inne. Nicht wie sonst
blieb sie hinter der hohen Marmorsäule stehen, die den Gang, in dem sie sich
nun befand, von dem seitlich freien Korridor trennte. Nein, diesmal lief sie
mit zu Boden gerichteten Blicken um die Ecke und schaute weder nach links noch
nach rechts.
Als
die Türen des Festsaales allerdings in greifbarer Nähe schienen und sie das
leise Stimmengewirr dahinter vernahm, konnte sie sich nicht mehr zurückhalten.
Serena konnte nicht sagen was es war, doch irgendein Gefühl in ihr zwang sie
aufzusehen.
Sie
schritt vorsichtig an die Balustrade und blickte auf den Festplatz hinab. Wie
zu erwarten, hatten sie die vier Augenpaare längst erspäht.
Als
Athene sie ins Zimmer gebracht hatte, hatte sie nicht einmal darauf geachtet ob
er dastand, doch nun, da sie ihn sah, fühlte sie wieder den Wissensdrang, der
in ihren Fingern juckte und sie dazu verführen wollte, näher heran zu treten.
Eine
einmalige Gelegenheit, dachte sie sich, als sie Stufe für
Stufe die große Freitreppe zu den brennenden Rössern herabstieg. Endlos lang
erschien er ihr nun, da ihre Augen konzentriert auf die der brennenden Pferde
gerichtet waren und sie jeder Zeit damit rechnen musste, schnellstens die
Flucht ergreifen zu müssen. Gefährlich war es alle male.
Bereits
auf halbem Wege spürte sie die ansteigende Hitze, die sich auf ihren Körper
legte und ihn schwer werden ließ, doch sie hatte sich nun soweit gewagt, jetzt musste
sie auch den Rest schaffen.
Am
Fuße der letzten Stufe hielt sie jedoch einen Moment inne und versuchte durch
ihren staubtrockenen Mund nach Luft zu schnappen.
Je
näher sie diesen majestätischen Wesen kam, desto unheimlicher wurde ihr Anblick
und dieser schüchterte Serena immer mehr ein. Ihre starren Augen wirkten bei
genauerem Hinsehen wie funkelnde Rubine, die sie in ihren Bann zogen. Sie
riefen ihren Namen, so hatte es den Anschein und die junge Halbgöttin war nicht
willens, diesen Ruf zu ignorieren.
Sie
näherte sich dem goldenen Streitwagen von hinten, sodass sie einen großen Bogen
um die brennenden Rösser machen musste. Die Hitze war fast nicht
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