Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
sie so anschaute und wieso
war er überhaupt so früh am Morgen schon hier? Sie war sich so sicher, dass
irgendetwas nicht mit ihm stimmte, dass er etwas im Schilde führte, doch sie
schien die Einzige zu sein, die das glaubte. Waren sie alle einfach zu
gutgläubig oder sie zu misstrauisch?
Mit
einem tiefen Atemzug schluckte sie jegliche Emotionen hinunter und entgegnete
dem Gott mit der gleichen ausdruckslosen Erscheinung wie er es stets tat, doch
seinen Blicken stand zu halten, fiel ihr auch dieses Mal schwer, denn egal wie
sehr sie sich auch anstrengte, hatte er etwas mysteriöses an sich, etwas, das
ihr einen kalten Schauer über den Rücken jagte.
Ein
plötzlicher Ruck löste sie aus ihrer Starre und holte sie in die Realität
zurück. Zeus hatte eine laute Auseinandersetzung mit Artemis, aus der Athene
sie rauszuhalten versuchte, doch wie wollte ihre Schwester sie aus einem Konflikt
heraushalten, in dem sie der eigentliche Streitpunkt war? Schon wieder?
Hektisch
zerrte die Göttin der Weisheit sie aus der dichterwerdenden Menge und zog sie
die Freitreppe hinter sich hoch. Ihre Hände waren kalt und verschwitzt. Athene
war nervös. Hatte sie wirklich gedacht, ihr sei etwas zu gestoßen? Bei diesem
Gedanken wurde Serena nachdenklich und ließ sich widerstandslos entführen.
Erst
im Gemach der Halbgöttin ließ der verkrampfte Griff Athenes nach und sie
schloss hektisch die Tür hinter sich. Noch immer schien sie aufgebracht, was
Serena nicht nachvollziehen konnte.
Sie
ließ sich langsam auf ihrem Bett nieder und sah ihrer nervös hin und her
laufenden Schwester nach.
„Du
weißt genau, dass du das Zimmer nicht alleine verlassen sollst, vor allem nicht
in der Nacht! Du hast dich unseren Regeln wiedersetzt!“, entfuhr es ihr dann
mit sichtlicher Zurückhaltung, als sie sich zu der Halbgöttin umdrehte.
Ihre
großen braunen Augen funkelten bedrohlich. Serena konnte nicht länger deuten,
ob die Besorgnis oder die Wut in ihr größer war. Sie hatte ihr Vertrauen
missbraucht und noch schlimmer, sie tat es bewusst.
„Du
könntest tot sein Serena! Ist dir das überhaupt klar?“, fuhr sie völlig in Rage
fort und schlug die Hände über ihrem Kopf zusammen.
Serenas
Augen weiteten sich bei diesen Worten. Tot? Sie? Durch was oder wen? Die
Verwirrung konnte Athene ihr buchstäblich von den Augen ablesen. Sofort fuhr
sie ihre Emotionen runter und schüttelte mit einem leichten Lächeln den Kopf.
„Tut
mir leid, das war nicht so gemeint. I-Ich …“ Ihre Stimme brach bei dem Versuch
die richtigen Worte zu finden und Serenas Neugierde abzuwürgen, diese war
jedoch längst geweckt.
„Was
geht hier vor sich Athene?“, durchbrach die zarte Stimme der Halbgöttin die
eingetretene Stille und ging kläglich in ihren Atemzügen unter, als würde sie
jeden Moment anfangen in Tränen auszubrechen, doch Athene schüttelte erneut
leicht zögernd den Kopf.
Ihre
Lippen nahmen eine unnatürliche rote Farbe an, da ihre Zähne sich in ihnen
verbissen hatten. „Wir waren besorgt, dass ist …“
„Wieso
lügst du mich an?“, fuhr die kühle Stimme der Halbgöttin dazwischen.
Die
Göttin blickte verwundert zu ihr hinab. Es verblüffte sie immer wieder, wie
kalt und gleichgültig Serenas Äußeres wirken konnte. Ihre Augen strahlten
endlosweite Leere aus, die nicht einmal das Licht der Sonne zufüllen vermochte.
„Wenn
ich dir wirklich irgendetwas bedeute, dann sag mir bitte endlich was hier vor
sich geht. Du sagtest, dies sei mein neues Zuhause, jedoch fühle ich mich wie
in einem Gefängnis. Ich bin eine Gefangene, über deren Kopf hinweg alle reden …
aber niemand spricht zu mir!“
Serena
schnappte nach Luft und sah ihrer Schwester unverstanden in die Augen.
„Es
gibt Komplikationen“, entfuhr es Athene dann flüsternd, als sie zitternd ihre
Arme vor ihrer Brust verschränkte. Die Atmosphäre war trotz der vor dem Fenster
stehenden Sonne eiskalt und die Luft, trocken und kratzte in Serenas Hals wie
unzählige Glasscherben. „Es … Es gibt einen dunklen Schatten auf dem Olymp.“
„Was
meinst du damit?“ Athene kam auf sie zu und zog sie auf die Beine.
„J-Jemand
schleicht hier rum. Jemand, der von dir zu wissen scheint, es aber nicht wissen
soll … Wir haben seine Aura gespürt!“
„Aber
wie kann das …?“
„Erinnerst
du dich noch, was wir dir gesagt haben, über Halbgötter auf dem Olymp?“
Serena
zögerte, nickte dann jedoch leicht und holte erneut tief Luft. Ihr wurde unwohl
in ihrer Haut,
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