Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
Lichtung.
Serena,
noch immer zu fasziniert, nickte einfach nur leicht.
„Diese
Wesen sind rein und lassen nur jene an sich heran, die es auch sind. Ein
einziger Flügelschlag lässt sie schneller fliegen als ihre Schatten. Sie sind
sehr anmutig und eigentlich recht scheu – nur hier nicht …“
Die
junge Halbgöttin wandte sich fragend zu ihrer Schwester um und sah sie verwirrt
an, als diese inne hielt.
„Nur
hier, auf diesem Berg, scheinen sie ihre natürlichen Instinkte völlig zu
vergessen. Sie kommen sogar oftmals bis zu dem Festplatz, ehe sie sich wieder
in die Wälder zurückziehen. Seltsam wie ein einziger Ort jemanden so verändern
kann, nicht wahr?“, entfuhr es Artemis flüsternd, als ihre jadegrünen Augen auf
Serena hinabblickten und sie geradezu verschlangen. Diese wandte sich wortlos
von ihr ab.
Glaubte
sie wirklich Serena sei dumm? Dachte sie etwa, sie würde ihre Anspielungen
nicht bemerken? Wieso zeigte Artemis ihr diese Wesen, um sie anschließend
darauf aufmerksam zu machen, dass der Olymp einen verändern konnte? Serena
empfand es erneut als ein Angriff gegen ihre Person. Sie beschuldigte sie, sich
für ihren leiblichen Vater zu verbiegen und auch wenn sie innerlich wusste,
dass ihre Schwester gar nicht so Unrecht hatte, machte es die junge Halbgöttin
wütend, sich so etwas von ihr anhören zu müssen. Sie kannte sie gar nicht. Sie
wusste nicht, wer sie war oder was sie durch gemacht hatte.
War
es so verwerflich, nach all den Niederschlägen endlich glücklich sein zu wollen
und dafür einen für sie minimalen Preis zu zahlen?
Doch
noch bevor sie der Göttin mit Wut im Bauch entgegenfeuern konnte, durchbrach
ein lauter Donnerschlag die idyllische Stille und versetzte den Waldboden in
unruhige Vibrationen.
Mit
einem lauten Wirren spannten die eben noch friedlichen geflügelten Pferde ihre
großen Schwingen und stiegen empor, dem Himmel entgegen, gefolgt von laut
kreischenden Vögeln, die fluchtartig aus den Kronen stürzten und das wolkenlose
Gewölbe über ihnen, pechschwarz werden ließen. Die Vibrationen fuhren in
Serenas Körper und ließen sie erzittern.
Nur
Artemis, die misstrauisch zum Olymp hinaufblickte, dessen glänzende Dächer
zwischen den wackelnden Baumwipfeln zum Vorschein kamen, schien zu wissen was
vor sich ging und war demensprechend, jedenfalls nach außen hin, ziemlich
gelassen.
Ein
weiterer lauter Donnerschlag, gefolgt von einem grellen Aufblitzen am Himmel,
versetzte jedoch auch sie in Aufruhr.
Sie
packte Serena am Handgelenk und zog sie unliebsam hinter sich her. Diese wusste
noch immer nicht, was um sie herum geschah und sah entsetzt nach oben, als der
plötzlich aufziehende Wind dunkle schwarze Wolken über die aufgehende Sonne
schob und erste Vorboten eines schrecklichen Gewitters schickte.
Als
hätte ein Blitz sie getroffen, setzte sich ihr Körper plötzlich unter Strom und
mit einem Mal wusste sie genau was los war - Ihr Verschwinden war aufgefallen.
Zeus
wusste, dass obwohl ihr Dienst noch nicht begonnen hatte, sie nicht mehr in
ihrem Gemach war. Wohlmöglich hatte Athene sogar ihre Sandalen und ihre
Bediensteten-Kluft neben ihrem Bett gefunden und dachte nun, sie sei entführt
worden.
Wieder
fiel ihr ein, dass sie barfuß den Berg bis zur Lichtung hinabgestiegen war und
sie nun von Artemis über spitze Steine und festes Erdreich gezogen wurde. Bei
diesem Gedanken wurde ihr Schmerzempfinden geweckt und prompt spürte sie jeden
einzelnen Stein, der über ihre weiche Haut schrammte. Sie sah sich bereits mit
dicken Bandagen um die Füße im Bett liegen, dabei hatte sie am gestrigen Tag
erst den nervtötenden Verband um ihren Unterarm abgelegt, denn ihre Wunde
darunter war bereits gut verheilt und nun so etwas.
Der
Weg, den sie mit Gegenwind und Schmerzen hinter sich ließen, kam Serena wie
eine halbe Ewigkeit vor, in der man sie über Glasscherben schickte. Umso
erlösender war es, als sie endlich das weiche Gras der Böschung unter ihren
Füßen spürte, das sich kühlend auf ihre gereizte Haut legte, doch eine Erholung
war ihr nicht vergönnt, denn kaum oben angekommen, geriet ihr Atem erneut ins
Stocken.
Zeus
musste sie bereits von weitem gesehen haben und stürmte die große Freitreppe
hinunter, direkt auf sie zu.
Artemis,
sichtlich unruhig, drehte sich zu Serena um und schüttelte sie aufgebracht.
„Egal was sie fragen, du hast nichts
gesehen, hörst du?! Garnichts!“, flüsterte sie hektisch, sodass ihre Stimme wie
ein kratzendes Fipsen
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