Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Titel: Das Siegel des Templers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
Vom Netzwerk:
»Ich sage nur, was wahr und allseits bekannt ist. Wollt Ihr Euch für die Ehre dieses Königs mit mir schlagen?«
    Raymond de Crests Faust öffnete sich wieder. »Nein, dennoch könntet Ihr mehr auf Eure Zunge achten.«
    »Da, seht«, mischte sich Juliana ein, um die Männer von ihrem Streit abzulenken. »Pater Bertran, ist das die Niederlassung der Templer, von der Ihr gesprochen habt?«
    Sie näherten sich auf der Hügelkuppe einem zwischen Steineichen gelegenen Gebäude.
    Der Augustinerpater schüttelte den Kopf. »Nein, das ist San Antón.« Er deutete auf zwei Mönche, die in ihren graubraunen Kutten in einem Gemüsebeet standen und Unkraut zwischen den sorgsam gehegten Pflanzen auszupften. »Sieh, auf ihre Gewänder ist das blaue Tau gestickt.«
    »Wir können sicher unsere Wasserflaschen im Kloster füllen« , sagte Juliana, die die ihre schon wieder geleert hatte. »Der Staub ist heute unerträglich.«
    Erstaunt sah das Fräulein, wie Ritter Raymond abwehrend die Hand hob und der Augustiner blass wurde.
    »Ich würde keinem raten, diesem Haus nahe zu kommen«, fügte der Pater hinzu. Juliana wollte gerade fragen, warum, als Andrés Gesicht ebenfalls an Farbe verlor und er mit zitternder Hand auf das Tor deutete, das gerade eine Gruppe von Männern und Frauen entließ.
    »Heilige Mutter Gottes, was ist mit denen?«, stieß er hervor und musterte die entstellten Gesichter und Gliedmaßen voller Abscheu. »Sind das Aussätzige?«
    Bruder Rupert schüttelte den Kopf. »Nein, obwohl man diese hier sicher ebenfalls finden kann. Diese armen Teufel leiden am Antoniusfeuer und hoffen, auf dem Pilgerweg Heilung zu finden.«
    »Ja«, stimmte Pater Bertran zu, der anscheinend seinen gewohnten Gleichmut wiedergefunden hatte. »Es gibt viele Häuser des Ordens hier am Weg, und man sagt, sie hätten große Heilungserfolge. Auch beim roten Schweinsübel können sie helfen. Das Haupthaus werden wir vor der Stadt Castroxeris 16 sehen.«
    Juliana schauderte. Sie war nicht erpicht darauf, solch einem Ort nahe zu kommen. Der Augustiner schritt wieder forsch aus und winkte seinen Begleitern, ihm zu folgen.
    »Kommt weiter. Steigen wir nach Naxera hinab. Dort werden wir Wasser und sicher auch etwas zu essen finden – im Kloster Santa María la Real. Ihr werdet staunen!«

    Sie wanderten am Poyo de Roldán vorbei, dem Hügel, auf dem der Kampf zwischen dem Riesen Ferragut und Ritter Roland stattgefunden haben soll – zumindest behaupteten das die französischen Troubadoure. Juliana konnte sich erinnern, mit Dekan von Hauenstein darüber gesprochen zu haben, als sie mit ihm einst das Rolandslied gelesen hatte. Die Einzelheiten wollten ihr aber nicht mehr einfallen. Bruder Rupert jedoch kannte die Geschichte: »Die Sage spricht davon, dass Roland kam, um christliche Ritter aus der Gefangenschaft zu befreien. Von diesem Felsen aus soll er den Riesen mit einem Stein erschlagen haben.«
    André hob interessiert den Kopf und kam näher, um besser
zuhören zu können. Zum ersten Mal an diesem Tag war seine Miene entspannt, und die trüben Gedanken, die ihn seit dem Morgen gefangen gehalten hatten, schienen verflogen zu sein.
    Pater Bertran verlangsamte seinen Schritt, bis er wieder auf gleicher Höhe mit der Pilgergruppe ging.
    »Es kursieren verschiedene Geschichten, wie es sich zugetragen haben soll. Eine andere Version berichtet von einem Kampf zu Pferd, bis Roland erschöpft ist. Er kann den Riesen nicht besiegen. Beide müssen eine Pause einlegen und kommen ins Gespräch, in dem der dumme Riese Roland seine einzige verletzliche Stelle verrät: den Nabel. Roland zieht den Dolch und ersticht Ferragut.«
    André schnaubte ungläubig durch die Nase. »Das ist nicht möglich«, rief er. »Roland war ein edler Ritter, der sich niemals einer solchen Hinterlist bedient hätte! Das ist eine böse Verleumdung. Sicher haben die Basken diese Geschichte in Umlauf gebracht, um seinen Ruhm zu schmälern. Sie verunglimpfen ihn, als wäre er das böse Ungeheuer!« Mit glänzenden Augen stand er da, aufrecht, die Brust hervorgereckt, als würde er gleich selbst ein Schwert aus der leeren Scheide zaubern und an der Seite seines Helden gegen Unholde und Dämonen kämpfen.
    Der Bettelmönch lachte, dass seine muskulöse Brust unter der Kutte bebte. »Ach André, ich sollte dir wünschen, dass du dir dein Leben lang deine Traumwelt erhalten kannst, die von tugendhaften Rittern und Templern bevölkert ist, die stets edel handeln und kämpfen. Ich frage

Weitere Kostenlose Bücher