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Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Titel: Das Siegel des Templers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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nicht alle hinein. Außerdem sind wir bereits durchnässt. Sehen wir zu, dass wir die Höhe überqueren und vor der Nacht eine Herberge finden. Pater Bertran, kennt Ihr den nächsten Ort, der uns ein Dach über dem Kopf bietet?«
    Die hagere Gestalt schritt vor ihnen durch den Regen, als würde sie ihn nicht bemerken. Die Sandalen patschten gleichmäßig durch den Schlamm, rote Rinnsale bahnten sich ihre Wege über Kutte und Füße.
    »Vielleicht in Azofra«, sagte er. »San Pedro hat dort ein Spital und einen Friedhof.«
    »Na lieber das Spital als den Friedhof«, brummte der Bettelmönch. Raymond de Crest fluchte leise.
    Endlich wurde der Weg flacher, der Lehm behinderte jedoch immer noch ihr Fortkommen. Juliana sehnte das Dorf mit seinem Spital herbei. Waren durch den Wasserschleier dort vorn nicht die ersten Häuser auszumachen?
    Es war das Dorf, das ersehnte trockene Lager fanden sie dort allerdings nicht.
    »¿Un peregrino enfermo? ¿Hay heridos?« Der Laienbruder sah die fünf Wanderer nacheinander prüfend an. »Gibt es Verletzte oder Kranke?«, wiederholte er in gebrochenem Latein. Die fünf Köpfe verneinten.
    »Lo siento«, entschuldigte er sich und hob die Schultern. »No hay espacio – Wir haben nicht genug Platz. Fast alle Lager sind von kranken Pilgern belegt. Und dann hat der Regen vor kaum einer Stunde noch eine Gruppe aus Burgund zu uns getrieben. Ihr müsst weiterziehen.« Er wünschte ihnen Gottes Segen und das Wohlwollen des Apostels, dann schloss sich die Pforte wieder. Ein Riegel rastete innen geräuschvoll ein.
    Juliana stützte sich mit ihrem ganzen Gewicht auf ihren Wanderstab. »Oh nein«, jammerte sie leise. »Mein Mantel ist völlig durchnässt, und ich kann nicht mehr!«
    »Warum hast du nicht gesagt, dass du Hilfe brauchst?«, schimpfte André, der anscheinend ebenfalls keine Lust mehr hatte, weiter durch den Regen zu wandern.
    »Weil ich weder krank noch verletzt, sondern einfach nur nass und müde bin«, verteidigte sich das Ritterfräulein.
    »Und außerdem hätten sie dann nur Johannes aufgenommen« , fügte Bruder Rupert hinzu. »Uns bleibt also nur weiterzugehen. – Es sei denn, Johannes möchte versuchen, drinnen ein Lager zu bekommen?«
    Er sah sie aufmerksam an. Hoffte er, dass sie zustimmte, oder wollte er eine Ablehnung hören? Wie immer gelang es ihr nicht, in seiner Miene zu lesen. Es war verlockend, es zu versuchen. Sie ließ den Blick über die vier Begleiter wandern. Sie alle waren nass und schmutzig, und die Erschöpfung sprach aus ihrem Blick. Pater Bertran war noch hohlwangiger geworden, als er es schon in La Puent de la Reyna gewesen war, André wirkte, als könne er jeden Moment umkippen, und auch der blonde Ritter Raymond hatte Ringe unter den Augen. Nur Bruder Rupert sah noch erstaunlich kräftig aus.
    »Gehen wir weiter«, hörte sie sich sagen. Bruder Rupert nickte. Der alte Augustiner patschte mit seinen Sandalen schon wieder durch den Schlamm.
    »Auf, ihr jungen Burschen, wenn der Pater es auf seinen alten Beinen noch ein Stück schafft, dann sollten Eure Füße erst recht noch etwas hergeben.« Bruder Rupert schritt forsch aus, als habe er sich eben erst von seinem Lager erhoben.
    »Der hat gut reden«, grummelte André. »Woher nimmt er nur diese Kraft? Hast du gesehen, was der für Arme und Beine hat?«
    Juliana nickte errötend. Ihr stand das Bild seines nackten Körpers noch ganz deutlich vor Augen.
    »Ich habe noch nie einen solchen Bettelmönch gesehen!«, fügte der junge Ritter hinzu und setzte sich mit einem Stöhnen in Bewegung.
    »Ich dachte, gerade die Bettelmönche müssten viel körperliche
Arbeit selbst verrichten«, wandte Juliana ein und nahm seinen Schritt auf. »Ziehen sie nicht für ihre Almosen übers Land? Er wird schon weite Wege in seinem Leben gewandert sein.«
    »Hm«, knurrte André nur und stolperte den unebenen Pfad entlang. »Ein Königreich für einen Pferderücken.«
    Juliana ging nicht darauf ein. Ihre Gedanken weilten noch immer bei Bruder Rupert. »Warum nur will er uns nicht von seinen Reisen erzählen? Er war sogar in Ägypten! Das ist ihm anscheinend nur so herausgerutscht. Aber was wäre schlimm daran, uns von diesem geheimnisvollen Land der Muselmanen zu berichten?«, überlegte sie und seufzte.
    »Alle tun so geheimnisvoll. Hat hier denn jeder etwas zu verbergen?« Sie sah André an, doch der wandte rasch den Blick ab und starrte nun wieder angestrengt zu Boden.
    »He!« Das Mädchen knuffte ihn in den Oberarm.

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