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Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Titel: Das Siegel des Templers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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mich, wo du aufgewachsen bist. Ich jedenfalls bin in meinem Leben nur selten auf die Tugend gestoßen. Gibt es in dem deinen denn keine Sünden?«
    Die Miene des hageren Paters verhärtete sich. Er zischte André ein paar Worte zu, die Juliana nicht verstand. Andrés Blick huschte zu ihm hinüber und kehrte dann zu seinen Schuhspitzen zurück, die er bereits den längsten Teil des Tages betrachtet hatte. Seine Schultern sackten nach vorn.
    »Nicht alle Ritter sind edel und gut«, murmelte er. »Manche
haben mehr als nur das Höllenfeuer verdient. Es wäre gerecht, wenn selbst Jakobus nicht vergeben würde.« Die tiefe Verzweiflung in seiner Stimme berührte das Mädchen. Sprach er von sich selbst?
    »Wie hat man solch ein Kind zum Ritter schlagen können?«, sagte Raymond de Crest voller Verachtung. »Oder gibst du nur vor, einer zu sein? Hast du die Schwertscheide des Vaters gestohlen, um ein wenig damit anzugeben?«
    Juliana hielt den Atem an. Welch Beleidigung! Nun würde André ihn fordern müssen, doch der junge Mann schwieg. Mit hängendem Kopf schlurfte er voran.
    Ritter Raymond sah ihn noch einige Augenblicke an, ehe er sich mit einem Schulterzucken abwandte.
     
    Sie näherten sich der Stadt, die die Muselmanen »Ort zwischen den Felsen« genannt hatten. Zwei Festungen ragten über den von Spalten und Höhlen zerfressenen roten Sandsteinen auf. Die Häuser waren bis an die senkrechten Felsen herangebaut, die die Stadt von Westen her schützten. Die Kuppen waren mit Kiefern bewachsen, deren dunkles Grün das Rot der Felsen noch leuchtender erscheinen ließ. Auf der Ostseite begrenzte der Fluss die Stadt.
    Der Augustinerpater schritt ihnen voran durch die Stadt, die einst Königssitz von Navarra gewesen war – bevor Kastilien und Léon das ganze Rioja-Gebiet samt der Stadt erobert hatten.
    »König García von Navarra hat auch das Kloster Santa María la Real gegründet«, erzählte Pater Bertran, der sie zielstrebig auf die Felswand hinter der Stadt zuführte. »Bei einer Taubenjagd ist ihm sein Falke in eine der Höhlen entflogen. Der König folgte ihm und fand Falke und Taube friedlich vereint vor einem Bild der Muttergottes. Der König war so gerührt, dass er das Kloster hier bauen ließ und den Ritterorden de la Terraza gründete. Heute allerdings leben Franzosenmönche aus Cluny hier. Die Eroberer haben die Stiftsherren von San
Isidor davongejagt. Nun, wir werden sehen, ob es bei den Kluniazensern Gastfreundschaft gibt.«
    Nachdem er sie aus einer engen Gasse herausgeführt hatte, blieb er stehen. Bruder Rupert stieß einen Pfiff aus, Juliana staunte mit offenem Mund. Eine gewaltige Burg aus rotem Stein lehnte vor ihnen an den Felsen, mit Mauern und halbrunden, fünf Stockwerke hohen Türmen, die noch von einem quadratischen Turm überragt wurden. Erst auf den zweiten Blick erkannte das Mädchen, dass das, was sie für eine Schildmauer mit Manteltürmen gehalten hatte, das Kirchenschiff war.
    »Man kann von der Kirche aus direkt in die Höhlen gelangen« , sagte Pater Bertran.
    »Mir ist es wichtiger, was sie uns zu essen geben«, erwiderte Raymond der Crest und strebte auf die Pforte zu. Juliana stand noch immer unter den aufragenden Mauern, den Kopf in den Nacken gelegt. Welch wehrhafte Festungen hatten sie hier in Hispanien für ihre Gottesmänner gebaut.
    »Johannes, komm, es gibt Speck und Käse«, riss Bruder Ruperts Stimme sie aus ihren Gedanken, und sie beeilte sich, ihren Anteil in Empfang zu nehmen.
    Sie aßen und tranken und füllten ihre Flaschen mit kaltem, klarem Wasser, ehe sie das Kloster verließen und sich wieder auf den Weg machten.
    Kaum hatten die fünf Pilger die Stadt hinter sich gelassen, um durch ein enges Tal in den Felsen den Berg zu erklimmen, als die bauchigen Wolken, die sie bereits den ganzen Tag begleitet hatten, ihre Schleusen öffneten. Der Regen rauschte herab, verwirbelt durch den Wind, der nun noch stärker blies. Der rote Staub verwandelte sich in Morast, in dem ihre Schuhe keinen Halt fanden. Am steilen Hang rutschten sie bei jedem Schritt stets einen halben wieder zurück. Die lichten Kiefern boten ihnen keinen Schutz. Bereits nach wenigen Minuten waren ihre Gewänder schwer von Feuchtigkeit, die unerbittlich bis auf die Haut vordrang.
    »Wir sollten in den Höhlen Schutz suchen«, rief Juliana über
das Rauschen hinweg und zeigte auf die niedrigen Öffnungen in den Felsen am Wegesrand.
    Bruder Rupert schüttelte den Kopf. »Die sind zu klein. Da passen wir gar

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