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Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Titel: Das Siegel des Templers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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durchquerten eine Siedlung, stiegen auf den Hügel bis zur Kirche und wieder hinab zum westlichen Stadttor, ohne ein Wort zu wechseln. Juliana merkte, wie Bruder Rupert die Augenbrauen zusammenzog und seine Pilgergefährten abwechselnd musterte.
    »Gibt es denn gar keine Geschichten über diese Stadt?«, wunderte sich der Bettelmönch, als sie zwischen Olivenbäumen und Weinstöcken einen flachen Berghang erklommen. »Oder verdirbt Euch das Wetter die Laune?«
    Düstere Wolken wurden von einem böigen Wind über das
Land getrieben. Er wirbelte roten Staub auf und trieb ihn den Pilgern in Augen und Nase.
    »Was wollt Ihr wissen?«, fragte der Augustinerpater barsch.
    Bruder Rupert hob seine muskulösen Schultern. »Es wird doch sicher ein paar Helden gegeben haben, die sich in einer Schlacht hervorgetan, oder böse Verräter, die sie an den Feind ausgeliefert haben? Vielleicht sogar ein paar arme Ritter Christi für André? Er sieht so aus, als könne er heute zur Aufmunterung eine Heldensage über die Templer gebrauchen.«
    Pater Bertran stieß einen Laut des Abscheus aus und spuckte in den Staub. »Heldensagen über Templer? Pah! In Navarrete gibt es keine, und das ist auch gut so, aber auf dem Alto de San Antón hat sich das heuchlerische, verlogene Pack niedergelassen, das den König mit seiner Arroganz verspottet.« Bruder Ruperts dunkle Augenbrauen wanderten vor Erstaunen nach oben.
    »Ja, seht mich ruhig ungläubig an. Ihr gehört auch zu denen, die sich von einem weißen Mantel täuschen lassen Reinheit und Unschuld!« Er spuckte noch einmal aus. »Bei dem Gedanken kommt mir die Galle hoch!«
    »Sprecht weiter, Pater Bertran«, forderte ihn der Bettelbruder auf und strich sich über seinen Bart. Seine braunen Augen waren interessiert auf den mageren Mönch gerichtet.
    »Sie sind durch und durch verdorben. Der ganze Orden ist auf einer einzigen Lüge aufgebaut. Für die Sicherheit der Pilger im Heiligen Land sorgen? Pah! Sagt man nicht, neun Ritter hätten neun Jahre lang im Tempel Salomos gelebt, den der König von Jerusalem ihnen gegeben hat?«
    »Nun ja, ich denke, die Zahl Neun ist eher symbolisch zu sehen, als Zeichen der Vollkommenheit – drei mal die Drei«, sagte Bruder Rupert, aber der Augustinerpater achtete nicht auf seinen Einwurf.
    »Ich frage Euch, wie sollen neun arme Ritter die Pilger vor den wilden Sarazenen schützen?« Sein Finger bohrte sich in Bruder Ruperts Brust.
    »Gar nicht!«, fuhr er fort, ohne eine Antwort abzuwarten. »Das geht nicht, und es lag auch nie in ihrer Absicht. Die Frage ist doch, warum sollte ein König von Jerusalem so einfach einen Teil seines Palasts räumen, um ihn ein paar Verrückten zu überlassen, die Ritter und Mönch in einem sein wollen? Es stand von Anfang an ein Plan dahinter! Das ganze »Arme-Ritter-Christi« -Geschwätz war nichts als Tarnung, um das Wohlwollen des Papstes zu erlangen und den heiligen Bernhard zu überzeugen.«
    »Tarnung?«, wagte Juliana zu fragen. »Aber wofür?«
    Pater Bertran warf ihr einen durchdringenden, aber nicht unfreundlichen Blick zu. Offensichtlich war er gerade erst in Fahrt gekommen und wollte noch einiges zu dem Thema ausführen.
    »Sie wollten davon ablenken, was sie mit dem Tempel Salomos wirklich vorhatten, und da sind wir wieder bei der Frage: Was haben sie getan, bis sie zum ersten Mal übers Meer reisten und den Orden offiziell anerkennen ließen?« Er machte eine Pause und sah seine Mitpilger nacheinander an. Nur André sparte er aus. »Sie haben in den Stallungen gegraben, denn sie wussten, dass es hier etwas zu finden gab!«
    »Kann denn niemand diesem Schwätzer das Maul stopfen?«, schimpfte Ritter Raymond de Crest und warf dem Augustiner zornige Blicke zu. »Nun ist André endlich mal still, und da muss der Alte mit seinem Geplapper unsere Ohren verschmutzen.« Doch keiner ging auf seine Worte ein, als hätten sie sich abgesprochen, den Ritter zu ignorieren.
    »Gegraben in einem Stall? Neun Jahre lang?« Juliana sah den Augustiner zweifelnd an.
    »Nicht in irgendeinem Stall«, fuhr sie der Pater an. »Die Stallungen Salomos sind ein Labyrinth unter dem alten Tempel, in dem man mehr als zweitausend Pferde unterbringen kann.«
    »Und was haben sie dort gesucht?«
    »Den Heiligen Gral«, sagte Bruder Rupert, als würde er über das nächste Abendessen sprechen.
    »Ja, den Heiligen Gral«, stimmte Pater Bertran zu, jedoch in
einem ganz anderen Tonfall. »Das müsst Ihr nicht so abfällig sagen. Es gab Papiere,

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