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Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Titel: Das Siegel des Templers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Grab.«
    Gerold von Hauenstein drängte sie, ihm alles zu erzählen. Als sie von Bruder Ruperts Tod berichten musste, wurde ihre Stimme so leise, dass sich der Dekan vorbeugte, um ihre Worte verstehen zu können. Tränen brannten in ihren Augen. Ach, wenn sie nur die Zeit zurückdrehen und ihren Fehler wieder gutmachen könnte!
    Der Schüler brachte Met, eine Pastete und kaltes Fleisch, aufgewärmte Zwiebelsuppe und einen Korb mit Brot.
    »Wo ist meine Mutter?«, fragte Juliana noch einmal.
    »Iss!«, forderte sie der Dekan auf und schnitt ihr eine dicke Scheibe vom Braten ab. Er wartete mit seiner Antwort, bis das Mädchen die ersten Bissen gegessen hatte. »Deine Mutter ist daran zerbrochen, erst ihren Gatten und dann dich zu verlieren.«
    Juliana ließ das Brot, das sie eben zum Mund führen wollte, herabsinken. »Sie ist tot?«
    Dekan von Hauenstein schüttelte den Kopf. »Tot? Nein, aber sie hat sich vom weltlichen Leben zurückgezogen. Sie ist im Kloster der Zisterzienserinnen an der Zaber. Frauenzimmern nennen die Leute den Weiler nun, kaum einen Sprung südlich von Neipperg.«
    »Sie hat den Schleier genommen?« Juliana konnte es nicht fassen. »Aber was, wenn der Vater zurückgekommen wäre? Wollte sie nicht wenigstens ein Jahr auf ihn und auf mich warten?«
    Dekan von Hauenstein kam zu ihr und setzte sich neben sie auf die Bank. Wie schmal und verletzlich sah Juliana aus. Er nahm ihre Hände.
    »Denke nicht, es sei mangelnde Liebe! Im Gegenteil! Der Grund ist, dass ihre Liebe zu dir und zu deinem Vater so groß ist, dass sie euren Verlust nicht allein ertragen konnte. Bei den Schwestern findet sie Halt und Trost. Der Weinsberger hat sie bedrängt, bis sie bereit war, seinem Sohn Ehrenberg zu Lehen zu geben. Zürne ihr nicht. Die Edelfrau hat nicht die Stärke, eine Schutzburg der Kaiserpfalz allein zu führen. – Auch die anderen Ritter des Kaisers würden das nicht gern sehen! Sie trafen sich in Wimpfen in der Pfalz und berieten, was mit Ehrenberg geschehen sollte. Sie forderten eine schnelle Entscheidung. Nein, sie wollten deinem Vater kein Jahr gönnen, geläutert von seiner Pilgerfahrt zurückzukommen.«
    »Und was wird nun aus mir?«, fragte Juliana leise.
    »Heute oder in der Zukunft?«
    Das Ritterfräulein zuckte mit den Schultern. »Heute und in der Zukunft.«
    »Heute kann ich dich in die Bergstadt hinaufbringen. Deine Mutter hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Sie hat das Stadthaus und ein paar Leute behalten. Die alte Kinderfrau – Gerda heißt sie, glaube ich – wird dich erwarten und dir neue Kleider geben. Über deine Zukunft solltest du mit der Edelfrau reden. Morgen kann ich nicht, aber wenn du noch einen Tag länger wartest, dann werde ich dich zu den Zisterzienserinnen begleiten.«
    »Bleibt mir eine andere Wahl?«, fragte das Mädchen seufzend.

    »Was wollt Ihr?«, fragte Juliana den Besucher barsch.
    »Eure liebliche Stimme hören? Mich am Anblick Eurer Gestalt ergötzen, die – das muss ich Euch sagen – ein wenig gelitten hat. Ihr seid noch dünner geworden!« Wilhelm von Kochendorf betrachtete das Edelfräulein kritisch.
    Den Straßenschmutz hatte sie in einem Zuber Wasser zurückgelassen, ihren Körper in ihre Frauengewänder vom vergangenen Jahr gehüllt, die ein wenig zu weit um ihren Leib schlotterten. Das Haar war gewaschen und über einem Rosshaarkissen aufgesteckt, damit es nicht jedem ins Auge fiel, wie kurz die Locken waren.
    »Oder vielleicht, weil Euch die Neugier treibt und Ihr auf Klatschgeschichten hofft?«, fiel Juliana dem nachmittäglichen Besucher ins Wort.
    »Ihr seid wie immer ein Hort der Weisheit«, nickte er und grinste. »Wenn es Euch beliebt, ein wenig von Eurer Reise zu erzählen, dann schickt diesen alten Drachen weg, der dort hinter Euch lauert, und spaziert mit mir über den Markt.«
    »Wer hat Euch von einer Reise berichtet?«, fragte das Mädchen erstaunt.
    Wilhelm von Kochendorf zuckte mit den Schultern. »Alles, was ich weiß, ist, dass Ihr kurz nach Eurem Vater verschwunden seid, und da ich nicht annehme, dass Euch jemand monatelang in den Kerker unter den Bergfried gesperrt hat…« Bei diesen Worten zuckte sie zusammen. »… gehe ich davon aus, dass Ihr eine Reise gemacht habt.«
    Juliana schickte Gerda weg und folgte dem jungen Ritter durch die Gasse bis zum Markt.
    »Nun, welche neugierige Frage brennt am heißesten in Eurer Brust?«, wollte sie wissen und ließ sich von ihm ein paar Süßigkeiten kaufen. »Ich habe Santiago gesehen

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