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Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Titel: Das Siegel des Templers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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wurde. Juliana und André standen auf einer Klippe hoch über der Brandung, sie hielten sich an den Händen und sahen schweigend in die Ferne. Hier war es also. Finesterre  – das Ende der Welt.
    Die Sonne schien zu zerfließen und versank im brodelnden Meer. Momente später wandelten sich die Wolken von feurigem Rot zu zartem Rosa.
    »Das Ende der Welt«, sagte Juliana bedächtig, als müsse sie die Worte auf der Zunge schmecken. »Wer hätte gedacht, dass es so schön ist. Mir ist, als müsste ich ein Boot besteigen und der Sonne hinterhersegeln.« André nickte nur stumm.
    »Gott der Herr ist nah, ich kann ihn spüren«, flüsterte Juliana, und plötzlich fühlte sie sich leicht und frei. Der Wind fuhr durch ihre Locken und prickelte feucht und salzig auf ihrer
Haut. Tief sog sie die Luft in ihre Lungen und spürte, wie das Leben in ihr atmete. Die Dunkelheit um sie verblasste, und nun sah sie den Pfad deutlich vor sich.
    »Wir werden den Winter in Rauanal verbringen, bei Wolf und den Confratres der Templer«, sagte sie bestimmt. »Und dann reiten wir nach Hause. Du nach Burgund und ich nach Ehrenberg. Heim zu meiner Familie.«



46
Ein neuer Anfang
    Wimpfen im Jahre des Herrn 1308
     
     
    V ielleicht hat der Apostel doch seine schützende Hand über sie gehalten und das Mädchen auf seiner Reise behütet, denn bereits am 3. Mai im Jahre des Herrn 1308 zügelte Juliana ihr Pferd, um den ersten Blick auf die drei Türme der kaiserlichen Pfalz in sich aufzunehmen. Überglücklich und gleichzeitig auch weh war ihr zumute. Sie war zurückgekehrt. Ihre Reise hatte nun ein Ende.
    Juliana strich sich mit dem Handrücken eine Träne aus dem Augenwinkel und ließ ihr Pferd weitertrotten. Plötzlich hatte sie viel Zeit. Sie musste die Blumen am Wegesrand in sich aufnehmen. Sie suchte jede Veränderung, die sich von ihrer Erinnerung unterschied. Hatte der Hof zu ihrer Linken ein neues Dach bekommen? Sie ritt durch Wimpfen im Tal. Auf dem Lindenplatz war Fischmarkt, St. Peter umschlossen neue Gerüste. Sollte sie anhalten und nach dem Dekan fragen? Nein, erst wollte sie die Mutter begrüßen, ein Bad im heißen Wasser genießen und sich endlich wieder einmal anständig kleiden.
    Juliana folgte der frühlingsgrünen Talaue. Die Margeriten blühten schon! Nun trieb sie das treue Tier doch an, das sie durch Kastilien und Navarra, über die Pyrenäen und durch die Täler der Rhône und des Rheins bis zum heimischen Neckar getragen hatte. Ehrenberg! Sie konnte die Spitze des Bergfrieds sehen und die zinnenbewehrte Mauer. Die letzte Steigung nahm sie im Galopp. Außer Atem, mit glühenden Wangen und strahlenden Augen zügelte sie ihr Ross vor dem Tor.
    »Was willst du?«
    Sie kannte die beiden Wächter nicht, die das untere Tor bewachten und sie fragend musterten. Sicher war es nicht gut,
sich in dieser Aufmachung als die Tochter der Burg zu erkennen zu geben.
    »Ich möchte die Herrschaft sprechen«, verlangte sie.
    Die beiden betrachteten sie noch immer kritisch und machten keine Anstalten, ihr Durchlass zu gewähren. »Wer bist du? Der Herr ist nicht hier.«
    Natürlich nicht, dachte sie. Er lag in kalter Erde auf dem Cebreropass in Kastilien.
    »Er ist mit den Herren von Kochendorf zur Jagd.«
    Juliana blinzelte. Sie musste erst ein paar Augenblicke dar über nachdenken, ob sie die Worte des Burgmanns richtig verstanden hatte.
    »Zur Jagd?«, wiederholte sie zweifelnd.
    Der Mann nickte. »Ja, schon seit den ersten Morgenstunden. Sie haben die Greife und die Hunde dabei.«
    »Und die Herrin?«
    »Die Edelfrau ist vermutlich im Palas zu finden. Wer bist du?«
    »Johannes«, stotterte das Mädchen. »Ich bin Knappe des Ritters von Neipperg«, fügte sie hinzu. Etwas anderes fiel ihr so schnell nicht ein.
    Endlich trat der Wachposten zur Seite. »Dann reite hinauf in den Hof. Ich werde dich melden lassen.«
    Juliana folgte dem ansteigenden Pfad um die Mauer herum bis durch das obere Tor. Zwei Mägde kamen ihr schwatzend entgegen, jede mit einem gefüllten Korb Wäsche in den Armen, doch das Ritterfräulein kannte auch diese Burgbewohner nicht. Sie ließ sich vom Pferd gleiten und blieb mitten im sonnigen Hof stehen. Es war ein warmer Frühlingstag, dennoch kroch ihr ein kalter Schauder über den Rücken. Nervös knetete sie den ledernen Zügel in ihrer Hand. Irgendetwas stimmte hier nicht. Was war geschehen, seit sie Ehrenberg verlassen hatte?
    Eine junge Frau, kaum ein paar Jahre älter als sie selbst, trat aus dem Palas und

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