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Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Titel: Das Siegel des Templers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Gemächer.«
    Juliana lachte hell auf und lief neben ihm her über den Hof zur Kirche hinüber.

Epilog
    10. Februar, Tag der Heiligen Scholastika,
im Jahre des Herrn 1308
     
    Sire,
    fast drei Jahre sind ins Land gezogen, seit ich die Ehre hatte, mit Euch in Lérida zu sprechen. Sicher erinnert Ihr Euch noch an Euren Rat, den Ihr mir gegeben habt. So bin ich also nach Frankreich gereist und habe um eine Audienz bei ihrer Majestät Philipp IV., den man »le Bel« nennt, gebeten. Ein weiser Herrscher, der meinen Worten schweigend Gehör schenkte. Er blieb nicht müßig, nachdem er mich entließ, sondern beauftragte seinen edlen Berater Guillaume de Nogaret, den Schändlichkeiten sofort nachzugehen. Auch seine Heiligkeit Clemens V. hat der König von den gotteslästerlichen Umtrieben der Templer unterrichtet.
    Ihr fragtet mich einst nach Beweisen, da Euch meine Worte nicht genug erschienen. Nun, nachdem es dem König von Frankreich mit einem genialen Streich gelang, der ganzen Schlangenbrut im Oktober des vergangenen Jahres habhaft zu werden, und jedermann auf der Welt, dem die schändlichen Anklagepunkte zu Ohren kommen, voll Empörung aufschreit, könnt auch Ihr, Sire, an der Wahrheit meiner Worte keine Zweifel mehr hegen. Guillaume de Nogaret selbst hat dafür gesorgt, dass zwölf dem König von Frankreich treu ergebene Männer unter fremdem Namen dem Orden beitraten und genau berichteten, was der Rat von ihnen zu hören wünschte.
     
    König Jakob II. nickte langsam und starrte auf das Schreiben von Esquieu de Floyran in seiner Hand. Ja, das traf den Kern der Sache. Die in den Templerorden eingeschleusten Spitzel hatten all die Gerüchte und Verdächtigungen bestätigt, so wie
es ihr Herr hatte hören wollen. Aber wie viel davon entsprach der Wahrheit? Die Tempelritter wurden angeklagt, während ihrer geheimen Zeremonien Christus, Gott und die Heilige Jungfrau zu verleugnen. Man warf ihnen vor, sie würden das Kreuz und das Abbild Christi schänden, sich unkeusch untereinander berühren und küssen und einen seltsamen Kopf – den Baphomet – verehren: Ketzerei, Götzenkult und Sodomie! Dagegen nahmen sich die sonstigen Vorwürfe des Neides, der Habsucht und des Geizes geradezu harmlos aus.
    Waren das die gleichen Männer, die bis zu ihrem letzten Tropfen Blut die heiligen Stätten in Jerusalem verteidigt hatten? Die in der Reconquista unermüdlich in vorderster Linie geritten waren und seitdem von ihren Burgen an der südlichen Grenze – von Ungläubigen umgeben – die Königreiche der iberischen Halbinsel beschützten, im Namen Gottes? Der König schüttelte den Kopf und senkte seinen Blick wieder auf den Brief in seiner Hand.
     
    Allerorts haben in Frankreich gütliche Befragungen der Verhafteten die grauenhaften Taten der Templer ans Licht gebracht.
     
    – Gütliche Befragungen! – Jakob II. von Aragón schnaubte verächtlich. Welch freundliche Bezeichnung für Folter und Erpressung. Glaubte Philipp das, was ihm seine Richter und Folterknechte vorlegten? Nein, so naiv konnte nicht einmal ein Franzose sein. Philipp von Frankreich wollte den Templerorden vernichten, und dazu musste er Verbrechen finden, die seine Vorgehensweise – die gegen jedes Recht der christlichen Welt verstoßen hatte – im Nachhinein akzeptabel erscheinen ließen. Es wäre allein Aufgabe des Papstes gewesen, die Vorwürfe zu überprüfen, die gegenüber seinem Orden erhoben wurden. Und nur er durfte über die Templer richten. Clemens V. jedoch schwieg. Ihm stand sicher vor Augen, was mit seinem Vorgänger passiert war, als er sich Philipps Wünschen nicht beugen wollte. Der Papst saß mit seinem Hof in Avignon direkt im
Würgegriff des Franzosen. Nein, in ihm würden die Templer keinen Verteidiger finden. Sie waren des Todes. Aber warum wollte der französische König sie mit aller Macht vernichten?
     
    Sire, ein solch edler Herrscher, wie Ihr es seid, erinnert sich sicher an jedes seiner Worte, und dennoch erlaube ich mir, Euch einige Eurer eigenen in den Sinn zurückzurufen. Ihr spracht von einer Rente, die Ihr mir aussetzen wolltet, könnte ich meinen Worten Beweise hinzufügen. Nun, da die Schuld der Templer feststeht und nicht einmal seine Heiligkeit der Papst zweifelt, ist die Zeit gekommen, Euch demütig an Euer Versprechen zu erinnern.
     
    Mit einem Ausruf des Ärgers sprang der König auf. Nach wenigen Schritten erreichte er den Kamin, in dem die Asche noch glühte. Mit spitzen Fingern, als fürchte er sich zu

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