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Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Titel: Das Siegel des Templers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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zurückziehen, um den Augenblick der Begrüßung hinauszuzögern, doch da entdeckt der junge Ritter die Tochter des Hauses und steuert mit einem forschen Grußwort auf sie zu.
    »Jungfrau Juliana, welch Freude, dass Ihr zum Tor geeilt kommt, um uns persönlich zu empfangen.«
    Er tritt auf sie zu. Nah, viel zu nah. Sie weicht zwei Schritte zurück.
    »Wilhelm«, die Anrede Ritter lässt sie absichtlich weg, weil sie weiß, dass es ihn ärgert, »es war nur der Zufall, der mich in diese Richtung führte.«
    »Auch im Zufall finden wir Gottes Werk«, erwidert der junge Ritter von Kochendorf und rückt wieder näher. Er bietet ihr den Arm an. Juliana ignoriert ihn, greift nach Mantel und Surkot und strebt auf die offene Palastür zu, durch die warmer Lichtschein auf den Hof fällt.
    »Der Dekan würde sagen, Gott hat gerade sicher Wichtigeres zu schaffen!«
    »Ist der Stiftsherr von Hauenstein hier?«, fragt Wilhelm von Kochendorf. Der Gedanke scheint ihm nicht zu passen. Juliana seufzt.
    »Nein, leider nicht. Ihn hätten wir heute gerne zu Gast.« Sie betont das Wörtchen ihn besonders, aber Wilhelm lässt sich nicht provozieren.
    Vermutlich ist er zu dumm oder zu eingebildet, solche Feinheiten überhaupt zu bemerken, denkt das Mädchen erbost. Es ist froh, die Palastür zu erreichen und sich zu den anderen gesellen zu können. Die Speisen werden gerade aufgetragen. Juliana erstaunt es einmal wieder, wie schnell die beiden Mägde in der Küche aus einem alltäglichen Nachtmahl ein Essen mit mehreren Gängen machen können, das selbst den Ansprüchen
hoher Gäste genügt. Die Mutter begrüßt den Ritter Arnold von Kochendorf mit freundlichen Worten und bittet ihn, neben dem Franzosen Platz zu nehmen. Dann wendet sie sich Wilhelm zu, der sich höflich verneigt. Auch für ihn findet sie herzliche Worte. Zu herzliche, denkt Juliana. Die Nachbarn von Burg Guttenberg haben sich zu einer ungehörigen Stunde aufgedrängt! Das könnte man sie spüren lassen. Aber die Mutter ist offensichtlich anderer Meinung. Vielleicht ist sie erleichtert, das Mahl nicht mit den Templern allein bestreiten zu müssen. Pater Vitus’ Nase glänzt zu dieser Stunde bereits bedenklich im Feuerschein. In ihm wird sie heute keine große Hilfe mehr finden.
    Zu Julianas Ärger fordert die Edelfrau den jungen Ritter auf, sich neben die Tochter zu setzen. Sie rückt so weit von ihm ab, wie nur möglich. Dann schon lieber der Weindunst, der den Pater umgibt!
    »Was führt Euch zu uns?«, fragt die Edelfrau und füllt den Gästen die Becher. Juliana horcht auf. Das interessiert sie ebenfalls.
    »Habt Ihr Euch auf dem Weg von Wimpfen herüber verspätet?«
    Arnold von Kochendorf zögert einen Moment und tauscht mit dem Sohn einen raschen Blick, dann nickt er und nimmt den Vorwand an, den die Edelfrau ihm liefert.
    »Ja, auf der Pfalz herrscht Unruhe. Alles ist aus den Fugen geraten. Gern bin ich geblieben, als man meinen Rat suchte.«
    Juliana ist überzeugt, dass er lügt. Vermutlich ist er geradewegs von Guttenberg herübergeritten, aber warum?
    »Welch ein tragisches Unglück, das Euch gerade jetzt den Gatten raubt!«, sagt er und betrachtet die Frau gegenüber genau.
    »So kann man es auch sagen«, schnaubt Wappner Humbert. Der Franzose stößt ihm den Ellenbogen in die Rippen.
    »Er wird lange weg sein, sagt man, und vielleicht kehrt er nie wieder«, fährt der Kochendorfer fort. Die Edelfrau richtet den
Blick auf ihren Löffel und rührt in der Schale mit Krebssuppe, doch der Nachbar lässt sich nicht entmutigen.
    »Welch Schicksal, wenn Ihr Jahr für Jahr wartet und vielleicht, ohne es zu wissen, schon Witwe seid.«
    Der Löffel in ihrer Hand beginnt zu zittern. Juliana vergisst Brot und Pastete und studiert stattdessen das Mienenspiel des Kochendorfers. Wilhelm rückt ein Stück näher und bietet ihr von den Aprikosen in Honig an, aber das Mädchen beachtet ihn nicht.
    »Ich hege das größte Mitgefühl für Euch«, fährt der alte Kochendorfer fort. »Für eine Frau allein ist all das hier eine nicht zu bewältigende Aufgabe. Ehrenberg ist ja nicht nur irgendeine Burg der Familie, sie ist die erste Schutzburg der Kaiserpfalz! Und dann noch die Verantwortung, die Euer Gemahl als Burgvogt der Pfalz innehatte. Die Wächter sind völlig aufgelöst. Man muss den König um Rat fragen, dass er schnell einen seiner Getreuen benennt, der das Amt übernehmen kann.« Er schweigt einen Augenblick und zerkrümelt das Brot in seinen Händen.
    »Verehrte

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