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Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Titel: Das Siegel des Templers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Speyer.
    Ein loderndes Heimweh überfiel sie, als das geliebte Gesicht des Dekans vor ihr aufstieg. Ach, warum nur konnte er nicht bei ihr sein? Wie leicht ihr ums Herz wäre, würde sie ihn an ihrer Seite wissen. Vielleicht wäre er mitgekommen, wenn sie ihn darum gebeten hätte? Er war ihr Freund. Ein Freund der ganzen Familie – Unsinn! Er war der Dekan des Stifts St. Peter und ein wichtiger Mann dort. Er konnte nicht einfach mit ihr davonlaufen. Und vielleicht wusste er ja bereits all die Antworten, die sie suchte?
    Die fünf Pilger stiegen die alte Römerstraße zu einer Ansiedlung hinauf, die die Spitze eines Hügels bedeckte.
    »Cirauqui«, sagte Pater Bertran, »das kommt vom baskischen Wort für ›Schlangennest‹.«
    »Ihr seid eine Quelle des Wissens«, murmelte Bruder Rupert spöttisch. Der neue Begleiter ging jedoch nicht auf seine Worte ein.
    Das »Schlangennest« war am Fuß der Häuser von einer Mauer umgeben, das Tor jedoch stand einladend offen. Sie folgten der steilen Straße in Richtung Berggipfel, wo ein Kirchturm stand. Prächtige und wehrhafte Steingebäude mit Adelswappen
über den Toren säumten ihren Weg. Dazwischen duckten sich zu beiden Seiten der schlammbedeckten Gässchen Scheunen und kleine Häuser mit Strohdächern. Es roch nach Mist. Ein paar spärlich bekleidete Kinder spielten auf der Gasse. Sie riefen den Pilgern etwas zu, das Juliana nicht verstand. Aus einem großen Steinhaus traten zwei Frauen, ganz in Schwarz gehüllt, obwohl die jüngere kaum über zwanzig sein konnte. Sie zogen sich ihre Schleiertücher weit ins Gesicht, senkten die Blicke und huschten schweigend an der Gruppe Fremder vorbei.
    Endlich hatten die Pilger den höchsten Punkt des Ortes erreicht. Ritter Raymond de Crests Gesicht war rot geworden, und er atmete rasch mit offenem Mund. Auch André und Juliana waren ins Schwitzen gekommen. Der alte Mönch mit der schwarzen Kutte blieb stehen. Erstaunlicherweise schien ihm der Aufstieg genauso wenig ausgemacht zu haben wie dem kräftigen Bettelmönch Rupert.
    »Eine kurze Rast«, stöhnte der blonde Ritter und ließ sich auf den Rand eines steinernen Beckens sinken. Mit seinem Ärmel wischte er sich über das Gesicht. Der Augustinerpater sah ihn missbilligend an, sagte aber nichts. André setzte sich rasch neben Raymond und legte den Fuß hoch. Obwohl er nicht klagte, schien er doch Schmerzen zu haben.
    Am Brunnen füllten die fünf ihre Kürbisflaschen, dann nahmen sie ihre Stäbe wieder zur Hand und stiegen den Hügel hinab, passierten das Tor auf der anderen Seite und folgten der römischen Straße zwischen Olivenbäumen und Zypressen. Es war noch nicht einmal Mittag und der Weg vor ihnen noch weit. Juliana warf André, der mit zusammengepressten Lippen neben ihr ging, einen Blick zu. Hoffentlich gab es keine ernsten Probleme mit seinem Fuß. Sonst würde sie sich bitterliche Vorwürfe machen müssen. Schließlich hatte sie ihn gedrängt, noch heute den Weg fortzusetzen.
    Die Sonne stieg am blauen Himmel empor und brannte mit zunehmender Hitze auf sie herab. Wie anstrengend es doch
wurde, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Wie schwer der Rucksack und die Pilgertasche plötzlich wogen. Selbst die Hand wollte den schweißnassen Pilgerstab nicht mehr umfassen.
    Sie verließen die Straße und stiegen in ein grünes Tal hinab, durch das sich ein in mehrere Arme geteilter Fluss wand. Er schien dort, wo der Weg ins Wasser führte, nicht besonders tief. Bruder Rupert zog sich Schuhe und Beinlinge aus und schürzte seine Kutte bis über die Knie. Auch der Augustinerpater entledigte sich seiner Sandalen und raffte die schwarze Kutte. André zögerte, entschied sich dann aber, den Verband nicht nass zu machen. Er setzte sich nieder und knotete den Leinenstreifen auf.
    »Sollen wir nicht lieber zur Straße zurückkehren?«, schlug der blonde Ritter de Crest vor. Dort gibt es sicher eine Brücke über den Fluss. Ich denke, die alte Straße macht nur einen kleinen Umweg nach Norden und führt uns dann nach Stella.«
    »Warum?«, wollte Bruder Rupert wissen und kratzte sich die Narbe am Hals. »Das Wasser ist sicher nicht so tief, dass Euer Kettenhemd Gefahr läuft zu rosten, oder seid Ihr wasserscheu und fürchtet, Euch empfindliche Körperteile zu verkühlen?« Er grinste anzüglich.
    Der Ritter de Crest funkelte ihn an. »Natürlich nicht, Bettelmönch!« Er ließ sich ins Gras fallen und zerrte seine Stiefel von den Füßen.
    Die anderen hatten das gegenüberliegende

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