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Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Titel: Das Siegel des Templers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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vor ihren Augen verblassten, aber der Schmerz blieb unvermindert.
    André rappelte sich auf und hielt sich die Wange, die bereits
zu schwellen begann. »Ihr habt aber einen harten Schlag, Bruder Rupert«, sagte er. Seine Stimme schwankte zwischen bewundernd und gekränkt.
    »Und du hast Übung offensichtlich nötig«, erwiderte der Bruder, der noch immer auf das Gesicht mit der blutenden Nase sah. Auch Andrés Blick wanderte zu dem Mädchen.
    »Was ist denn mit dir los?«, wunderte er sich. Der Bettelmönch unterbrach ihn und trat zwischen die beiden jungen Leute.
    »Ich gebe dir gern noch eine Lektion, wenn dir danach ist, oder vielleicht will Ritter Raymond dich mal so richtig verprügeln? Jedenfalls dient es deinem Training nicht sonderlich, wenn du jemanden niederschlägst, der das Gelübde abgelegt hat, die Hand gegen niemanden zu erheben, bis er am Grab des Apostels gebetet hat.« Juliana gab einen erstickten Laut von sich und presste das Tuch noch fester auf Mund und Nase.
    »Hat Johannes so etwas geschworen?«, wunderte sich André. »Das hat er mir gar nicht gesagt.«
    »Vielleicht musst du nicht alles wissen?«, sagte Bruder Rupert kühl. »Mir hat er es jedenfalls erzählt.«
    »Ja, aber warum?«, stotterte der junge Ritter, doch ehe er weiter auf eine Erklärung drängen konnte, fuhr ihn der Bettelmönch an: »Muss ich es dir schon wieder sagen? Ich dachte, das wäre inzwischen in deinen Schädel eingedrungen. Nicht nur du willst deine Angelegenheiten für dich behalten, also mach endlich mal den Mund zu und höre auf, uns lästig zu sein! Haben wir dich gedrängt, uns zu verraten, warum du diesen Bußweg auf dich nimmst und uns mit einer Lügengeschichte abspeist?«
    André wurde rot und öffnete ein paar Mal tonlos den Mund. Der blonde Ritter grinste.
    »Nein, haben wir nicht, und wir werden es auch nicht tun«, fuhr Bruder Rupert fort. »Behalte dein Geheimnis für dich und respektiere gefälligst auch die unseren.«
    Wortlos wandte sich André ab, nahm sein Bündel und machte sich auf den Weg.
    »Wir sollten ihn nicht allein lassen«, warf Juliana kläglich ein.
    »Nein, natürlich nicht«, knurrte der Mönch. »Junger Schwachkopf!« , schimpfte er, schulterte aber sein Bündel und griff nach seinem Stab.
    Die nächsten Stunden hielt das Mädchen ein wenig Abstand zu den Männern, so dass keiner sie ansprechen konnte. Nicht nur, dass ihr Kopf noch schrecklich dröhnte, ihre Nase schmerzte und die aufgeplatzte Lippe brannte, sie musste ihre Gedanken sortieren.
    Warum behauptete Bruder Rupert, sie hätte ein Gelübde abgelegt? Nie hatte sie von so etwas gesprochen. Ja, und warum war er ihr so schnell zu Hilfe geeilt? Waren freundschaftliche Raufereien unter jungen Burschen nicht ganz normal? Sie machte André keine Vorwürfe und empfand keinen Groll, dennoch bedauerte sie es, dass er sie in diese Lage gebracht hatte – nicht nur wegen der Schmerzen! Wieder einmal wäre ihre Verkleidung fast enttarnt worden. Oder war sie das längst? Nicht zum ersten Mal drängte sich ihr der Verdacht auf, Bruder Rupert wisse Bescheid. Oder gab es eine andere Erklärung für sein Eingreifen? Vergeblich dachte sie darüber nach. Es fiel ihr keine ein. Doch warum spielte er die Scharade mit? Wieder regte sich ein ungutes Gefühl in ihr, und sie fragte sich, was für ein Spiel der Bettelmönch mit ihr trieb – der einfache Betbruder, der mit einem einzigen Schlag einen jungen Ritter zu Boden strecken konnte.
    Wenn er wusste, was sie war, dann wusste er vielleicht auch, wer sie war und warum sie sich auf den Weg gemacht hatte. Suchte etwa auch der Bettelmönch nach dem Ritter von Ehrenberg? Konnte es sein, dass er sie als Lockvogel benutzte, um ihn zu finden?
    Juliana wusste nicht mehr, was sie denken sollte. Der blonde Ritter Raymond war ihr vermutlich hinterhergeschickt worden,
wusste vermutlich jedoch noch nicht, dass er sein Ziel schon an seiner Seite hatte. André verbarg ein Geheimnis, und dann war da noch Bruder Rupert, der von Anfang an Missbehagen in ihr heraufbeschworen hatte. Sollte sie noch einmal versuchen, sich von ihm zu trennen?
    Wie unsinnig der Plan war, den Weg allein bewältigen zu wollen, das war ihr inzwischen klar. Aber wie wäre es nur mit André an ihrer Seite? Es war sicher besser, ihm keine Einzelheiten zu verraten. Würde er ihr dennoch genug vertrauen, um sich heimlich mit ihr davonzumachen? Bruder Rupert loszuwerden würde ihm sicher nicht unrecht sein. Aber die anderen? Er bewunderte Ritter

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