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Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Titel: Das Siegel des Templers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Zisterne erfrischt, stieg auch die Stimmung wieder, und Pater Bertan ließ sich von André überreden, die Geschichte zu erzählen, wie der navarresische König Sancho Garcés die Festung San Esteban eingenommen hatte, die – wie das ganze Ebrotal – von einer mächtigen moslemischspanischen Adelsfamilie beherrscht worden war.
    »Es war jedenfalls nicht Karl der Große, der die Burg eroberte, wie es die Sänger in Frankreich behaupten«, betonte er, »sondern der König von Navarra, der übrigens auf der Burg oben sein Grab gefunden hat. Ich muss mich jedes Mal darüber ärgern, wenn ich in Frankreich weile, wie die Troubadoure die Geschichte Hispaniens verdrehen.«

    Die Sonne hatte den Zenit bereits überschritten, als der Weg sie durch einen Hain von Nussbäumen führte.
    »Seht nur«, rief das Mädchen und zertrat die Schale der herabgefallenen Früchte, »man kann sie schon essen.«
    Auch die anderen bückten sich und klaubten die Nüsse rund um die Baumstämme zusammen. Sie knackten, so viele sie konnten, aßen sich satt und packten die Reste in ihre Beutel. Es war Zeit für die Siesta, daher setzten sie sich im Schatten ins trockene Gras und ruhten sich aus. Bruder Rupert lehnte sich zurück und schob sich den Hut über das Gesicht. Sein Atem ließ vermuten, dass er eingeschlafen war. Auch die anderen saßen still da und ließen den Blick schweifen oder dösten vor sich hin. Nur der junge Ritter aus der Freigrafschaft Burgund fand keine Ruhe.
    »Ach, ich fühle mich so steif«, schimpfte André und ließ die Arme kreisen. »Ich bin es nicht gewohnt, nichts zu tun.«
    Der Augustinerpater hob die Augenbrauen. »Nichts? Ach, dann ist das eine Illusion, die der Teufel uns vorgaukelt«, spottete er. »Ich dachte schon, wir gehen seit Tagen Meile um Meile auf der staubigen Straße, stattdessen tun wir nichts, sitzen vermutlich nur herum und frönen der Völlerei.« Er strich sich über seinen mageren Leib. Ritter Raymond, der an einem Zweig schnitzte, lachte.
    »Ja, wir gehen«, gab André zu. »Das ist aber nicht alles, was der Körper braucht, um tüchtig zu bleiben. Das hat mir mein Waffenmeister immer wieder gesagt. Wir müssen täglich das üben, was wir ihm im Ernstfall abverlangen wollen.«
    »Und was ist der Ernstfall?«, fragte der blonde Ritter. »Dass ein paar Strauchdiebe über dich herfallen, um dir dein letztes Stück Brot zu rauben?«
    André zuckte mit den Schultern. »Könnte ja sein. Ich meine, man hört immer wieder, dass Pilger überfallen werden. Warum sonst bekommt man überall den Rat, sich zu größeren Gruppen zusammenzuschließen, gerade wenn es durch die Wälder und über die Berge geht?«
    »Dann hast du doch alles, was du brauchst, Bursche«, lästerte Ritter Raymond. »Deine Füße haben das Laufen jeden Tag geübt und werden schon von allein weglaufen, wenn es denn ernst wird!« Er lachte und warf das entrindete Holzstück hinter sich.
    »Ich werde nicht weglaufen«, empörte sich André. »Ich werde kämpfen! Wie es mein Waffenmeister mir beigebracht hat. Und wenn ich kein Schwert habe, dann eben mit den Fäusten!« Er drehte sich um und kam wie ein Blitz über das Ritterfräulein, dem das Lachen im Hals stecken blieb.
    »Los, Johannes, mal sehen, wie gut du im Faustkampf bist«, rief er. »Das hat dir dein Herr doch sicher beigebracht!«
    Juliana war wie gelähmt. Andrés Körper prallte gegen sie und warf sie auf den Rücken. Sie sah die Faust auf sich zukommen, versuchte jedoch nicht einmal, den Kopf wegzudrehen. Der Schmerz explodierte in ihrem Kopf. Rote Blitze durchzuckten, was sie sah, bis das Bild immer mehr verschwamm.
    »Auf, wehr dich! Was ist denn los?«
    Bevor sein zweiter Schlag traf, wurde er zurückgerissen. Julianas Körper war so unerwartet von der sie niederdrückenden Last wieder befreit, wie der Angriff über sie hereingebrochen war. Sie blinzelte und sah gerade noch, wie Bruder Rupert den jungen Ritter mit einem einzigen Schlag zu Boden streckte. Gemächlich ließ der Bettelmönch den Arm sinken und streckte seine Pranke dann dem Fräulein entgegen, um ihm beim Aufstehen zu helfen.
    »Johannes, alles in Ordnung mit dir?«
    Das Mädchen blinzelte, während es mit den Tränen kämpfte. Bruder Rupert zog ein schmuddeliges Tuch aus der Kutte, knüllte es zusammen und reichte es ihr. »Deine Nase und deine Lippe bluten. Drück das Leinen eine Weile drauf.«
    Juliana nickte nur. Sie war sich nicht sicher, ob ihre Stimme ihr schon wieder gehorchte. Die roten Blitze

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