Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Titel: Das Siegel des Templers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
Vom Netzwerk:
hier. Was versprecht Ihr Euch davon, mitten in der Nacht? Es wird keiner da sein«, flüsterte eine Stimme auf Französisch ganz in ihrer Nähe.
    »Einen Versuch ist es wert. Ich denke, er hat versucht, Kontakt aufzunehmen oder eine Nachricht an einen Meister zu schicken – wenn nicht gar an den Großmeister selbst.« Der zweite Mann sprach ein wenig lauter, so dass das Mädchen eine kräftige Männerstimme erahnte. Juliana reckte den Kopf, aber es war zu dunkel, um auch nur den Umriss der Personen zu erkennen.
    »Das denke ich auch, glaube aber nicht, dass Ihr von einem Servienten, dessen Aufgabe es ist, Öl in eine Lampe zu füllen, etwas erfahren könnt.« Verachtung schwang in den Worten, die jedoch zu leise blieben, als dass man den Sprecher erkennen konnte.
    »Gerade wenn keiner der Ritter anwesend war, muss er sich an einen der Dienenden gewandt haben – und wenn nur, um eine Nachricht weiterzuleiten. Ich werde sie zum Sprechen bringen!« Die Stimme schwoll ein wenig an. Juliana zuckte zusammen, das Stroh ihrer Matratze raschelte.
    »Schsch! Wollt Ihr jemanden aufwecken? Kein Wort mehr. Geht, wenn Ihr Euch Erfolg davon versprecht, aber seht zu, dass Ihr zurück seid, bevor jemand unbequeme Fragen stellt.«
    Sie spürte, wie sich jemand an ihrem Lager vorbei zur Tür tastete. Behutsam zog der Mann sie so weit auf, dass er hindurchschlüpfen konnte. Draußen brannte eine kleine Öllampe in ihrem Halter an der Wand und schuf für einen Moment die Kontur eines großen, muskulösen Mannes mit schulterlangem Haar.
    Der Klang der Stimme, die Umrisse des Körpers, konnte das
Ritter Raymond sein? Aber wer war der andere, der Flüsterer, der versucht hatte, ihn aufzuhalten?
    Eine zweite Person regte sich und verließ die Schlafkammer. Das Mädchen hielt es nicht mehr aus. Was ging hier mitten in der Nacht vor sich? Sie rutschte unter der kratzigen Wolldecke hervor, machte zwei Schritte in die Richtung, in der sie den Lichtschein in Erinnerung hatte, und griff nach dem Türknauf.



18
Ein Kind verschwindet
    Burg Guttenberg im Jahre des Herrn 1306
     
     
    L ange schon ist die Jagd vorüber, das Fest auf Burg Guttenberg allerdings dauert an. Die Sonne wandert dem Horizont entgegen, und der Schatten der Burg schiebt sich über das Neckartal. Die meisten der Ritter haben Trophäen mit nach Guttenberg gebracht und sie ihren Damen präsentiert: Fasane, Rebhühner, Hasen. Der Adler hat einen Fuchs getötet, Wilhelms Falke nur eine Krähe. Der Fasan, auf den er ihn angesetzt hat – verrät einer von Mutters Vettern dem Ritterfräulein –, ist zum Ärger des Besitzers entkommen. Aber auch der junge Weinsberger konnte die Siegesprämie heute nicht erringen, obwohl er Juliana die Federn eines Reihers überreicht. Der Sieger der heutigen Beize ist der Ritter Kraft von Ehrenberg, der mit Stolz seiner Dame zwei Rebhühner und einen Fasan mitbringt. Eines der Rebhühner hat der Greif sogar von der Faust aus geworfen, eingeholt und geschlagen! Das gelingt nicht oft, denn die Hühner sind flink, und der Falke benötigt im waagerechten Flug eine Weile, ehe er seine Jagdgeschwindigkeit erreicht. Wie viel einfacher ist es dagegen, hoch in der Luft über seinem Herrn anzuwarten und dann im Sturzflug auf die Beute niederzustoßen.
    Der Falke wird allseits gelobt und bewundert, ehe er dem Trubel entfliehen darf und, wie die anderen Beizvögel, auf einer der Stangen im Heuschober angebunden wird. Die Jagdbeute wandert in die Burgküche, wo Hasen und Federvieh nun an langen Spießen über dem Feuer braten. Knechte und Mägde sind bereits dabei, lange Tafeln in Halle und Hof zu decken, obwohl es noch bis nach Sonnenuntergang dauert, bis all die Speisen bereit sind, die die Dame des Hauses ihren Gästen immer wieder aufzählt. Derweil vergnügen sich die Gäste bei Kuchen
und Wein, Plaudereien und Spielen, bei denen vor allem die jüngeren Knaben Geschick beweisen können.
    Juliana schlendert allein über die Zugbrücke aus der Burg und lässt den Blick über die bunt gekleideten Menschen schweifen, die gut gelaunt die laue Abendluft genießen.
    Nach zähen Versuchen gelang es ihr endlich, Ritter Wilhelm abzuschütteln, der sich nach der Jagd wie eine Klette an sie geheftet hat, um mit Carl von Weinsberg einen Becher Wein zu trinken. Er brachte ihr sogar Süßigkeiten, feine Früchte, kandiert und mit Honig beträufelt.
    Nun, nachdem sich der Weinsberger der Gruppe von Deutschordensherren zuwendet, sucht das Mädchen die Menge nach einer

Weitere Kostenlose Bücher