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Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Titel: Das Siegel des Templers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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der Falke muss mit Vorsicht und Geschick an die Sache herangehen, ist der Reiher mit seinem langen, spitzen Schnabel doch ein ernstzunehmender Gegner. Hat er den Reiher gebunden und stürzt mit ihm zu Boden, ist es Aufgabe des Falkners, so schnell wie möglich zur Stelle zu sein. Anders als bei Rebhuhn, Fasan und Kaninchen soll der Reiher nicht die abendliche Tafel bereichern. Lediglich ein paar der langen Genickfedern muss er als Trophäe lassen. Der erfolgreiche
Jäger bindet ihm noch ein Tuch in seinen Farben um das Bein, ehe er ihn wieder in die Freiheit entlässt. In der Neckaraue sollen Reiher unterwegs sein, die bereits zwei oder drei Tücher mit sich tragen.
    »Greck von Kochendorf hat vor, seinen neuen Greif als Beizvogel abzutragen, dann wollen wir versuchen, ob er mit Ronada im Gespann jagt und wir sie gemeinsam an den Reiher werfen können.«
    Juliana seufzt. »Ach, wie gerne hätte ich auch einen solchen Falken und würde mit ihm zur Jagd reiten!«
    Ehe Carl von Weinsberg etwas sagen kann, hört sie Wilhelm von Kochendorf hinter sich lachen. »Das wäre eine feine Sache, wenn wir den Weibern Falken statt Lerchen geben würden. Was würde als Nächstes kommen? Ein Dolch in der Hand statt der Nähnadel? Oder vielleicht gleich ein Schwert, so wie ich das Fräulein hier einschätze.«
    Juliana holt tief Luft, um ihm ihre Erwiderung ins Gesicht zu schleudern. Was fällt diesem aufgeblasenen Kerl ein, so mit ihr zu sprechen? Ja, was erdreistet er sich überhaupt sich einzumischen? Bevor sie jedoch das erste Wort hervorbringen kann, springt Carl von Weinsberg in die Bresche.
    »Ritter Wilhelm? Ich kann mich nicht erinnern, Euch um Eure Meinung gebeten zu haben. Ich werde es Euch wissen lassen, wenn ich jemals Eures Rates bedarf.« Er mustert den Lehensmann des Vaters, der etwa in seinem Alter ist, abschätzend.
    »Und nun solltet Ihr besser zu Eurem Pferd und Eurem Falken zurückkehren, bevor das Ross durchgeht. Euer Greif scheint mir sehr nervös. Passt auf, dass er sich nicht verstößt und Ihr nicht nur ohne Beute, sondern auch noch ohne Euren Vogel von der Beize zurückkehrt. Nicht, dass man Euch nur noch Lerchen in einem Käfig zum Abtragen anvertraut.«
    Juliana schlägt die Hand vor den Mund, um ein Kichern zu unterdrücken. Wilhelm von Kochendorfs Gesicht verzerrt sich vor Zorn. Seine Hand zuckt nach dem Schwertknauf, aber der Ritter hat sein Temperament noch so weit unter Kontrolle,
dass er die Klinge nicht aus der Scheide zieht. Er begnügt sich damit, dem Weinsberger einen wütenden Blick zuzuwerfen, dann macht er kehrt und eilt zu seinem Pferd, auf dessen Sattelknauf sein Falke unruhig am Riemen zerrt.
    »Ihr wart wundervoll!«, bricht es aus Juliana heraus, und sie sieht bewundernd zu dem blonden Ritter auf. Der junge Mann verbeugt sich knapp.
    »Es wäre mir eine Ehre gewesen, mich für Euch mit ihm zu schlagen.«
    Es kommt ihr vor, als schwinge Bedauern in seiner Stimme. Das Fräulein ahnt, dass die Abneigung zwischen den beiden nicht erst in diesem Moment entstanden ist. Vermutlich wartet der Weinsberger schon länger auf einen Anlass, der ihm das Recht gibt, sich mit dem Kochendorfer zu schlagen. Obwohl es ihrer Eitelkeit schmeicheln würde, ist der vernünftige Teil in ihr ganz froh, dass es nicht so weit gekommen ist. Der Vater wäre gar nicht erfreut, wenn ihr Name mit solch einem Eklat auf diesem Fest in Verbindung gebracht würde.
    Carl von Weinsberg setzt seinem Falken die Lederhaube wieder auf. Juliana wünscht ihm und dem Vogel Glück und tritt dann zu den anderen Damen, die gespannt darauf warten, dass die erste Taube aus dem Käfig gelassen wird und die Ritter den Flug ihrer Greifvögel präsentieren.
    »Es ist ein großes Glück«, flüstert die Mutter. Juliana muss sie nicht fragen, was sie meint. Auch ihr Blick folgt dem stattlichen, blonden Ritter von Weinsberg, dessen Familie reich an Geld, Gütern und Einfluss ist. Sie weiß, dass den Eltern eine solche Verbindung wohl passen würde, aber ist sie schon bereit, sich einem Mann zu geben? Er ist galant zu ihr, und sein Äußeres gefällt ihr. Ist ihr das genug? Das Mädchen weiß, dass es keinen interessiert, ob und wie sie diese Frage für sich beantworten wird.



17
Los Archos 11
     
    E in wenig erinnerte er sie an Carl von Weinsberg. Juliana betrachtete den blonden Ritter, der gleichmütig vor ihr herschritt. Auch er hatte helle Haut und blondes Haar, und seine Augen waren von durchdringendem Blau. Vom Wesen allerdings

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