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Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Titel: Das Siegel des Templers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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erfreut. »Aber ja, Euer Gesicht steht mir noch vor Augen, aber Ihr müsst mir verzeihen, in meinem Alter will das Gedächtnis manches Mal nicht mehr. Euer Name ist mir entglitten.«
    »Bruder Guillaume, der Waffenmeister.«
    »Ja, nun ist alles wieder da.« Der Augustinerpater mühte sich um ein Lächeln und legte seine Hände auf die des Servienten. »Meine jungen Begleiter hier verehren Euren Orden, daher lasst sie sich umsehen und ein Gebet sprechen, ehe wir unseren Weg zum Grab des Apostels fortsetzen.«
    »Ihr pilgert nach Santiago?«, rief der Servient erstaunt. »Aber wie das?«, stotterte er. »Ich meine, Ihr ein geschätzter Vertrauter …«
    »Vor Gott sind wir Menschen alle gleich«, fiel ihm Pater Bertran ins Wort und verzog seine Miene, als hätte man ihn mit unreifen Schlehen gefüttert. Er legte dem Templer die Hand auf den Arm und dirigierte ihn aus dem Gotteshaus.
    »Wie geht es dem König?«, hörte sie den Servienten fragen, als er hinter Pater Bertran durch die Tür schritt. »Hat er die Schmach überwunden?«
    Juliana sah ihm nach. Was hatte der Servient zuvor sagen wollen? Wie schade, dass der Pater ihm ins Wort gefallen war.
Sollte sie ihnen folgen? Vielleicht ergab sich eine Gelegenheit, sich nach dem Vater zu erkundigen, ohne dass Pater Bertran es mitbekam. – Zumindest würden es Bruder Rupert und Ritter Raymond nicht hören!
    »Sieh dir diese Kuppel an!«, rief André begeistert. Den Kopf weit in den Nacken gelegt, starrte er nach oben. »So etwas habe ich noch nie gesehen.«
    Für einen Moment abgelenkt sah auch das Mädchen hinauf und konnte sich eines Ausrufs der Bewunderung nicht erwehren. Anders als bei allen Kuppeln, die sie bisher gesehen hatte, verliefen die Rippen nicht durch den Scheitelpunkt sondern an ihm vorbei. Dadurch erzeugten die sich kreuzenden Linien zwei ineinander liegende achtstrahlige Sterne. André trat zu Juliana und legte ihr die Hand auf die Schulter.
    »Wundervoll«, bestätigte auch Bruder Rupert. »Das haben die Templer von den Mauren gelernt.«
    André ließ Juliana los und plusterte sich zu Widerspruch auf. Es passte nicht zu seinem Bild des edlen Templerordens, der die Sarazenen bekämpfte, dass sie von diesen ihre Baukunst übernahmen. Ja, die Vorstellung, dass die Muselmanen gar prachtvollere Bauwerke erschaffen konnten als die Christen, schmeckte ihm zu bitter. Indes stahl sich Juliana unbemerkt aus der Kirche und suchte den Templerbruder auf.

    Er war hier gewesen – vor zwei Tagen! Der Vater war gesund, sie folgte seiner Spur und war ihm näher gekommen. Julianas Herz flatterte vor Aufregung. Bruder Guillaume hatte den Vater nach ihrer Beschreibung eindeutig erkannt. Von einem Brief hatte er gesprochen, der wichtig zu überbringen sei, doch das Mädchen konnte sich nicht mehr recht auf seine Worte konzentrieren. Das Glück strömte durch ihre Adern, und sie musste sich zügeln, den Servienten nicht zu umarmen. Nein, so sehr durfte sie sich nicht gehen lassen. Was würde Pater Bertran
denken, der ein Stück entfernt auf dem Kirchplatz stand und ungeduldig mit den Sandalen im Staub scharrte. So verbarg sie ihre Glücksgefühle, so gut es ging. Dennoch liefen ihre Beine heute viel kraftvoller durch die Hitze, und nur widerwillig setzte sie sich zu einer Rast nieder, als die anderen nach Ruhe verlangten.
    Plötzlich kam ihr etwas in den Sinn, das sie derart durcheinander brachte, dass sie unvermittelt stehen blieb. Warum eigentlich hatte der Vater in Torres Halt gemacht und die Templerkirche besucht? Vielleicht hatten Andrés Begeisterung und das nächtlich belauschte Gespräch ihre Sinne verwirrt, dass sie diesem Einfall verfiel, nun jedoch kam er ihr merkwürdig vor. Er hatte einen der ihren erstochen und floh vor dem Waffenbruder Jean de Folliaco und seinem Wappner Humbert, die für seine Tat Vergeltung forderten. Warum also hatte er ausgerechnet einen Hort des Templerordens aufgesucht? Und von was für einem Brief hatte der Servient der Templerkirche gesprochen? War das nur ein Zufall, oder hatte der Vater seine Schritte gezielt dorthin gelenkt? War er trotz oder wegen der Templer hierher gekommen?
    »Johannes? Was ist mit dir?«
    Andrés Stimme schreckte das Mädchen aus seinen Gedanken. »Es ist nichts! Ich komme schon.« Mit ausladenden Schritten mühte sie sich, die anderen einzuholen, doch noch ehe sie den jungen Ritter erreichte, kam ihr eine neue Frage in den Sinn: Hatte der Vater den Vetter von Gemmingen erstochen oder den Tempelritter

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