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Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Titel: Das Siegel des Templers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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die Außenmauer, mit der anderen an eines der Komtureigebäude stieß. Es roch nach den zahlreichen Kräutern, die hier in sauber umgrenzten Beeten wuchsen. Juliana blieb eine Weile stehen, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten und sie in der Mauer eine weitere Tür entdeckte. War er dort hinausgegangen? Die Pforte war nicht verschlossen. Wie seltsam, wo doch alle Klöster ihre Tore nachts stets sorgsam verriegelten. Das Ritterfräulein schlüpfte hinaus und sah sich um. Da! Zwischen dem Gehöft und einem Stall verschwand gerade eine Schattengestalt in Richtung Süden. Führte dort der Weg in die Schlucht hinunter? Sie überlegte, ob sie ihm weiter folgen
sollte, als eine Stimme sie zusammenfahren ließ. Nur mit Mühe konnte sie einen Aufschrei unterdrücken.
    »Falls du ein heimliches Gemach suchst, dann bist du hier falsch!«
    »André! Was um alles in der Welt tust du mitten in der Nacht hier draußen?«
    »Was man nachts so tut, wenn man erwacht«, sagte er spöttisch. »Vielleicht das Gleiche wie du?«
    Juliana warf noch einen Blick die Gasse hinunter, die jetzt wieder verlassen unter dem Sternenhimmel dalag. War André der zweite Sprecher gewesen, oder war er wie sie von den Stimmen geweckt worden? Oder hatten ihn wirklich nur die normalen Bedürfnisse des Leibes hinausgetrieben? Wem konnte sie noch vertrauen?
    »Es sind wohl die Zwiebeln der Abendsuppe, die in unseren Bäuchen rumoren«, sagte das Mädchen mit einem gezwungenen Lachen und trat in den Kräutergarten zurück. André folgte ihr. Ihre Hand lag auf dem schweren Eisenriegel. Sie zögerte einen Moment, dann ließ sie ihn einrasten. Sollte der nächtliche Wanderer sehen, wie er bei seiner Rückkehr in die Komturei kam. Vielleicht brachte ihr das Gewissheit, ob es wirklich Ritter Raymond war oder ob ihre Phantasie sie genarrt hatte.
    »Willst du nun zum heimlichen Gemach?«, fragte André und legte seine Hand auf ihren Arm. Das Mädchen unterdrückte das Bedürfnis, sie abzuschütteln, doch vielleicht spürte der junge Ritter ihr Unbehagen, denn er trat einen Schritt zurück. Die Aufregung forderte ihren Tribut. Juliana nickte gezwungenermaßen.
    »Gut, ich komme mit – damit du dich nicht verläufst. Und außerdem muss ich auch.«
    Juliana stöhnte innerlich. Das war das Letzte, was sie wollte. Wie konnte sie ihn wegschicken, ohne Verdacht zu erregen? Ratlos tappte sie hinter ihm her in einen zweiten kleinen Hof bis zu der Grube, deren Bestimmung ihnen eindringlich als übel riechende Wolke entgegenschlug. André stellte sich breitbeinig
vor den Balken, hob sein Hemd, schob die Bruech ein Stück hinunter und erleichterte sich mit einem dicken Strahl, der unten auf dem Unrat aufplatschte.
    »Was ist mit dir? Ich denke, die Zwiebelsuppe will hinaus?«
    »Oh ja, es rumort ganz fürchterlich.« Juliana zog ein klägliches Gesicht und presste sich beide Hände auf den Bauch. »Das wird glaube ich nicht angenehm.«
    André grinste. »So empfindlich bin ich nicht. Aber nett, dass du auf meine Sinne Rücksicht nehmen willst.« Er stopfte sich seine Männlichkeit zurück in die Hose und ließ das Hemd fallen. Mit einer spöttischen Verbeugung verabschiedete er sich. »Dann wünsche ich dir gute Verrichtung – und verlaufe dich auf dem Rückweg nicht wieder.« Sie hörte ihn beim Weggehen kichern. Das Mädchen wartete, bis André den Hof verlassen hatte, ehe es auf den Balken trat, das Hemd hob und sich in die Hocke niederließ.
    Richtig gelogen war das mit den Folgen der Zwiebelsuppe nicht gewesen! Juliana rieb sich den schmerzenden Leib, während sie dem Gang zurück zur Schlafkammer folgte. Als sie sich der Abzweigung zum Haupttor näherte, hörte sie Stimmen. Rasch trat sie näher und sah um die Ecke. Es war unverkennbar Bruder Rupert, vollständig angekleidet in Kutte und Stiefeln, der mit dem Portner sprach. Obwohl er mit dem Rücken zu ihr stand und sie sicher keinen Lärm gemacht hatte, drehte er sich um und sah sie mit diesem undurchschaubaren Ausdruck an.
    »Es herrscht allerhand Leben heute Nacht hinter diesen Mauern« , sagte er. »Erst vorhin bin ich mit unserem jungen Freund André zusammengetroffen. Er murmelte etwas von Leibschmerzen. Ich hoffe, du leidest nicht auch darunter?« Seine dichten Augenbrauen hoben sich.
    Diese Ausrede griff Juliana gerne auf. »Es muss an der Zwiebelsuppe liegen!«, stimmte sie mit schwacher Stimme zu. »Aber ich denke, bis zum Morgen ist es vorbei. Haben Euch etwa auch Leibschmerzen aus dem Bett

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