Das Siegel von Arlon [Adrian Pallmer, Band 1] (Adrian Pallmers magische Abenteuer) (German Edition)
wieder Zuversicht aus. Als Camille neben ihr stand, zog die Alte ein kleines Tuch aus ihrer Tasche und wischte damit Cami die Tränen aus dem Gesicht. Mit dem feuchten Tuch betupfte sie dann für einen Moment Adrians Gesicht und übergab es dann dem Mädchen, mit der Anweisung, das Gleiche zu tun und nicht damit aufzuhören, bis sie wieder zurück sei.
Sobald Cami verstanden hatte, rannte Myritha, so schnell sie das in ihrem Alter konnte, zurück ins Haus und kam schon kurz darauf mit einem großen Kupferkessel und einem Korb voller Flaschen, Dosen und Beutelchen zurück. Beides stellte sie neben Adrian ab und lief mit einer Schale und einem Messer zu Feuerauge, der nicht weit vom Haus im Gras lag und sich von dem anstrengenden Flug ausruhte. Sie verbeugte sich vor ihm und berührte dann seinen Kopf mit ihrer Hand. Für mehrere Minuten standen die Beiden auf diese Weise beinahe bewegungslos da und schauten sich nur gegenseitig in die Augen. Auf eine geheimnisvolle Art und Weise schienen sie so, ohne Worte auszusprechen, miteinander zu kommunizieren. Schließlich sagte Feuerauge laut, sodass auch Camille es hörte, zu der alten Zauberin,
»Gut. So soll es für Adrian Pallmer geschehen!«
Cami hörte daraufhin den Drachen kurz fauchen und schon kam ihre Großmutter wieder zurück. In der einen Hand hielt sie noch immer das Messer und in der Anderen die Schale, gefüllt mit einer dicken, purpurroten, schon beinahe ins violett gehenden Flüssigkeit.
»Ist das ... Drachenblut?«, erschrak das Mädchen. Myritha nickte kurz und versicherte Cami, dass mit dem Drachen alles in Ordnung sei. Dabei deutete sie auf Feuerauge, der sich vor der Hütte hingelegt hatte. Die alte Zauberin entzündete durch eine winzige Bewegung mit ihrem magischen Kristall unter dem Kessel ein Feuer und begann, nach und nach verschiedene Zutaten hinzuzufügen. Dann gab sie Camille den Auftrag, verschiedene Pflanzen und Früchte aus dem magischen Garten zu holen. Darunter waren fünf Blüten der Engelsschwinge, eine Handvoll Wurzelspitzen der Salmeé-Knolle, ein Paar der gemeinen Tentakelranken und ein Blütenblatt der Sirenum Necare, die Adrian bei seinem ersten Besuch im Garten fast umgebracht hatte. Camille beeilte sich, die Sachen so schnell wie möglich zu besorgen. Nur bei dem Blütenblatt der Sirenum Necare dauerte es etwas länger, da es nicht leicht war, so ein Blatt mithilfe einer langen Zange herauszureißen, ohne es mit der Hand zu berühren, was den sicheren Tod bedeutet hätte.
Myritha hatte in der Zwischenzeit in dem Kessel eine brodelnde, dampfende, blaue Suppe angerührt und fügte, meistens begleitet davon, dass die ganze Masse anfing, wie wild zu blubbern oder zu dampften, immer weitere Inhaltsstoffe hinzu. Als das giftige Blütenblatt die Flüssigkeit berührte, durchzuckten den Kessel mehrere Erschütterungen, als ob ein Erdbeben die Erde um ihn herum und unter ihm erbeben lassen würde. Es dauerte nicht mehr sehr lange, bis der Zaubersud weitgehend fertig war. Nur noch die Schale mit dem Drachenblut stand unbenutzt da. Myritha deutete Cami an, ein paar Schritte zurückzutreten und nahm dann, als diese weit genug entfernt war, das violette Blut und goss es mit einem Mal in den Topf. Zum Abschluss warf sie noch ein paar der versteinerten Haare Adrians, die sie zuvor abgebrochen hatte, in den Kessel.
Erst einmal passiert gar nichts. Die blaue Suppe blubberte weiter leicht vor sich hin und Myritha kam ganz ruhig zu der Stelle gelaufen, wo Camille schon wartete. Dann, erst ganz langsam und kaum erkennbar, begann sich die Flüssigkeit wie ein Strudel zu drehen. Die Bewegung wurde immer heftiger und schneller und auch die Farbe wechselte jetzt im Sekundentakt zwischen Blau, Violett und Rot hin und her. Dichter Rauch, der sich über der brodelnden Oberfläche bildete, hüllte den Kessel in eine milchige Wolke ein. Mit einem schrillen Pfeifen, das wie ein Schrei klang und Cami zusammenzucken ließ, schoss eine Fontäne aus dem Kessel nach oben und formte sich zu einem Gebilde, dass wie eine Riesenschlange mit Drachenkopf aussah. Nachdem es einige Runden durch die Luft gewirbelt war, als ob es irgendetwas suche, stürzte es sich auf den versteinerten Jungen herab, hob ihn eine Handbreit vom Boden auf und hüllte ihn in eine wabernde, blaue Masse ein und schon nach kurzer Zeit war von Adrian überhaupt nichts mehr zu sehen.
Mit bangem, fragendem Blick schaute Camille ihre Großmutter an, aber diese erwiderte ihn einfach mit einem
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