Das Siegel von Arlon [Adrian Pallmer, Band 1] (Adrian Pallmers magische Abenteuer) (German Edition)
und nicht mehr aus Stein. Seine Augen waren geschlossen, als ob er schlafen würde, oder war er ...? Camille musste es wissen, und zwar sofort, und da sie ihre Großmutter nirgends sehen konnte, stand sie von der Bank auf und lief zu ihm hinüber. Sein Gesicht sah ganz friedlich aus. Sie berührte seine Wange vorsichtig mit ihrer Hand. Sie war warm und fühlte sich ganz normal an. Cami zuckte zusammen, als er plötzlich seine Augen aufschlug. Adrian stand auf und schaute Camille nicht einmal an, sondern machte sich sofort auf den Weg zu der äußerlich kleinen Hütte der Jonsons.
Erst als sie ihn mit gebrochener Stimme rief, drehte er sich zu ihr um und Cami trat ganz dicht an ihn heran. Als sie seine Hand ganz zart berührte, verschwamm plötzlich alles um sie herum und es wurde dunkel. Das Nächste, was sie sah, war eine riesige, dunkle Höhle. Sie stand mit Adrian in der Mitte eines seltsamen Plateaus, zu dem nur eine schmale Brücke führte. Adrian stand, mit dem Rücken zu ihr, völlig bewegungslos da, als ob er erneut versteinert wäre. Camille lief um ihn herum, um in sein Gesicht sehen zu können. Vor Schock gelähmt, blieb sie auf halbem Wege stehen. Adrians Gesicht war wieder zu Stein geworden.
Ganz langsam trat sie näher an ihn heran und versuchte, noch einmal seine Hand zu ergreifen. Sobald sie ihn berührte, gab es einen lauten Knacks und kleine Risse begannen, den steinernen Körper von Adrian zu durchziehen. Erschrocken wich Cami einen Schritt zurück. Mit offenem Mund, aber unfähig, etwas zu sagen, musste sie mit ansehen, wie die Risse immer breiter und immer mehr wurden, bis schließlich Adrians Körper in Hunderte winzige Stücke auseinanderbrach und in sich zusammenfiel. In der Ferne war ein grässliches, gemeines Lachen zu hören und alles wurde langsam von einem schwarzen Nebel verschlungen, der allmählich über den Rand des Plateaus kroch.
»N ... n ... nein ...«, begann Cami zu stammeln und steigerte sich bis zu einem lauten Schrei, »... Nein ... NEEIIIINN!«
Es dauerte einen Moment, bis Camille realisierte, dass es nur ein Albtraum gewesen war. Sie saß immer noch neben ihrer Großmutter auf der Bank, die versuchte, sie zu beruhigen. Am tiefen Stand der Sonne war zu erkennen, dass sie einige Stunden geschlafen haben musste.
»Es ... es war einfach ... so furchtbar!«, sagte sie schluchzend zu ihrer Großmutter und drückte ihr Gesicht an ihre Schulter, die ihr beruhigend über das Haar strich. Als sie wieder aufblickte, lag Adrian im Gras vor ihnen, haargenau wie in ihrem Traum. Aber diesmal war ihre Großmutter immer noch an ihrer Seite! Ängstlich fragend blickte Cami sie an. Myritha erhob sich, ging hinüber zu Adrian und deutete ihrer Enkelin an, ihr zu folgen. Langsam und immer noch schockiert von ihrem Traum, folgte sie aber ihrer Großmutter.
Adrian sah so aus, als würde er ganz friedlich schlafen. Nichts deutete noch auf die Versteinerung hin, die bis vor wenigen Stunden seinen ganzen Körper erfasst hatte. Myritha holte eine kleine, noch verschlossene Flasche aus dem Korb, der neben dem leeren Kupferkessel stand, entfernte den Korken und reichte sie Cami. Dann zeigte sie ihr, dass sie den Inhalt in Adrians Mund träufeln, ihn aber dabei nicht berühren sollte. Mit zitternden Händen tropfte sie etwas von der bräunlichen Flüssigkeit in seinen leicht geöffnet Mund. Sein Brustkorb begann, sich ein ganz klein wenig zu heben und zu senken. Bei jedem weiteren Tropfen wurde die Bewegung etwas stärker. Cami wollte schon aufhören, da das Aufbäumen immer heftiger wurde, aber ihre Großmutter hielt sie mit einem kurzen Handzeichen und einem aufmunternden Nicken dazu an, trotzdem weiterzumachen, bis die kleine Flasche endlich leer war.
Adrians Brust bewegte sich nun rhythmisch auf und ab und langsam fing er auch an, von allein tief zu atmen. Es dauerte dann gar nicht mehr lange und er schlug seine Augen auf. Langsam hob er erst seinen rechten Arm etwas hoch, dann den Linken, dann das Gleiche noch einmal mit den Beinen. Ein Lachen strahlte in seinem Gesicht, während er sich langsam aufrichtete. Als er Cami und ihre Großmutter sah, sagte er strahlend,
»Ich fass es nicht! Ich bin wieder ich! Wie habt ihr das hingekriegt?«
»Großmutter hat das geschafft!«, antwortete Cami und schaute in die Richtung ihrer Oma.
Adrian, der inzwischen schon auf den Beinen war, schaute ebenfalls in ihre Richtung und hatte zum ersten Mal, seit er hier war, das Gefühl, dass Myritha ihn nicht
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