Das Siegel von Arlon [Adrian Pallmer, Band 1] (Adrian Pallmers magische Abenteuer) (German Edition)
das schon! Du musst das Seil genau dann losmachen, wenn ich es dir sage!«
Mit diesen Worten erhob sich Feuerauge noch einmal steil nach oben und setzte dann, begleitet von einem Schrei des Mädchens, urplötzlich wieder zum Sturzflug an. Mit aller Kraft klammerte sie sich, noch immer schreiend, an dem schuppigen Panzer des Drachens fest, während der Boden immer näher kam. Nur noch ein paar Meter vom Boden entfernt rief Feuerauge, »Bei drei machst du das Seil los! Eins ... Zwei ...«
Cami erwartete schon den unsanften Aufschlag auf den Boden und wollte gerade ihre Augen zukneifen, als der Drache erneut dazu angesetzte, nach oben zu fliegen. Für einen kurzen Moment war es so, als würden sie in der Luft, nur ganz knapp über dem Boden, schweben.
»... Drei!«
Sofort löste sie das Seil und Adrian landete halbwegs sanft im hohen Gras, direkt vor der Hütte. Camille konnte es kaum erwarten, bis der Drache endlich ein Stückchen weiter hinten gelandet war. Sofort sprang sie von seinem Rücken und rannte zu der Stelle, an der Adrian gelandet war.
»Adrian ... Adrian ... Adrian. Ist alles in Ordnung mit dir?«
Er war zwar ganz gut gelandet, aber der Versteinerungsprozess war inzwischen bedrohlich vorangeschritten. Nur noch ganz leise hauchte er,
»Danke ... dass ... du ... nach ... mir ... gesucht ... hast.«
Es dauerte eine lange Zeit, bevor er ganz langsam und mit großer Anstrengung weitersprach, »Ich ... ich ... kriege ... keine ... Luft ... mehr ...«
Eine letzte winzige Bewegung durchzuckte ihn und mit einem Male sah es so aus, als wäre er jetzt völlig zu Stein erstarrt.
»NEIN! Nein! Du darfst nicht aufgeben! Nicht jetzt! Nicht, wo wir es fast geschafft haben! Los! Sag etwas! Los! ... Neeiiin ...«
Tränen kullerten ihre Wangen herunter und tropften auf sein steinernes Gesicht, über das sie sich gebeugt hatte. Aber so sehr sie sich auch bemühte, konnte sie nicht das kleinste Anzeichen von Leben mehr erkennen.
»Wieso kann ich dieses furchtbare Amulett nicht aufbekommen? Ich will den Schlüssel endlich haben! ICH WILL DIE MACHT!«, zeterte Cleora Mordana wütend vor sich hin, nachdem sie seit Stunden alles Mögliche und alle erdenklichen Zauber versucht hatte, um an den kostbaren Inhalt des kleinen, glänzenden Metallbehältnisses zu kommen. Voller Jähzorn warf sie es schließlich auf den Tisch, der direkt vor ihr stand, und riss dabei eine Ampulle mit einer grünen, rauchenden, öligen Flüssigkeit um, die sich über die Seiten eines uralt aussehenden Buches ergoss, das aufgeschlagen auf dem Tisch lag und sofort begann, sich wie Säure durch die vergilbten Blätter zu fressen. Das Amulett rutschte dann noch ein Stück weiter über den Tisch, bis es an eine kleine, hölzerne Truhe mit viel zu wuchtigen Eisenbeschlägen und drei Schlössern stieß, bei denen aber eigenartigerweise das Schlüsselloch fehlte. Mitten auf dem Deckel der Truhe war ein prächtiges, goldenes Wappen eingeprägt - das Wappen von Arlon.
Widerwillig und vor Wut kochend schob die Hexe das inzwischen fast völlig vernichtete Buch achtlos zur Seite, ergriff wieder das gerade weggeworfene Amulett und steckte es in ihre Tasche. Eine schwarze Krähe, die in einem kleinen, runden Käfig saß, der über dem Tisch von der Decke baumelte, und jetzt, im falschen Moment, ein leises Krächzen von sich gab, wurde sofort Opfer der ungebändigten Wut Mordanas. Ein greller Blitz, der von ihren magischen Krallen ausging, traf den armen Vogel und warf ihn augenblicklich von seiner Stange. Tot fiel er in den Sand, der den Käfigboden bedeckte, und blieb regungslos liegen. Noch immer voller Zorn lief sie mehrmals in ihrem Zimmer auf und ab, unaufhörlich vor sich hin murmelnd, bis sie schließlich zur Tür lief und sie aufriss.
»HOL MIR SOFORT DIESEN EISENBERG HER! UND BEEIL DICH GEFÄLLIGST!«, schrie sie aus ihrer Tür hinaus den Erstbesten an, den sie auf dem Gang sah. Schon nach wenigen Minuten stand Tomar von Eisenberg mit unbewegtem Gesicht in der Tür und schaute die Hexe fragend an.
»Kommt rein und schließt die Tür!«, forderte sie ihn auf und versuchte dabei fast nett zu wirken. Nur mit viel Mühe konnte sie ihren aufgestauten Zorn verbergen. Schweigend trat er herein und verschloss die Tür. Nur langsam trat er näher an die Schwarze Hexe heran. Sein ganzer Körper war aufs Äußerste gespannt, jederzeit bereit, sich zu verteidigen.
»Ich will euch nichts tun!«, begann die Hexe noch einmal mit gespielter
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