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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Geräusch von splitterndem Glas, gefolgt von lautem Krachen und Scheppern schnitten Ben das Wort ab.
    Offenbar hatte sie die Aktion unbeschadet überstanden, denn nur ein paar Sekunden später hörte Ben laut und deutlich Annas
Stimme. »Ich hab die Flinte und ziele genau auf seine Brust.« Offensichtlich waren ihre Worte sowohl an Ben wie an Chardin gerichtet.
    Ben betrat die Wohnung. Er benötigte ein paar Sekunden, bis sich seine Augen an das Halbdunkel gewöhnt hatten. Dann sah er Annas Schatten vor dem schweren Vorhang und die Umrisse der Pumpgun, die sie in der Hand hielt.
    Und er sah einen Mann, der sich mit unsicheren Bewegungen langsam erhob. Er war in eine sonderbare, schwere Kutte gehüllt. Sein Kopf war von einer Kapuze verdeckt. Chardin war alles andere als ein kraftstrotzender Mann. Er war ein Gefangener.
    Was passiert war, lag auf der Hand. Anna war durchs Fenster gesprungen und hatte Chardin umgerissen, wobei ihm die Waffe aus der Hand gefallen war.
    Ein Zeit lang standen die drei einfach nur da und schwiegen. Chardin atmete schwer. Als hätte er Schmerzen.
    Ben tastete an der Wand nach einem Lichtschalter. Währenddessen behielt er Chardin im Auge. Unter dem mönchsartigen Gewand konnte sich durchaus eine weitere Waffe verstecken. Als die Deckenlampe aufleuchtete, wandte Chardin ruckartig das Gesicht ab.
    »Keine Bewegung«, sagte Anna laut.
    »Herrgott, Chardin, jetzt benutzen Sie mal Ihren berühmten Verstand«, sagte Ben. »Wenn wir Sie hätten umbringen wollen, dann wären Sie schon tot. Es ist ja wohl offensichtlich, dass das nicht unsere Absicht ist.«
    »Drehen Sie sich um. Schauen Sie uns an«, sagte Anna.
    Chardin rührte sich nicht. »Sie sollten das nicht von mir verlangen.« Seine Stimme klang wie ein Röcheln.
    »Drehen Sie sich um, verdammt.«
    Langsam drehte Chardin sich um. Und Ben stockte der Atem. Er konnte sich ein paar Sekunden nicht bewegen. Dann würgte es ihn. Fast hätte er sich übergeben. Unwillkürlich stöhnte auch Anna auf. Der Anblick war Furcht erregend.
    Sie schauten in eine fast konturlose Masse aus Narbengewebe, das alle paar Zentimeter in eine andere Form oder Farbe überging. Manche Stellen waren zerfurcht, fast zerklüftet, an anderen Stellen war das wilde Fleisch glatt und fast glänzend, als ob
es lackiert oder mit einer Plastikschicht versiegelt wäre. Bis auf die Stellen, wo sich dunkle, purpurrote, spiralenförmige Krampfadern befanden, war das ganze Gesicht mit haarfeinen Blutgefäßen überzogen, die entzündet und speckig rot leuchteten. Die starren, wässrig grauen Augen wirkten verwirrend deplatziert - wie zwei einsame große Murmeln, die ein Kind nach dem Spielen auf dem Asphalt hatte liegen lassen.
    Ben wandte den Blick ab, zwang sich aber dazu, wieder hinzuschauen. Eingebettet in eine Vertiefung in der Mitte des Gesichts sah man zwei Öffnungen, etwas oberhalb der Stelle, wo die Nase sich normalerweise befand. Darunter war der Mund, ein klaffender Spalt, eine Wunde inmitten einer Wunde.
    »Großer Gott«, flüsterte Ben.
    »Gelungene Überraschung, was?«, sagte Chardin. Der Mundschlitz bewegte sich kaum, während er sprach. Als ob er die von einem kranken Sadisten entworfene Puppe eines Bauchredners wäre. Er lachte kehlig. »Die Berichte über meinen Unfall waren eigentlich alle korrekt. Bis auf den Punkt, dass ich dabei umgekommen wäre. >Bis zur Unkenntlichkeit verbrannt‹ - stimmt genau. Ein Wunder, dass ich das Feuer überlebt habe. Wie oft wünschte ich mir, ich wäre wirklich gestorben. Dass ich überlebt habe, war eine monströse Laune des Schicksals. Das Schlimmste, was einem menschlichen Wesen zustoßen kann.«
    »Man hat also versucht, Sie umzubringen«, murmelte Anna. »Aber es ist schief gegangen.«
    »Ich würde eher sagen, dass es in fast jeder Hinsicht geklappt hat.« Er stöhnte auf: Ein dunkelroter Muskelstrang, der rund um eins seiner Augen verlief, zuckte. Es war offensichtlich, dass ihm das Sprechen Schmerzen bereitete. Er bemühte sich um eine überdeutliche Aussprache, weil aufgrund seiner Verletzungen die Konsonanten nur schwer zu verstehen waren. Seine Worte kamen zwar nur zögernd, entfalteten aber dennoch eine hypnotische Wirkung. »Einer meiner engsten Vertrauten hatte eine Ahnung, dass man versuchen könnte, mich auszuschalten. Es gab Gerüchte, dass man die angeli rebelli schon in Marsch gesetzt hatte. Als er mich auf meinem Landsitz besuchen wollte, war es schon zu spät. Er fand nur noch Asche, schwarze Holzbalken und

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