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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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sein gesamtes Erwachsenenleben auf einer Lüge beruht hatte. Ben war wie betäubt. Plötzlich hörte er wie von weit her eine Stimme.
    »Mr. Hartman! Mr. Benjamin Hartman. Es liegt ein Haftbefehl gegen Sie vor. Wir müssen Sie bitten, das Haus nicht zu verlassen.«
    O Gott.
    Es war die Stimme von Bernard Suchet. Er musste die örtliche Polizei gerufen haben. Schmids frostig untertreibende Worte fielen ihm ein: Sollte ich Sie noch einmal hier antreffen, könnte das unangenehm für Sie werden.

    Neben Suchet standen Deschner und zwei Wachmänner mit gezogenen Revolvern.
    »Die Kantonspolizei hat uns darüber informiert, Mr. Hartman, dass Sie sich illegal im Land aufhalten. Sie machen sich demnach eines strafbaren Vergehens schuldig«, sagte der Bankier. Deschners Gesichtausdruck war völlig neutral.
    »Wovon reden Sie überhaupt?«, fragte Ben und spielte den Entrüsteten. Hatten sie gesehen, dass er das Foto eingesteckt hatte?
    »Wir werden Sie so lange festhalten, bis die Polizei eintrifft.«
    Ben schaute ihn fassungslos an.
    »Sie haben gegen Schweizer Gesetze verstoßen«, fuhr Suchet laut fort. »Sie werden dieses Gebäude nur in der Obhut der Polizei verlassen.«

    Deschner stand stumm daneben. War das Angst, was Ben in seinen Augen sah? Warum sagte er nichts?
    »Begleiten Sie Mr. Hartman zu Stahlkammer Nummer 4«, sagte Suchet zu den beiden Wachmännern. »Sie stehen hiermit offiziell unter Arrest, Mr. Hartman.«
    Die Wachen machten mit gezückten Waffen einen Schritt auf ihn zu.
    Ben ging mit den beiden Wachen im Rücken den Korridor hinunter. Als er an Deschner vorbeiging, zuckte dieser kaum merklich mit den Schultern.
    Was hatte Peter gesagt? Denen gehört praktisch die halbe Polizei . Und Schmid? Die Einwanderungsbehörde kann Sie für ein Jahr in Gewahrsam nehmen, bevor ein Richter sich den Fall überhaupt anschaut.
    Er durfte auf keinen Fall ins Gefängnis wandern. Was ihn wahnsinnig machte, war nicht die Möglichkeit, eingesperrt oder getötet zu werden. Es war die Tatsache, dass es in beiden Fällen das Ende seiner Nachforschungen bedeutet hätte. Peters Anstrengungen wären umsonst gewesen. Die Organisation hätte gesiegt.
    Das durfte er einfach nicht zulassen. Um keinen Preis.
    Wenn ein Bankkunde besonders wertvolle Objekte wie Gold, Edelsteine oder Inhaberobligationen aus seinem Schließfach holte, zum Beispiel um offiziell ihren Wert feststellen zu lassen, dann ließ er sie in die Stahlkammern bringen. Die Stahlkammern verfügten über verstärkte Stahltüren und wurden von einer hauseigenen Überwachungsanlage gesichert. An der Tür von Kammer 4 hielt einer der Wachen eine Karte mit einem Strichcode vor ein blinkendes rotes Licht; als die Tür aufsprang, bedeutete er Ben mit einer Handbewegung, als Erster hineinzugehen. Die beiden Wachen betraten nach ihm den Raum. Dann hörte er dreimal ein metallisches Klicken, und die Tür war verschlossen.
    Ben schaute sich um. Jede Ecke war hell ausgeleuchtet. Es war kaum möglich, hier auch nur einen einzigen Edelstein zu verlieren oder zu verstecken. Der Boden war mit dunkel glänzenden Schieferplatten belegt. Die spärliche Einrichtung bestand aus einem langen, makellos sauberen Plexiglastisch und sechs grauen Metallklappstühlen.
    Einer der Wächter - der stämmige Übergewichtige, dessen
rotes, schwabbeliges Gesicht auf eine konsequente Bier-und-Schweinebraten-Diät schließen ließ - bedeutete Ben mit einer Handbewegung, sich auf einen der Stühle zu setzen. Ben setzte sich widerwillig. Die beiden Männer steckten ihre Revolver in die Halfter. Ben zweifelte keine Sekunde daran, dass sie, ohne zu zögern, grob werden würden, sollte er nicht kooperieren.
    »Dann warten wir mal«, sagte der zweite Wachmann, der hellbraunes, kurz geschorenes Haar hatte. Er war schlanker als sein Kollege und wahrscheinlich wesentlich beweglicher. Sicherlich auch im Kopf.
    Ben wandte sich ihm zu. »Wie viel verdient man hier? Ich bin ein reicher Mann, ich könnte Ihnen beiden zu einem sorglosen Leben verhelfen. Sie tun mir einen Gefallen, und ich Ihnen.« Ben machte sich erst gar nicht die Mühe, seine nackte Verzweiflung zu verbergen; entweder sprangen sie darauf an oder nicht.
    Der Schlanke schnaubte verächtlich und schüttelte den Kopf. »Warum reden Sie nicht lauter? Die Mikrofone wollen auch was hören.«
    Warum sollten sie ihm glauben? Hier in dem Loch konnte er ihnen nicht beweisen, dass er es ernst meinte. Dennoch war ihre amüsierte Geringschätzung ein gutes

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