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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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keinen Menschen, der sturer war als sie selbst. Und sie hasste es aufzugeben. Aber manchmal muss man einfach weitermachen. Manchmal ist das Einzige, was zählt, einfach nur am Leben zu bleiben.

    Zürich

    Als Ben Hartman und Matthias Deschner die Löwenstraße hinuntergingen, begann es zu nieseln. Der Himmel war stahlgrau. Die Linden zu beiden Seiten der Straße rauschten im Wind. Eine Kirchturmuhr schlug neun Uhr. Die Glockenschläge klangen wie eine Melodie. In der Mitte der Straße fuhr die Tram - die Sechser, die Dreizehner, dann die Elfer. Bei jedem Halt war ein metallisches Kreischen zu hören. Jede Menge FedEx-Lieferwagen waren unterwegs. Zürich war eine Weltkapitale des Bankwesens. Und das Bankwesen war ein zeitempfindliches Geschäft. Mit Regenschirmen bewehrte Bankangestellte eilten ihren Schreibtischen entgegen. Ein paar japanische Mädchen steckten kichernd die Köpfe zusammen. Die unlackierten Holzbänke, die unter den Linden standen, waren verwaist.
    Der Nieselregen hörte auf, setzte aber schon wenige Minuten später wieder ein. Sie überquerten in einem Pulk Fußgänger den Zebrastreifen an der Kreuzung Löwen- und Lagerstraße. Das leer stehende Gebäude mit dem Schriftzug Société de Banque Suisse wurde gerade saniert.
    Zwei Italiener mit modischen Dreitagebärten und identischen schwarzen Lederjacken gingen an ihnen vorbei. Beide rauchten. In einer Wolke Shalimar schwebte eine elegante Dame vorüber.
    Eine Querstraße weiter blieb Deschner, der über einem hässlichen karierten Sakko einen ausgebeulten schwarzen Regenmantel trug, vor einem weißen Gebäude stehen. Es sah aus wie ein Wohnhaus. Ein kleines Messingschild mit eleganten eingravierten Buchstaben wies es als Handelsbank Schweiz AG aus.

    Direkt gegenüber saß ein Mann in einem Straßencafe unter einem Coca-Cola-Sonnenschirm. Er hatte die schlanke Figur eines Halbwüchsigen, trug khakifarbene Cargo-Hosen und ein T-Shirt mit der Aufschrift MC Solaar. Auf dem Tisch stand eine Flasche Orangina und lag ein Tagesrucksack aus blauem Nylon. Lustlos blätterte er in einem Musikmagazin und sprach dabei in sein Handy. Hin und wieder hob er den Blick und schaute hinüber zum Eingang der Bank.

    Summend glitten die Flügel der Glastür auseinander. Die Tür schloss sich wieder, und für einen Augenblick standen sie eingeklemmt zwischen zwei schweren Glastüren. Dann öffnete sich auch die zweite Tür.
    Die Lobby der Handelsbank erwies sich als ein großer, mit Marmor ausgelegter Raum, der bis auf einen glänzenden schwarzen Schreibtisch an der hinteren Wand völlig leer war. Hinter dem Schreibtisch saß eine Frau, die leise in das Kopfmikro eines drahtlosen Telefon-Headsets sprach. Als Ben und Deschner eintraten, hob sie den Kopf.
    »Guten Morgen«, sagte sie. »Kann ich Ihnen behilflich sein?«
    »Guten Morgen. Wir haben einen Termin bei Dr. Suchet.«
    »Einen Moment, bitte.« Sie sprach leise in das Kopfmikro. »Er kommt sofort herunter.«
    »Bernard Suchet wird Ihnen gefallen«, sagte Deschner. »Anständiger Kerl, Bankier der alten Schule. Keiner von diesen hektischen Jungfüchsen, von denen Zürich inzwischen nur so wimmelt.«
    Im Moment, dachte Ben, wäre mir auch Charles Manson recht.
    Ein einzelner dezenter Klingelton, die Stahltür des Lifts glitt zur Seite, und ein großer Mann trat leicht gebückt auf sie zu. Er schüttelte erst Deschner, dann Ben die Hand. »Freut mich, dich zu sehen, Matthias«, sagte er und wandte sich dann an Ben. »Sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mr. Hartman.«
    Sie fuhren mit dem Lift nach oben. Vom Kabinendach blickte diskret ein kleines Kameraauge auf sie herab. Suchet hatte ein freundliches Gesicht. Er trug eine dicke rechteckige Brille, hatte ein Doppelkinn und einen gewaltigen Bauch. Das Einstecktuch, das aus der Brusttasche seiner Tweedjacke schaute, passte farblich zur Krawatte. Tweedjacke, dachte Ben, nicht gerade die übliche Garderobe für einen Bankier. Wahrscheinlich hatte er solch profane Dinge wie Kleiderordnungen schon hinter sich gelassen.
    Ben warf ihm ab und zu einen prüfenden Blick zu, konnte aber keinerlei Anzeichen von Misstrauen feststellen. Business as usual.
    Die Lifttür öffnete sich, und sie traten in einen Warteraum, der mit hochflorigem grauem Teppichboden ausgelegt war. Das Mobiliar bestand aus echten Antiquitäten, keine Reproduktionen.
Sie schritten durch den Raum zu einer Tür, wo Suchet die Chipkarte, die er an einer Kette um den Hals trug, in ein elektronisches

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