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Das silberne Schiff - [Roman]

Das silberne Schiff - [Roman]

Titel: Das silberne Schiff - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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wo wir sind.«
    »Bist du bereit, nach Hause zurückzukehren?«, fragte ich.
    Sie nickte, während sie auf zitternden Beinen dastand. »Wir sollten irgendwo sein, wo wir durch einen besseren Grenzalarm geschützt sind. Dann werden wir es zumindest erfahren, wenn sie kommen.«
    »Warum lassen wir unsere Kleidung nicht einfach hier?«, fragte ich.
    »Ich möchte nicht, dass sie die Höhle finden«, sagte Liam. »Sie lässt sich besser verteidigen als das Tal.«
    Widerstrebend musste ich mir eingestehen, dass er recht hatte. Dass wir uns möglicherweise verteidigen mussten. »Vielleicht sollten wir hier ein paar Waffen verstecken«, schlug ich vor.
    Kayleen grinste mich an. »Hab ich schon gemacht.« Sie zeigte auf den Holzhaufen.
    Als wir uns über den schmalen Pfad Westheim näherten, fragte ich: »Woher kommen sie? Was ist die Autokratie von Islas?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Geht. Verbrennt eure Kleidung. Nehmt Brise mit, und gebt ihr zu fressen und zu trinken. Ich gehe zurück, um zu beobachten, was sie tun. Bevor sie mich sehen und mich rauswerfen.« Sie ging zum Haus.
    Liam blickte ihr mit gerunzelter Stirn nach. »Sollten wir sie gewähren lassen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass wir sie aufhalten könnten. Außerdem hat sie recht. Wir müssen mehr in Erfahrung bringen.« Ich griff nach Brises Leine, dann traten wir in den frühen Abend hinaus.
    »Geh und kümmere dich um Brise«, sagte er. »Ich mache ein Feuer.«
    »Du willst es wirklich tun? Alles verbrennen?«
    Er nickte mit grimmiger Miene. »Ich vertraue Kayleen mehr als diesen Leuten.«
    Nun gut. Letztlich sah ich es genauso. Als ich Brise ins Gehege gebracht hatte, wo sie den Kopf in einem Armvoll Heu vergrub, stellte ich mir vor, wie ich kleine Peilsender, die nicht einmal ich selbst sehen konnte, in Brises Futter fallen ließ. Ich erschauderte, als ich daran dachte, dass von diesen Besuchern eine tödlichere Gefahr für uns ausging als von der wilden Natur Islandias.
    Ich fand Liam an unserer Feuergrube. Er war nackt bis auf ein Handtuch, das er sich um die Hüften geschlungen hatte, und beobachtete, wie sein Lieblingshemd verbrannte. Seine Lippen waren ein dünner Strich. Er sah mich eine Zeitlang an und schien gründlich über sich oder mich oder uns beide nachzudenken. »Wenn es stimmt, was sie sagt, sind wir es Artistos schuldig, jetzt anzugreifen, sofern wir dazu imstande sind.«
    Kraftlos ließ ich mich auf eine Bank am Lagerfeuer fallen, als mir schwindlig wurde. Wie konnte er so etwas sagen? »Ich will niemanden töten. Ich will nicht, dass der Krieg zurückkehrt. Er ist vorbei.«
    Die Ungerechtigkeit, die Ungeheuerlichkeit und die Dummheit machten mich fassungslos. Warum konnte ich nicht einfach in Frieden leben? Mehr wollte ich gar nicht – nur in Frieden leben.
    Ich legte den Kopf in die Hände und konzentrierte mich auf die Geräusche, die Liam verursachte, als er das Feuer schürte, und auf das Knistern der Flammen. Ich schniefte, als mir der Gestank von verbrannter Kleidung in die Nase drang. Es gab auch normale Geräusche: Vögel, die sich in den Bäumen am Rand der Lichtung unterhielten, der Wind, der die Blätter rascheln ließ. Natürliche Dinge, die nicht ständig bedenken mussten, dass andere Leute einen Krieg führen wollten.
    Liam kam zu mir. »Ich habe dir saubere Kleidung gebracht.«
    Ich nickte, ohne den Kopf zu heben. Tränen sammelten sich in meinen Augen. »Gut. Spring ins Wasser, und spül dir den verdammten Staub ab. Und ich werde mich umziehen und das Feuer bewachen.«
    Er hörte nicht auf mich, sondern legte mir die starken Hände auf die Schultern, um sie schweigend zu massieren und zu entspannen. Die Tränen, die ich zurückgehalten hatte, flossen mir nun über Hände und Knie, bevor sie zu Boden fielen. »Warum war es nicht Joseph?« Er fehlte mir so sehr. Und dass die Fremden so gefährlich waren, machte es noch schlimmer, dass er nicht zurückgekommen war. Wie sollte ich eine solche Herausforderung ohne meinen kleinen Bruder bestehen? »Warum nicht Joseph? Warum diese Leute?«
    Liam beugte sich herunter und gab mir einen Kuss auf die Wange. »Ich werde gehen. Zieh dich um, ja?«
    Ich nickte und horchte auf seine sich entfernenden Schritte. Dann stand ich auf und zog mich schnell aus, so hektisch, dass ich mein Hemd an der Schulter zerriss. Also machte ich einfach weiter. Ich zerriss das gute grüne Hanfhemd in Fetzen, die nicht größer als meine Hand waren, und warf sie ins Feuer. Sah zu,

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