Das silberne Schiff - [Roman]
Ich suchte nach Worten, die ihn umstimmten. »Akashi würde nicht mit einem Kampf anfangen. Er würde mit Worten anfangen.«
Er wandte sich von mir ab, und seine Schultern wurden steif. »Was soll ich deiner Meinung nach tun? Untätig zusehen, wie diese Leute dich töten? Worauf sie meine Familie töten werden? Anscheinend aus dem einzigen Grund, weil sie hier leben?«
»Ich glaube«, warf Kayleen ein, »dass sie sie nur töten wollen, weil sie nicht modifiziert sind.«
Er stieß ein abgehacktes, hartes Lachen aus. »Komisch – und wir wurden ständig bedroht, weil wir modifiziert sind. Jetzt stecken sie in Schwierigkeiten, weil sie nicht modifiziert sind.«
Wie konnte er so schwer von Begriff sein? »Das sind nur zwei Seiten desselben dummen Arguments.« Ich blickte stirnrunzelnd auf seinen starren Rücken und bemühte mich, es zu verstehen. Das alles ergab überhaupt keinen Sinn – Krieg war für mich schon immer etwas völlig Sinnloses gewesen. »Geht es wirklich darum? Oder weil unsere Eltern diesen Planeten haben wollen? Das Land? Sind sie vielleicht deswegen gekommen?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
Ich wandte mich wieder Kayleen zu. »Kayleen? Was glaubst du?«
Sie lachte verbittert, dann warf sie den Kopf zurück und strich sich das Haar aus der Stirn. Die Finger ihrer Hand trommelten wieder auf der Bank. »Sie sind gekommen, weil man sie dazu angeheuert hat. Sie haben die Datennetze nicht installiert, um mehr über Islandia zu erfahren. Sie beobachten Artistos, und sie haben ein Warnsystem programmiert, falls hier irgendwelche anderen Schiffe oder Gleiter landen.«
Großartig! Erwarteten sie noch mehr Kämpfer? Noch mehr Schiffe? Ich starrte ins Feuer. Mein Gesicht war warm und mein Rücken kühl wie die Nacht. Ein Spiegel dessen, was ich empfand – Hitze und Kälte, Wut und Verwirrung, Wahnsinn und Resignation. »Wer hat sie angeheuert?« Die einzigen Menschen, die ein Interesse an Fremont haben konnten, lebten auf Silberheim, soweit ich wusste. »Unsere Eltern?« Nein, das war nicht ganz richtig. Sie lebten ja vermutlich nicht mehr. »Oder die Leute, zu denen unsere Eltern gehörten?«
Kayleen schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Aber wahrscheinlich verhält es sich so.«
»Was ist mit unseren Babys? Sind wir es ihnen nicht schuldig, einen Versuch zu unternehmen, den Frieden zu bewahren? Wir können nicht vor diesen Leuten davonlaufen. Sie würden uns überall wiederfinden.«
»Chelo?«, fragte Liam mit gebrochener Stimme von der anderen Seite des Feuers. »Was soll ich deiner Meinung nach tun?«
Schmerz flackerte in seinen Augen, in seinen angespannten Gesichtszügen, und ich wusste, dass wir wie Spiegelbilder waren. Wir beide verspürten Schmerz, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. »Wir haben gesagt, dass wir alles gemeinsam entscheiden wollen, weißt du noch? Was willst du?« Ich wandte mich an Kayleen. »Und du?«
Liam drehte sich wieder zu uns herum. »Es stimmt, was du über Akashi gesagt hast. Er würde nicht mit einem Kampf beginnen. Aber er würde trotzdem eine Faust bereithalten. Er wäre bereit zum Kampf, falls die anderen damit anfangen, und er wäre bereit zum Zuschlagen, wenn es sich nicht mehr vermeiden lässt. So hat er sich jedes Mal in gefährlichen Situationen verhalten.«
Ich warf einen Stock ins Feuer, und die Hitze stieg wie meine Furcht empor. »Liam? Was willst du tun?«
»Ich möchte wissen, ob wir die Möglichkeit haben, ihnen wehzutun, und ich möchte dazu bereit sein, es zu tun.« Er blickte mir direkt in die Augen. »Ich will ihnen nicht wehtun, aber uns bleibt keine andere Wahl. Wir müssen dafür sorgen, dass sie Mutter und Vater nichts antun.« Seine nächsten Worte kamen langsam, als müsste er sie mühsam hervorziehen. »Und ich glaube … dass wir vorher zu ihnen gehen und mit ihnen reden sollten. Auch wenn … verdammt, du warst dabei. Warum glaubst du, dass wir damit etwas erreichen? Wir verstehen diese Leute überhaupt nicht, und Kayleen hat recht, wenn sie sagt, dass sie viel, viel mächtiger sind als wir.«
»Sie hätten uns heute töten können, aber sie haben es nicht getan.«
»Aber sie könnten dich morgen töten. Wer sagt, dass sie uns ein zweites Mal gehen lassen? Wir haben großes Glück gehabt, dass sie uns überhaupt freigelassen haben.«
Kayleen wandte sich mir zu. »Das gefällt mir nicht. Andererseits werden wir wahrscheinlich sowieso sterben. Ganz gleich, wie wir uns entscheiden.« Eine Träne lief
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