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Das silberne Schiff - [Roman]

Das silberne Schiff - [Roman]

Titel: Das silberne Schiff - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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hinein.
    Liam beugte sich über mich, mit einem breiten Grinsen im Gesicht, die Augen vor Aufregung leuchtend. »Hast du noch weitere Silberkugeln dabei?«
    Ich nahm den Rucksack ab. »Nur eine.«
    Er nahm sie heraus und rief über die Schulter nach vorn: »Kayleen, du kannst starten!«
    Die Maschinen des Gleiters erwachten summend zum Leben. Liam beugte sich durch die noch nicht ganz geschlossene Tür hinaus, die Silberkugel in der Hand. Die Brennende Leere hob ab. Kayleen flog in einer engen Kurve auf die hoch aufragende Dämmerungsmacht zu. Kurz bevor der Haupteingang sichtbar wurde, warf Liam die Kugel. Dann schlug er auf die Kontrollfläche, und die Tür schloss sich, bevor wir den gedämpften Knall der Explosion hörten. »Ist sie drinnen gelandet?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Wir haben nicht genug Zeit, um uns davon zu überzeugen.«
    Die Brennende Leere stieg auf, neigte sich zuerst in die eine, dann in die andere Richtung und wurde immer schneller.
    »Ich kann es noch gar nicht fassen, dass wir alle am Leben sind«, sagte ich.
    Er berührte meine Wange. »Ich auch nicht. Jetzt werden sie uns nie wieder unterschätzen.«
    Wir gingen in die Hauptkabine. Kayleen saß auf einem hinteren Sitz, hatte die Augen geschlossen und kommunizierte mit dem Gleiter. »Es erstaunt mich, dass sie uns die Maschine einfach so überlassen haben.«
    »Haben sie gar nicht«, sagte er. »Kayleen musste einen Kode knacken, um hineinzugelangen.« Der Bildschirm zeigte, wie die Meeresküste von Islandia unter uns vorbeisauste.
    »Fliegen wir nach Hause?«, fragte ich.
    »Nach Hause?« Er schüttelte den Kopf. »Als Erstes will sie Brise holen.«
    Ich biss mir auf die Zunge. Dies war zweifellos unsere einzige Chance, und Brise hatte uns mit ihren Warnrufen mehr als einmal das Leben gerettet. Wir waren es ihr schuldig. Sie gehörte zur Familie.

Kapitel 34
    Das erste Opfer

    Kayleen flog in geringer Höhe das Tal hinauf. Wir landeten an der letzten möglichen Stelle vor dem Pfad nach Westheim. Sie ließ die Maschinen laufen, damit wir sofort wieder starten konnten. Die Brennende Leere stand im Freien und war völlig ungeschützt. Tempo war unsere einzige Hoffnung.
    Wir rannten den Pfad hinauf, alle zusammen, sprangen von Fels zu Fels und schafften es irgendwie, kein einziges Mal zu straucheln.
    Ganz oben hielt Liam an und schrie: »Nein!« Dann rannte er weiter. Wir folgten ihm.
    Das Dach unseres Hauses war durchlöchert. Eine Seite des Gewächshauses flatterte im Wind. Ein Teil des Kunststoffs war abgerissen und lag mehrere Meter entfernt.
    Liam zögerte und suchte nach Anzeichen, wer das getan haben könnte. Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter. Meine Wut ließ mich zittern. »Ein Gleiter kam aus dieser Richtung geflogen, kurz nachdem ihr den ersten vom Himmel geholt habt. Ich wette, sie waren es.«
    Ein mitleiderregender Ruf kam aus dem Gehege. »Brise!« Kayleen schoss an uns vorbei. Brise lag am Boden, und ihr Fell war auf einer Seite des Halses geschwärzt. Blut sickerte aus einer Wunde, wo der Hals in die Schulter überging. Sie hob den Kopf und trötete erneut.
    Ich ging neben dem verwundeten Gebra und seiner besten Freundin in die Knie. Meiner besten Freundin. Jetzt noch mehr als zuvor. Ich hätte am liebsten um Kayleens willen geschrien.
    Brises Atem rasselte in ihrer Kehle. Ich streichelte ihr das Fell. Sie versuchte den Kopf zu heben, schaffte es aber nicht. Dann verdrehte sie die Augen und stöhnte. Etwas Großes und Kräftiges hatte ihr an der Schulter die Muskeln weggerissen.
    Wie grausam.
    Sie schrie wieder, aber leiser und schwächer, ein langgezogener heller Ton, der mir ins Herz stach.
    Kayleen lag flach hinter Brise auf dem staubigen, trockenen Boden, den Bauch an das Rückgrat des Gebras gedrückt. Sie hielt Brises Kopf in den Armen. Das Abendlicht schimmerte auf Kayleens dunklem Haar, als es sich mit dem Grün von Brises Ohrbüscheln vermischte. Kayleen drückte die Hand auf Brises Hals, wo das Blut herausquoll und ihre langen Finger dunkelrot färbte.
    Liam kam langsam näher.
    Kayleen blickte zu ihm auf, mit Tränen in den weit aufgerissenen Augen. »Sie wird nicht wieder gesund, oder?«
    Liam schüttelte den Kopf und schluckte schwer. Als er auf uns herabblickte, standen auch in seinen Augen Tränen. »Ich sollte … wir sollten …«
    Kayleen hob eine Hand und streichelte Brises Nase. Sie vergrub für einen Moment das Gesicht zwischen den langen Ohren des Gebras, dann

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