Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das silberne Schiff - [Roman]

Das silberne Schiff - [Roman]

Titel: Das silberne Schiff - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
Ausschau halten sollen, aber niemand hat mir gesagt, dass ihr es seid.«
    »Vielleicht wusste es niemand.« Ein helles, nervöses Lachen kam über Kayleens Lippen.
    Er sah sie an und dann mich, wobei er unsere dicken Bäuche bemerkte. Er bedachte Liam mit einem Blick, der möglicherweise anerkennend gemeint war. Schwer zu sagen, aber es gefiel mir nicht. Das war eine Sache zwischen Männern, bei der wir ausgeschlossen waren.
    Trotzdem umarmte ich Stile und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Es fühlte sich einfach nur verdammt gut an, wieder ein anderes freundliches Gesicht zu sehen.
    Er erwiderte meine Umarmung, hielt mich fest gedrückt, ließ mich aber kurz darauf wieder los.
    »Ja, das waren wir«, sagte ich. »Vor etwa einer Stunde. Und Gianna sollte sich lieber Sorgen machen. Es sind andere auf Islandia gelandet.«
    Er trat ein wenig zurück, runzelte die Stirn und nickte schließlich. »Das ist der Grund, warum die Stadt verdunkelt ist.« Er legte eine Hand ans Ohr, und ich bemerkte den dunklen Fleck eines Ohrempfängers. »Ich werde Nava vorwarnen, dass ihr im Anmarsch seid.«
    »Würdest du uns in die Stadt begleiten?«, fragte ich.
    »Nava würde mich umbringen, wenn ich meine Wächterpflichten vernachlässige.«
    Liam nickte. »Das traue ich ihr zu. Jetzt wird es ernst, Stile. Zweifle keinen Augenblick daran. Halt weiter Wache.«
    Stile neigte respektvoll den Kopf. »Es freut mich, dich wieder hier zu haben, Liam. Wir haben gehört, dass ihr alle verschwunden seid, und manche sagten, ihr würdet nie mehr zurückkommen. So wie damals, als Joseph, Alicia und Jenna abgeflogen sind. Manche sagten, ihr hättet uns im Stich gelassen, aber daran habe ich nie geglaubt, nicht nachdem ihr geblieben seid, als die anderen mit dem Raumschiff aufgebrochen sind.« Er kratzte sich am Kopf und blickte sich um. »Bewegt euch vorsichtig – die Stadt hat Angst, und nicht alle mögen euch.« Er wandte sich dem Weg zu, auf dem wir gekommen waren. »Es ist ein trauriger Tag für Artistos, wenn der Grenzalarm nicht mehr genügt. Ich werde ihnen sagen, dass ihr kommt.«
    Er blieb zurück, um den Weg zu bewachen und in seinen Ohrempfänger zu sprechen.
    Kayleen lief wieder los und wurde schneller. Wir folgten ihr über den ausgetretenden Pfad, am Platz vorbei, wo die Vagabunden zum Geschichtenabend ihre Wagen aufstellten, bis wir den Stadtrand erreicht hatten. So schnell zu laufen war aufregend – mit dem Wind im Gesicht, das Haar hinter mir wehend, mit kräftigen Atemzügen. Ich zog an den beiden vorbei und lag für ein paar Meter vorn, bis Liam mich einholte und dann Kayleen uns beide. Sie drehte den Kopf und blickte zu uns zurück.
    Wir wurden langsamer, als wir durch den Stadtpark kamen. Außer während eines Sturms hatte ich die Stadt noch nie so dunkel erlebt. Schatten bewegten sich hinter ein paar Fenstern, und in der Ferne rief ein Gebra, doch ansonsten machte Artistos fast den Eindruck einer Geisterstadt.
    Endlich erreichten wir Palomas Haus – ohne auch nur einem einzigen Menschen auf der Straße zu begegnen. Kayleen drückte die Tür auf, betrat das verdunkelte Haus und flüsterte laut: »Mutter!«
    Paloma kam aus ihrem Lagerraum und hielt eine Taschenlampe nach unten gerichtet, so dass ihr Gesicht im Schatten lag. Wie üblich folgte ihr der Duft nach getrockneten Kräutern. »Kayleen? Mein Baby!« Sie blickte sich um und schien uns selbst im Dunkeln zu erkennen. Ein langgezogener Seufzer kam über ihre Lippen. »Chelo. Liam. Ich bin so froh, euch wiederzusehen.« Sie trat zu Kayleen und strich ihrer Tochter mit einer Hand über die Wange. »Geht es dir gut? Wo wart ihr?«
    Sie blickte auf Kayleens runden Bauch und verstummte. Dann berührte sie ihn vorsichtig. Sie sah Liam an, dann mich und blinzelte, als hätten wir ihr gesagt, dass am nächsten Morgen die Sonne untergehen würde.
    Kayleen stöhnte leise in der Stille. »Ich werde alles später erklären.« Sie griff nach Paloma und schloss sie in die Arme. »Ich bin mir nicht sicher, ob es uns gutgeht. Wir sind soeben von Islandia zurückgekehrt, und wir müssen mit dem Stadtrat reden. Da drüben sind Menschen, die euch töten wollen, die uns töten wollen.« Sie hielt kurz inne, um sich zu sammeln. »Ich möchte, dass du mit mir zum Stadtrat gehst.«
    Dieser Wunsch überraschte Paloma nicht so sehr wie Kayleens Schwangerschaft. »Ich hatte gehofft, dass Gianna Gespenster sieht.« Sie löste sich von ihrer Tochter. »Aber das hat sie nicht, oder?«
    Liam trat vor.

Weitere Kostenlose Bücher