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Das silberne Schiff - [Roman]

Das silberne Schiff - [Roman]

Titel: Das silberne Schiff - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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»Nein, das hat sie nicht. Könntest du jetzt gleich mitkommen?«
    »Lasst mich noch ein paar Sachen wegräumen.« Paloma kehrte in ihren Arbeitsraum zurück und ließ uns in der Dunkelheit stehen. Es raschelte und klapperte, während sich das Licht bewegte. Dann kam sie wieder heraus. »Gehen wir.«
    Wir liefen die Straße hinauf zu meinem alten Haus, in dem Joseph und ich mit Steven und Therese gelebt hatten, bis sie gestorben waren. Danach hatten Nava und Tom das Haus als neue Anführer der Kolonie übernommen. Wir waren dort geblieben, als wären wir Mobiliar, das zum Haus gehörte.
    Ich hätte den Weg zu diesem Haus voller süßer und bitterer Erinnerung selbst in absoluter Finsternis gefunden.
    Es stand nicht weit vom Stadtrand und war von Bäumen umgeben, die erste Vorboten des nahen Samtwaldes waren. Der Samtfluss verlief vor dem Haus, in einem tiefen Bett, das von vielen Jahren des winterlichen Schmelzwassers gegraben worden war. In der Küche war schwaches Licht zu erkennen, das kaum durch die Fenster drang. Liam klopfte an.
    Nava öffnete die Tür. Paloma hob die Taschenlampe, damit Nava uns sehen konnte. Auch wir konnten Navas Gesicht sehen, als würden ihre blasse Haut, die grünen Augen und das lange rote Haar körperlos in der Luft schweben. »Stile hat mir mitgeteilt, dass ihr zurückgekehrt seid. Kommt herein.« Sie wandte sich um, und wir folgten ihr in die Küche. Zwei Kerzen brannten auf dem kleinen Tisch, auf dem Gläser mit Tee und getrocknete Äpfel lagen. Schüsseln und Löffel vom Abendessen standen in der Spüle, und in einem Topf auf dem Ofen kühlte Djuri-Eintopf ab. Der Geruch nach Fleisch, Kartoffeln und Gewürzen hing in der Luft.
    Navas freundlicher Ehemann Tom wischte die Anrichte neben der Spüle ab. Hunter saß am Tisch und wirkte älter und ausgezehrter als sonst. Seine Augen waren dunkle Steine, die von einem Nest aus Runzeln umgeben waren. Seine knorrigen Hände lagen auf dem Tisch, und eine zitterte, als hätte er sie nicht mehr unter Kontrolle. Die andere war völlig ruhig. Er sprach zuerst und sah dabei Kayleen an. Ich dachte, er würde unsere Schwangerschaft erwähnen, aber das Erste, was er sagte, war: »Ihr habt uns verlassen.«
    Typisch Hunter. Eigentlich sollte er uns tadeln, weil wir uns wie unreife Dummköpfe verhalten hatten, oder damit drohen, uns ins Gefängnis zu werfen, statt leise zu Kayleen zu sprechen.
    »Wir sind zurückgekommen, um euch zu warnen, Hunter«, sagte ich. »Artistos ist in Gefahr.«
    Er nickte. »Ich höre.«
    »Solltest du nicht lieber den Rest des Stadtrats zusammenrufen?«, fragte ich.
    Nava runzelte die Stirn und sah Hunter an. »Nicht jetzt. Nicht zu dieser späten Stunde. Außerdem sind wir sowieso der Kriegsrat.«
    Vom Kriegsrat hatte ich noch nie gehört.
    »Wir werden uns zuerst anhören, was ihr zu sagen habt«, erklärte Hunter.
    Tom war damit beschäftigt, Tee zu machen. Nava setzte sich an den Tisch und beobachtete uns aufmerksam, und neben ihr schloss Hunter die Augen, als wollte er uns nur hören und nicht sehen. Kayleen und Paloma saßen zusammen, Paloma ein Stück hinter ihrer Tochter, da eigentlich nur sechs Personen am Tisch Platz hatten. Liam hatte zwischen mir und Kayleen Platz genommen. Kayleen sah Hunter an, dann Nava und Tom. Schließlich blickte sie zu uns. »Ich habe Chelo und Liam nach Islandia gebracht. Das Ganze ist meine Schuld.« Sie schaute sich am Tisch um. »Es tut mir leid.«
    Paloma lächelte – offenbar war sie kein bisschen überrascht. Nava jedoch zog die Mundwinkel herunter und funkelte Kayleen missbilligend an. Tom servierte uns vier dampfende Tassen mit Rotbeerentee und setzte sich auf den Stuhl neben mir. Auch er sah Kayleen lächelnd an, als hätten er und Paloma etwas Positives in Kayleens sofortigem Geständnis erkannt. Andererseits schienen Tom und Paloma sehr häufig ähnlich zu denken.
    Bevor irgendjemand Fragen dazu stellen konnte, sprang ich in die Bresche und erzählte die Geschichte, wie wir die Dämmerungsmacht gesehen hatten, wobei ich so viele Details über die Söldner und ihr Schiff wie möglich einfließen ließ. Liam ergänzte einiges, das ich vergaß, und sprach über das Ablenkungsmanöver, das er und Kayleen mit den Dämonenhunden inszeniert hatten, und über unseren Überraschungsangriff. Kayleen fügte Dinge hinzu, die sie aus ihren Netzen erfahren hatte. Nava oder Paloma unterbrachen uns gelegentlich mit Fragen. Hunter hielt die Augen geschlossen und sagte die ganze Zeit gar

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