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Das silberne Schiff - [Roman]

Das silberne Schiff - [Roman]

Titel: Das silberne Schiff - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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zitterte, als sie sagte: »Lebe wohl.«
    »Du auch. Pass gut auf dich auf.«
    Ich schluckte und wartete, bis alle anderen gegangen waren, und hielt auf der Leiter noch einmal inne, um mich zu Kayleen umzuschauen. Sie stand in der Küche, das Gesicht im Feuerschein, als sie mir nachblickte, die Hände ruhig über dem Bauch verschränkt. Ihre Aufgabe würde genauso schwer sein wie unsere.
    Draußen herrschte die Stille des frühen Morgens, so dass unsere Schritte ungewöhnlich laut klangen, als könnte man sie bis Artistos hören. Schicksal stand am Himmel, eine kleine weiße Scheibe, der einzige sichtbare Mond. Bei Sonnenaufgang, wenn es losging, hatten wir für ein paar Stunden auch Hoffnung und Sommer auf unserer Seite, bevor Schicksal irgendwann unterging. Drei Monde brachten Glück.
    Ich blieb bei der Angriffstruppe und bei Liam, bis sie den Hochweg erreichten. Dort winkte Liam mir zu, eine dunkle Bewegung zu einer dunklen Stunde. Dann war er fort. Ich sah zu, wie zweihundert Kämpfer an mir vorbeizogen, darunter auch Sky und Sasha, alle ernst und entschlossen und schweigsam. Ich schloss die Augen und wünschte ihnen viel Glück. Sky, Sasha und Liam würden sich mit Akashi absetzen, worauf Stile dann den Rest übernahm.
    Entschlossen wandte ich mich um und lief allein weiter, die Straße hinauf, die sie hinuntergingen. Ich rannte, so schnell ich konnte, und blieb in der Nähe der Bäume am Wegesrand. Am Anfang der Alten Straße warteten Tom und Zuckerweizen auf mich, zusammen mit Tiger. »Ist bislang alles gut gelaufen?«, fragte er.
    »Die Leute aus der Höhle sind unterwegs. Sie wirkten stark und kampfbereit.« Sie würden auf andere stoßen, die bereits am Vortag näher an die Stadt herangerückt waren.
    Tom stieg ab, streckte die Hände aus und stemmte mich hoch, so dass ich vom Steigriemen aus meinen anderen Fuß nur noch in eine weitere Schlaufe schieben musste, um mein rechtes Bein über die hohe Rücklehne von Tigers Sattel schwingen zu können. Als wir losritten, war vom tiefen Hohlweg aus nur ein kleiner Streifen des Himmels mit Mond und Sternen sichtbar. Auf halber Strecke der Alten Straße bogen wir nach rechts ab und kämpften uns durch dichtes Unterholz vor. Wir überließen es den Gebras, den sichersten Weg zu finden. Tom war hinter mir, und bis auf das gelegentliche Schnaufen von Zuckerweizen oder das Klacken eines gespaltenen Hufs an einem Stein kam es mir vor, als würde ich ganz allein durch den dunklen Wald reiten.
    »Jetzt nach rechts«, rief Tom von hinten. »Der Pfad ist recht steil.«
    Ich lenkte Tiger auf einen kleinen Seitenpfad und packte das dicke Haar an ihrem Hals, als sie für ein paar Schritte fast senkrecht zu laufen schien. Sie spannte die Lenden und legte den Kopf tief, als sie sich anstrengte. Kurz danach wurde es besser, zumindest schien der Weg nicht mehr ganz senkrecht nach oben zu führen. Zweige streiften meine Beine, und ich musste mich unter niedrigen Ästen wegducken. Einmal schreckte Tiger zusammen, als etwas Kleines und Pelziges zwischen ihren Beinen davonhuschte.
    Zwanzig Minuten, nachdem wir die Alte Straße verlassen hatten, kamen wir knapp unter dem Grat zwischen den Bäumen hervor. Von hier aus konnten wir viel mehr sehen als von der Aussichtskurve. Wir konnten sogar die Aussichtskurve und den Hochweg überblicken. Hier würden sich meine scharfen Augen als sehr nützlich erweisen.
    »Hallo«, rief Paloma von oben. Als ich mich umdrehte, sah ich sie und ihr Gebra Sand. Zunächst waren sie nur eine Bewegung, die sich aus dem Chaos aus dämmerungsgrauen Zeltbäumen, Rotbeerensträuchern und Samtahorn löste. Das hohe Gras war von den Ebenen heraufgeweht worden und klammerte sich verzweifelt an den felsigen Boden. Lange Schatten verdunkelten die Hälfte der freien Fläche, und alles Übrige wurde im ersten Licht des Tages immer deutlicher erkennbar. In wenigen Augenblicken würden wir die Sonne sehen, und dann begann die Schlacht.
    Ich stieg ab und drückte Paloma an mich. Erschüttert bemerkte ich, wie schmal ihre Schultern geworden waren. »Wie geht es Kayleen?«, flüsterte sie mir ins Ohr.
    »Den Umständen entsprechend gut.«
    »Das freut mich.« Wir hielten uns in den Armen und warteten. Als das Sonnenlicht die Felsen über uns berührte, ließ ich sie los. Ich führte Tiger zu Sand. Akashi hatte diese Stelle für uns ausgesucht. Sie schien eine gute Wahl zu sein. Die steilen Felswände und der dichte Wald boten ausgezeichnete Deckung, und der Felsüberhang

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