Das silberne Schiff - [Roman]
Stile.
Dies konnte unsere letzte friedliche Mahlzeit sein. Ich hatte keinen großen Appetit, aber ich aß nicht mehr nur für mich allein. Ich nahm ein Stück Brot und riss kleine Brocken ab, um sie nach der Karotte zu essen. Das Baby vollführte eine langsame Drehung, worauf ich die Hand auf den Bauch legte und ihn streichelte. Welcher Zauber in einer so schmerzreichen Zeit! Ich schaute zu Kayleen. »Was macht dir am meisten Angst?«
»Eine Niederlage.«
Ich blickte über die Hügel. Wir hatten dort Fallen aufgestellt, aber wer wusste, ob die Söldner hineintappen würden? Sie hatten es bislang vorgezogen, nicht am Boden gegen uns zu kämpfen. Kein einziges Mal. All unsere Strategien kamen mir eher wie Hoffnungen vor. Wie plante man das Vorgehen gegen einen Feind, der so stark und technisch so gut ausgerüstet war?
Liam beantwortete ebenfalls meine Frage. »Ich habe Angst um euch und die Babys. Mir wäre es lieber, wenn ihr gar nicht hier wärt.«
»Dafür können wir nichts«, sagten Kayleen und ich gleichzeitig und grinsten uns an. Wir sagten häufiger die gleichen Worte, seit wir zu einem Dreigespann geworden waren. »Außerdem«, fügte Kayleen hinzu, »wollen wir genauso, dass dir nichts zustößt.«
»Es gibt keine absolute Sicherheit. Aber ich werde mir alle Mühe geben.«
»Das wollen wir hoffen.« Kayleens blaue Augen schimmerten. »Weil ich dir helfen werden, sie zu töten. Für die Babys.«
Liam brummte. »Und für Gianna und Nava und Eric und alle anderen.«
»Und für Brise«, fügte Kayleen hinzu.
Das Brot in meinem Mund schmeckte plötzlich wie Sägemehl.
Eine große Menge hatte sich im Höhleneingang versammelt. Es waren fast nur Schatten zu erkennen, unterbrochen vom gelegentlichen Lichtstrahl einer Taschenlampe und dem flackernden Schein des Küchenfeuers. Wir hatten über zweihundert Kämpfer in der Höhle der Macht zusammengezogen. Sie warteten darauf, dass wir die schwierigste Route in die Nähe von Artistos nahmen – den Hochweg. Selbst mit zweien unserer drei Verwischer war es ein gefährliches Unterfangen. Jenna hatte uns vor Jahren diese Werkzeuge gegeben, mit denen wir vom Netz unbemerkt in die Stadt gelangen konnten.
Die Luft knisterte vor aufgestauter Energie und Erwartung.
Junge Männer und Frauen in waldfarbener Kleidung und mit leichtem Gepäck standen in Gruppen zusammen. Kinder klammerten sich an Erwachsene, und Eltern, die zu alt zum Kämpfen waren, sahen zu. Die meisten schwiegen, andere sprachen liebevoll und aufmunternd zu ihrem Nachwuchs. Sky und Sasha, die zusammen mit Liam in der ersten Angriffswelle losziehen würden, bewegten sich vor dem Licht aus der Küche, während sie kleine Essenspakete für die Kämpfer zubereiteten. Sasha humpelte noch ein wenig, aber sie war sehr hartnäckig gewesen.
Wir drei traten ein wenig zur Seite und wollten noch einen Moment lang miteinander allein sein, bevor Liam und ich aufbrachen. Er wippte auf den Fußballen und blickte in Richtung Artistos. Wir hatten versucht zu schlafen, hatten uns jedoch nur unruhig und schwitzend hin und her gewälzt. Liam hatte uns beiden das Haar oder den Bauch gestreichelt oder sich aufgesetzt, um ins Leere zu starren. Jetzt war sein Gesicht hart. Er hatte sich das Haar kurz geschnitten und sah nun viel älter und grimmiger aus. Vielleicht war es aber auch nur in seinen blauen Augen. Jemand richtete kurz ein helles Licht auf Liams bronzefarbene Haut, und in diesem Moment sah er aus, als wäre er aus Metall.
Die Kämpfer stellten sich in einer Reihe auf, um weitere Päckchen von Hunter entgegenzunehmen. Kleine Päckchen mit Gift, von Paloma hergestellt, manche für das Wasser, manche für die Luft. Und größere Bündel mit getrockneten Stolperrebendornen und frischen Saugranken, die in den letzten ein oder zwei Tagen geerntet und in einem Fass mit Bachwasser feucht gehalten worden waren. Nun kämpfte die Wildnis von Fremont nicht gegen, sondern mit uns. Liam verließ uns, um sich ein Paket zu holen, und kehrte dann zurück.
Ein Vogelpfiff ertönte von oben. Unser Signal. Liam wandte sich Kayleen zu und beugte sich über ihren runden Bauch, um sie leidenschaftlich zu küssen. Nachdem sie sich voneinander gelöst hatten, nahm er die Leiter und führte die Gruppe aus der Höhle. Ich schloss Kayleen in die Arme und küsste sie auf die Lippen, was ich in der Öffentlichkeit fast nie tat. Ich streichelte ihre Wange und blickte tief in ihre grünen Augen.
Sie sah mich ruhig an, aber ihre Stimme
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