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Das silberne Schiff - [Roman]

Das silberne Schiff - [Roman]

Titel: Das silberne Schiff - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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existierte nicht mehr.
    Nun gab es nichts mehr für mich zu tun. Akashi und die Leute und der Hund konnten gefahrlos über das Nano-Feld gehen. Die Dämmerungsmacht und die Schöpferin konnten immer noch fliegen, da sie durch ihre Abschirmungen gesichert waren.
    Keiner ihrer Gleiter überlebte den Tod der Datennetze.
    Jetzt lag es an den Menschen und den kleineren, zerrissenen Netzen von Artistos. Die Bewohner von Fremont und ein paar von uns gegen etwa vierzig von Islas.
    Die Islaner hatten nicht den Hauch einer Chance.

Kapitel 59
    Mein Bruder, mein Kind

    Als er diesmal zu sich kam, saß Joseph wieder vollständig neben mir auf dem Felsen. Etwas hatte seinen Blick gebrochen, ein weiteres Mal nach dem Schaden, den er nach dem Erdbeben vor so vielen Jahren erlitten hatte. Er war in Schweiß gebadet und zitterte. Er drehte sich, so dass er zwischen mir und Kayleen saß. Mit einer Hand nahm er ihre, mit der anderen zog er mich heran. Er flüsterte mir ins Ohr: »Du hast mich gerettet.«
    Vielleicht. Was wusste ich schon? Ich gab die einzig mögliche Antwort. »Ich liebe dich.«
    Er starrte in die Ferne, blickte über Artistos hinweg, über die Stadt und die Schlacht hinweg und vielleicht sogar bis zum Meer. Einer der Monde, Schicksal, warf sein Licht genau auf ihn und zeichnete den weichen Umriss seines dunkles Haars nach und erhellte die Tränen, die ihm über die Wangen liefen.
    Sein Arm auf meiner Schulter zitterte. Seine Atemzüge waren tief und langsam, so viele, dass ich sie nicht mehr mitzählen konnte. Mir wurde kalt. Ich zog die Decke, von der er sich erhoben hatte, über meine und seine Schultern, damit sie uns beide wärmte.
    Eine Atempause. Ich hatte gesehen, wie ein Gleiter ins Meer gestürzt war. Nein, er war hineingeworfen worden, wie ein Spielzeug. Wollte ich es genauer wissen?
    Kayleen öffnete die Augen, blieb aber stumm. Ich blickte auf sie herab. »Was ist geschehen?«
    Sie blinzelte und streckte eine Hand an Joseph vorbei, um mich zu berühren, als müsste sie sich vergewissern, dass ich real war. »Die Babys sind in Sicherheit. Joseph hat sämtliche Netze der Söldner zusammenbrechen lassen. Ich habe es unseren Leuten gesagt. Sie sind jetzt in der Stadt. Jenna und Bryan suchen in allen Häusern nach Waffen oder anderen Überraschungen.« Sie wischte sich über die Stirn. Ich bemühte mich, ihr Geplapper zu verstehen, als sie fortfuhr. »Ich habe Sasha gesagt, dass sie die Tür für Liam und Dianne öffnen sollte, aber sie hätte es sowieso getan. Sie kennt sie. Und die Babys. Ming hat drei Islaner getötet. Mit bloßen Händen.«
    Joseph sprach in einem unheimlichen Flüsterton. »Auch ich habe drei von ihnen getötet.«
    Er war keinen Augenblick von meiner Seite gewichen.
    Kayleen drückte seine Hand. »Auch das war gut. Wieder drei, die niemanden von uns mehr töten können.«
    »Ich habe es getan. Ich hätte sie genauso gut erschießen können.« Er schlug die Hände vors Gesicht. »Ich habe sie ins Meer geworfen. Ich habe ihre Todesschreie gehört. Ich kann sie immer noch hören.«
    Ich erinnerte mich an meine Entscheidung, die ich getroffen hatte, als ich mit Lushia und Ghita losgezogen war. Als ich den Krieg begonnen hatte. »Wir alle haben unsere eigenen Stärken eingesetzt, kleiner Bruder. Deine sind nur ein wenig auffälliger als meine.«
    Er zog mich noch näher an sich heran, und so saßen wir für sehr lange Zeit da.
    Als das erste Sonnenlicht die Berge hinter uns berührte, brach die Dämmerungsmacht auf und erhob sich in den Himmel.
    »Siehst du?«, sagte ich zu ihm. »Das haben wir mit unseren Stärken bewirkt.«
    Er brummte. »Dianne sagt mir, dass ich vielleicht einen viel größeren Krieg vom Zaun gebrochen habe. Einen Krieg, der ganz Silberheim betrifft.«
    Und wieder erinnerte ich mich an den Tag meiner Entscheidung und an die Dämonenhunde. »Manchmal kann man nicht mehr tun, als jene zu beschützen, die man liebt.«

Epilog
    Das Mittagslicht fiel schattenlos auf den Stadtpark. Liam und ich saßen neben Akashi unter den Zwillingsbäumen nicht weit von der Asche des Hauses der Wissenschaftlergilde. Die Ruine war ein Trümmerhaufen, der hier und dort von frischem grünem Gras berührt wurde.

    Caro und Jherrel lagen neben uns auf der Wiese. Caro brabbelte vor sich hin, und Jherrel hielt einen Stock zwischen den pummeligen Händen, um ihn wie ein Metronom vor und zurück schwingen zu lassen.
    Ich blickte zu Akashi hinüber, der geschickt eine Zwillingsbaumfrucht schälte, ohne

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