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Das silberne Schiff - [Roman]

Das silberne Schiff - [Roman]

Titel: Das silberne Schiff - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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du ihn einfach nur spüren sollst. Versuch es noch einmal.«
    »Aber wenn das hier ein einzelnes System ist, warum kann ich es dann nicht bewältigen?«
    »Wer hat gesagt, dass es ein einzelnes System ist? Hier gibt es Netze für die Pflanzen, für die Tiere, Teile des Geo-Netzes, Teile des Beziehungsnetzes. Mein Sicherheitsnetz, das manche Dinge hereinlässt und andere aussperrt. Und noch viel mehr. Verlinkungen zwischen allem. Jetzt schließ die Augen.«
    Ich wollte weitere Fragen stellen, aber sein Befehlston schien keine Einwände zuzulassen. Ich gehorchte.
    »Gut. Jetzt spür die Temperatur. Sag mir etwas dazu.«
    »Es ist warm, aber nicht zu heiß.«
    »Gibt es Wind?«
    »Nein.«
    »Riech das Gras.«
    »Gut.«
    »Kannst du einfach nur das Gras riechen?«
    »Nein.«
    »Versuch es.«
    Und so arbeiteten wir weiter.
    Er drängte mich, meine Sinneswahrnehmungen zu trennen und wieder zusammenzuführen, mich auf eine Sache zu konzentrieren, dann eine andere, dann wieder eine andere. Ich hatte den Eindruck, dass es Aufgaben für ein Schulkind waren.
    Wir tranken Wasser, aber wir aßen nichts.
    Ich hatte es sehr schnell satt, immer nur einzelne Sinneswahrnehmungen und individuelle Daten zu isolieren. Mir taten der Kopf und der Bauch weh, aber ich wollte es gegenüber Marcus auf gar keinen Fall zugeben.
    Er trieb mich an, bis das Licht der Nachmittagssonne ein tieferes Gold angenommen hatte. Schließlich sagte er: »Stopp!«
    Mein Magen schrie nach etwas Essbarem, aber ich wollte keinen schwachen Eindruck machen. »Habe ich mich gut geschlagen?«
    »Was glaubst du?«
    Ich hatte nur einfachste Sinneswahrnehmungen benutzt, um Informationen zu gewinnen. »Wie soll mir das helfen?«
    Er legte den Kopf schief und verzog den Mund zu einem Lächeln. »Lehn dich zurück, und versuch noch einmal, die Daten des Gartens zu lesen.«
    Ich tat es. Wieder stürzten Daten auf mich ein, erfüllten mich und schüttelten meinen Körper durch. Ich war gleichzeitig übervoll und leicht wie Luft. Diese gemeinsamen Empfindungen kamen wir widersinnig vor, als würde ich fallen, obwohl ich die Steinbank hart und kühl unter mir spürte.
    »Konzentrier dich auf die Temperatur.«
    Datenfäden pulsierten um mich herum und durch mich hindurch. Sie bündelten sich, trennten sich, verknoteten sich und streckten sich. Jetzt kam es mir leichter vor, mich jeweils auf einen Faden zu konzentrieren, und einer nach dem anderen wurden sie für mich erfassbar. Einige hatten ihren Ursprung offensichtlich in der Nähe, sie betrafen die Geschichte der Pflanzen oder die Zusammensetzung der Erde. Unveränderte Datenfäden gaben die von Sensoren gemessene Temperatur an oder stammten von anderen technischen Geräten. Daten über Schmetterlinge und Vögel schwirrten chaotisch vor den Daten von und über die Bäume, und alles war mit Informationen zur Position verbunden. Ich fragte die Daten ab und wehrte mich gegen das Gefühl des Fallens, um mich nicht zu verlieren. Die Temperaturdaten mussten aus der Nähe stammen, mussten relativ konstant sein. Ich konzentrierte mich auf solche stetigen Fäden und überprüfte einen nach dem anderen. Position. Luftdruck. Luftfeuchtigkeit. Schließlich konnte ich flüstern: »Dreiundzwanzig Grad.«
    »Wie viele Quadratmeter Land begrenzt die Gartenmauer?«
    Ich tauchte wieder ein und fragte ab. Schmerzen zuckten durch meinen Bauch, und die Datenfäden schienen sich noch mehr zu bündeln und zu verknoten als beim ersten Mal. Das lag bestimmt nicht an den Daten selbst, sondern an mir. Ich zwang mich zu drei tiefen Atemzügen, und beim letzten kehrte ich vollständig in die physische Realität zurück. Ich hustete und prustete.
    Marcus sah aus, als müsste er wieder ein Lachen unterdrücken. »Hast du Fortschritte gemacht?«
    »Klar. Jetzt kann ich einen katatonischen Anfall bekommen und mich kotzübel fühlen, während ich Dinge herausfinde, die mein Hautgefühl mir längst verraten hat.«
    Er warf den Kopf zurück und lachte laut. »Genau. Sehr gut. Du hast Sinn für Humor.«
    Alicia hatte mich immer damit aufgezogen, dass ich viel zu ernst war. Ich beobachtete, wie er in eine Hosentasche griff und mir ein Taschentuch zuwarf. »Wisch dir das Gesicht ab. Wir machen jetzt eine Mittagspause und arbeiten danach an körperlichen Übungen.«
    Ich stöhnte und dachte an Jennas endlose Sportübungen an Bord des Schiffs. So hatte sie mich, Chelo und Kayleen unterrichtet – wir sollten unser Wissen erarbeiten. Vielleicht war diese

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